Afrika-Blindenhilfe

Augenarzt aus Kreis Pfaffenhofen auf seinem 100. Einsatz in Tansania

07.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:08 Uhr

Erinnerungen an die jüngste Reise nach Tansania: Am Ende stellten sich einige Patienten des Hettenshausener Augenarztes Winfried Grasbon (großes Foto, ganz hinten, 2. von links, neben Hans Wojta) zum Gruppenfoto auf.

Jetzt hat er die 100 voll: Der Hettenshausener Augenarzt Winfried Grasbon ist Ende 2022 noch einmal nach Tansania gereist – die Zahl der Einsätze an verschiedenen Orten in dem afrikanischen Land ist somit erstmals dreistellig.



„Mit einem kleinen Fest und einer Torte haben wir dieses Jubiläum gefeiert“, erzählt Hans Wojta, Vorsitzender der Afrika-Blindenhilfe, der ebenfalls mit in Tansania war. Das Team und Bruder Kizito von der Benediktinerabtei dankten Grasbon für sein jahrelanges Engagement. Sie wünschten „gute Gesundheit und Gottes Segen für viele weitere Einsätze“.

Suche nach Spaltlampe in Dar es Salaam



Auf dieser Reise verschlug es den Mediziner und seine Helfer erst einmal nach Uwemba, eine Stadt im südlichen Hochland. Nach fünf Jahren Abwesenheit besuchte Grasbon dort das St. Anna’s Hospital. „Es war nur ein Kurzeinsatz, um die Gegebenheiten in Uwemba nach so langer Zeit zu sehen“, berichtet Wojta, der mit dem afrikanischen Team und den heimischen Medizinern mit vor Ort war. „In Uwemba, im Südwesten von Tansania, sind die Geräte und die Ausrüstung des Vereins für die Einsätze eingelagert.“

Nach einem Ruhetag im Gästehaus der Benediktiner in Dar es Salaam ging es für die Helfer los mit einer Einkaufsliste: In Uwemba brauchte es ist für die Ambulanz eine sogenannte Spaltlampe. Das Team konnte dieses Untersuchungsgerät für die Augen in Dar es Salaam bestellen. Anschließend ging es weiter nach Songea und Peramiho.

Unterstützung einheimischer Augenärzte



Dort wurde im Hospital erst einmal geschraubt: Bei ihrer Reise im Mai hatten Grasbon und Wojta dort ein defektes Teil aus dem OP-Mikroskop mit nach Deutschland genommen. Dieser Bestandteil für die elektrische Fokussierung wurde nun wieder eingebaut.

In Peramiho ist außerdem eine einheimische Augenärztin angestellt, die Patienten versorgt. Mit dem nun wieder funktionstüchtigen Mikroskop ist der OP-Raum vollständig ausgestattet. Danach ging es zurück nach Uwemba.

„Wie sich am nächsten Tag herausstellte, wurde die Ankündigung, dass Dr. Grasbon kommt, durch die Regionalverwaltung unterbunden“, berichtet Wojta weiter. Die Region Njombe war erst 2012 eingerichtet worden und die Regionalverwaltung kannte den Hettenshausener Augenarzt noch nicht. „Bei einem Besuch haben wir uns, das Team und den Verein Afrika-Blindenhilfe Hettenshausen beim Regional Medical Officer und beim Regional Eye Coordinater Simon Luvanda vorgestellt“, sagt Wojta. „Unsere Arbeit wurde begrüßt und Unterstützung zugesagt. Der zeitliche Ablauf war aber nicht mehr aufzuholen.“ In der Folge kamen 23 Operationen und etwa 50 Untersuchungen zustande.

Sechs HIV-Infizierte erschweren die Arbeit



Auch die Patienten selbst erschwerten die Arbeit: Von den 18 Personen waren sechs mit HIV infiziert, wie ein Test im Hospital ergab. „Diese Operationen und die anschließenden Tage der Betreuung erforderten besondere Vorsicht und entsprechend zeitaufwendig gestaltete sich der Ablauf“, so Wojta weiter.

Schließlich wurde auch die bestellte Spaltlampe geliefert. „Unser Elektriker Wenceslaus Mangazin baute sie auf und machte sie betriebsfertig“, berichtet Wojta. „So konnte sie in der Ambulanz von Uwemba bei den Voruntersuchungen und den nachfolgenden Visiten gute Dienste leisten.“

Auch bei einer weiteren Station, dem Kibena Hospital in Njombe, ging es um ein solches Untersuchungsgerät. „Unser Verein hat vor einiger Zeit die Augenambulanz mit einer Spaltlampe ausgestattet, die nach unseren Informationen nicht mehr funktionierte“, sagt Wojta. Elektriker Mangazin konnte den defekten Trafo ausbauen und in Uwemba die nötigen Ersatzteile kaufen. „So konnten wir auf kurzem Wege auch hier helfen.“

Abgesehen von Untersuchungen, Operationen und Reparaturen gibt es nun aber vor allem eine große positive Nachricht. „Das erfreulichste Ergebnis dieser Reise ist die künftige Sicherstellung der augenärztlichen Versorgung in Uwemba“, sagt Wojta. „Dr. Zayana und Schwester Irene Itala haben sich bereiterklärt, einmal im Monat nach Uwemba zu kommen und jeweils für eine Woche in der augenärztlichen Ambulanz und im OP tätig zu sein.“

Prüfung, welche Patienten für OP geeignet sind



Die erforderlichen Absprachen und Regelungen konnten mit der Leitung des Hospitals, Schwester Gertruda, getroffen werden. Im Hospital wird Schwester Edina die Patienten aufnehmen und schon mal grob vorprüfen, welcher Patient für eine OP geeignet ist.

„Unser Verein wird dieses Vorhaben durch die Übernahme der Reisekosten und eine Aufwandsentschädigung bestmöglich unterstützen“, verspricht Wojta. Denn dem Verein gehe es letztlich um eine dauerhafte augenärztliche Versorgung durch einheimische Ärzte. „Um dieses Vorhaben nachhaltig zu machen, wurden die gewählten Vertreter aus Uwemba und den umliegenden Ortschaften eingeladen und über die Einrichtung informiert.“ In der Ambulanz konnten diese Politiker beim Verbandswechsel auch mit Patienten sprechen. „Die Ergebnisse und die Dankbarkeit der Menschen beeindruckten schwer“, meint Wojta überzeugt. „Auch ein Blick in den voll ausgestatteten OP und das anschließende Gespräch mit den beiden Protagonistinnen scheinen überzeugt zu haben.“ Die Besucher wurden gebeten die Informationen an ihre Mitbürger weiterzugeben um so den künftigen Service bekannt zu machen.

Nach der letzten großen Visite räumten die Hettenshausener und ihr Team die Augenambulanz und den OP auf und prüften noch den Bestand. Anschließend ging es zurück nach Deutschland.

PK

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