„Vorweihnacht der guten Herzen“

Seit 40 Jahren Teil der Lebenshilfe-Familie in Ingolstadt

Wilfried Winkler lebt in der Wohnstätte für Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf in der Blücherstraße

24.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:53 Uhr

Immer gut gelaunt: Wilfried Winkler fühlt sich sichtlich wohl in der Wohnstätte der Lebenshilfe in der Blücherstraße. Zu Weihnachten sind die Aufenthaltsräume festlich geschmückt. Foto: Meßner

Von norddeutscher Unterkühltheit ist bei Wilfried Winkler nichts zu spüren. Jede Faser seines Körpers strahlt Offenheit und Lebensfreude aus. Seit 1980 ist der 68-Jährige schon bei der Lebenshilfe in Ingolstadt, hat dort in den Werkstätten gearbeitet und lebt mittlerweile als Rentner in der relativ neuen Wohnstätte der Lebenshilfe in der Blücherstraße.



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Gebürtig in Wilhelmshaven ist der 68-Jährige mit seinen Eltern in den 1970er-Jahren nach Bayern gekommen. Der Vater suchte Arbeit. „Dort oben gibt es nur Schiffswerften, mein Vater aber war Maurer“, erzählt er. Also ist die Familie mit Sack und Pack umgezogen. „Gott sei dank“, fügt Winkler hinzu und erzählt wie ein Wasserfall von seinen Stationen bei der Lebenshilfe. Zunächst bis 1990 in den Werkstätten am Franziskanerwasser, dann in Gaimersheim. Zuletzt hat er gemeinsam in einer Gruppe für die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Spielplätze gereinigt. „Und wenn etwas kaputt war, dann haben wir das natürlich gemeldet“, sagt er.

Heute als Rentner lebt Winkler in der Wohnstätte der Lebenshilfe in der Blücherstraße. Dort können Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr unterstützt werden. „Hier bin ich besser aufgehoben als daheim“, sagt Winkler und gewährt einen Blick in sein eigenes Zimmer. An der Wand hängen die Urkunden der Lebenshilfe für seinen langjährigen Einsatz sowie ein großes Poster mit Fotos der Familie. Alle Zimmer sind mit einer eigene Nasszelle ausgestattet – natürlich barrierefrei wie der gesamte Wohnkomplex.

Schnelle Eingewöhnung: „Du passt hierher“



Weihnachten 2021 ging es Winkler nicht so gut. Er hatte einen Schlaganfall und wurde in der Folge in einem der beiden Kurzzeitplätze betreut, die es in der Blücherstraße gibt. Im April 2022 zog er komplett ein. Nachdem Winkler bereits seit Jahrzehnten bei der Lebenshilfe ist, fiel ihm die Eingewöhnung nicht schwer – er kannte viele seiner neuen Nachbarn. Er lacht und erzählt von den ersten Begrüßungsworten: „Du passt hierher. Du feierst schon deinen Einstand, oder?“

Die Wohnstätte bietet Platz für 36 Bewohner und hat zwei Kurzzeitplätze. Die Lebenshilfe hat den Gebäudekomplex von der Ingenium-Stiftung übernommen. Dort sind früher demenzkranke Menschen untergebracht gewesen. Die Lebenshilfe hat die Räume für ihre Bedürfnisse angepasst und seit 2019 gibt es dort vier Wohngruppen mit entsprechenden Aufenthaltsräumen, einen Innenhof und eine bemerkenswerte Dachterrasse. Durch die kreisförmige Anordnung können sich die Bewohner frei und ohne räumliche Barriere bewegen. Der Start 2019 war nicht ganz einfach, weil kurz danach die Corona-Pandemie die Welt heimsuchte und auch den Aufbau der Wohnstätte erschwerte. Dennoch, sagt Sprecher Uwe Stelzer von der Lebenshilfe, habe sich die Wohnstätte sehr gut entwickelt und sei nach und nach gewachsen.

Aufnahmestopp wegen Personalmangels



Aktuell leben in der Blücherstraße 29 Bewohner. „Die Nachfrage ist da“, sagt Wohnbereichsleiter Walter Hahn. Aber aufgrund des Personalmangels gibt es momentan einen Aufnahmestopp. Denn je nach Hilfsbedarf für die Bewohner gibt es auch einen entsprechenden Personalschlüssel.

Wilfried Winkler braucht sich darüber keine Gedanken zu machen. Der 68-Jährige ist rüstig und sprüht nur so vor Energie. Egal ob nur eine Runde spazieren gehen, ein Ausflug zum Westpark oder zum Christkindlmarkt – Winkler ist gerne dabei. Den Geschirrspüler ausräumen, den Tisch decken oder den Müll rausbringen („Nur jetzt gerade nicht, weil es draußen glatt sein kann.“), Winkler hilft mit, so gut er kann. „Langweilig wird mir nie“, sagt er. Auch für nächstes Jahr, wenn der Frühling kommt, hat er bereits Pläne und kündigt an, den Hausmeister bei der Gartenarbeit unter die Arme greifen zu wollen. Das Laub geht schließlich nicht von alleine weg. Nicht alle Bewohner in der Blücherstraße sind noch so fit wie Wilfried Winkler. Aber auch das, so Stelzer, sei ein Teil des Konzepts. In der Wohnstätte sind sie alle gut untergebracht. „Lebenshilfe heißt auch, die Menschen beim Sterben zu begleiten“, sagt er.

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Seit dem Jahr 1951 sammeln der Donaukurier und seine Heimatzeitungen mit der Aktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ Spenden. Das Geld kommt unbürokratisch Menschen und Projekten aus der Region zugute.

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DK

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