Ehekirchen

Gibt es Schäden am Lorenziberg?

Nach Arbeiten: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege und Bayerische Staatsforsten prüfen

28.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:39 Uhr

Einen Mauerstein der ehemaligen Burg auf dem Lorenziberg könnte Leo Grabler aus dem Schnee gegraben. Das treffen fand vor Wochenfrist statt. Fotos: Wagener

Von Maja Wagener

Ehekirchen – Die Bodenarbeiten der Bayerischen Staatsforsten auf eingetragenen Forstwegen am Lorenziberg (wir berichten) sind abgeschlossen, die Diskussion darum noch längst nicht. Denn die Burgruine auf der Kuppe des Bergs ist als Bodendenkmal eingetragen – und bei so etwas müssten Erdarbeiten im Vorfeld mit dem Bayerischen Denkmalamt abgeklärt werden, erklärt Leo Grabler aus Ehekirchen. Das war hier offensichtlich nicht geschehen. Ob ein Schaden entstanden ist, prüften bei einem Vor-Ort-Termin Vertreter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLD) in München und der Bayerischen Staatsforsten.

Der Lorenziberg sei als Burgstall ausgewiesen, weiß der Wanderwegebetreuer der Gemeinde Ehekirchen. Ein Burgstall, das ist „der ehemalige Standort einer Burg, deren aufgehendes Mauerwerk nicht erhalten ist“, heißt es auf einem Schild am Wanderweg zum Lorenziberg hinauf. Vermutlich aus dem 11. Jahrhundert, wie Tonscherben verraten, war die Burg aus Ziegeln gebaut.

Noch um 1800 erhaltene Gebäudereste seien kurz danach abgetragen und als Baumaterial größtenteils in Schönesberg verbaut worden, verrät die Infotafel weiter. Diese eher dunklen Ziegel seien nun überall zu sehen gewesen, sagt Grabler und zieht einen der Bruchsteine aus dem Schnee. Der zuständige Revierförster hatte die Brocken für Wegsteine gehalten. Das sei nicht richtig, erklärt Grabler: „Diese Ziegel sind breiter als Reichsformat“, so die Begründung des Wander- und Kartenexperten.

Für die Ehekirchener sei der Berg ein fast mystischer Ort, berichtet Leo Grabler weiter. Jede Schulklasse ginge auf den Berg, viele wanderten hier: „Der Lorenziberg ist etwas ganz Besonderes.“ Deshalb war die Aufregung so groß, als im November die lange nicht bewirtschafteten, eingetragenen Forstwege instand gesetzt wurden. Die bei nassem Wetter massiv wirkenden Erdarbeiten hatten auch Leo Grabler aufgeschreckt. Deshalb habe er beim Denkmalamt nachgehört. „Ich finde die Eingriffe unverhältnismäßig“, sagte Leo Grabler dazu.

Gerade angesichts des Status als ehemaliger Burgstall: „Grundsätzlich bedürfen Erdarbeiten auf Bodendenkmälern einer Erlaubnis“, bestätigt die Pressestelle des Landratsamts, in dem die Untere Denkmalschutzbehörde ansässig ist. Genauer wird das BLfD, das sich als zuständige Fachbehörde nun mit dem Lorenziberg beschäftigt: „Die Erdarbeiten fanden im Bereich des Bodendenkmals D-1-7332-0123 ‘Mittelalterlicher Burgstall Lorenziberg‘ statt“, erklärt die Pressesprecherin.

Inzwischen sei das Areal von Mitarbeitern des BLfD begangen worden, um sich ein Bild vom Ausmaß des entstandenen Schadens zu machen, erklärt die Münchener Behörde weiter: „Ein abschließendes Ergebnis liegt aufgrund der Schneedecke zwar noch nicht vor, es sieht aber zunächst nach oberflächennahen Erdarbeiten aus. Das bedeutet, dass vermutlich nur wenig Schaden am Bodendenkmal entstanden ist.“ Eine abschließende Bewertung soll nach der Schneeschmelze stattfinden, so das Landesamt.

Quirin Neuner, stellvertretender Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Kaisheim, war bei dem Termin am Lorenziberg dabei. Die Beamten des Denkmalamts befürchteten gar, dass dort auch Schwerlastverkehr unterwegs sein solle, erinnert er sich. Es habe keine großflächige Bodenbewegung gegeben: „Dort soll nur mit Ernte- oder Rückemaschinen gefahren werden“, stellt er nun klar. Gemeinsam hätten sie sich alles angeschaut und sich über gesetzliche Rahmenbedingungen unterhalten, berichtet Neuner weiter.

„Der Schutz obertägig sichtbarer Bodendenkmäler im Rahmen der Forstwirtschaft ist ein wichtiges Thema, für das unserer Erfahrung nach in den Forstbetrieben das Bewusstsein auch vorhanden ist“, so das BLfD, das die Staatsforsten „diesbezüglich weiterhin beraten“ wird. Es hätten bereits sehr einvernehmliche Gespräche darüber stattgefunden, wie die Beschädigung von Bodendenkmälern etwa durch Forstfahrzeuge und -maschinen künftig vermieden werden könne und im Rahmen welcher Arbeiten besonders auf Bodendenkmäler zu achten sei.

Ein Ergebnis gebe es aber noch nicht, sagt Quirin Neuner. Über den Winter sollen die Wege nicht befahren und das Material liegengelassen werden. Im Frühjahr, bevor der Borkenkäfer schlüpft, soll es den zweiten Termin geben.

DK



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