Bilder zum Rätseln und Entdecken
Laura Hinrichsmeyer verblüffende Schau „Hallo, können wir Ihnen helfen“ im Tongewölbe T25 Ingolstadt

24.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:38 Uhr

Experimentelles Arbeiten: Mit verschiedenen Kunsttechniken und Werkstoffen wie Trompe-l’œil, Spiegeleffekten oder dem Ineinanderfließen von Öl- und Acrylfarben erzählt die Künstlerin Laura Hinrichsmeyer vom stufenweisen Werden ihrer Werke und Geschichten – wie bei AID painting. Foto: Fröhlich

Nur zwei Räume hat das Ingolstädter Kunstsammlerpaar Andreas und Manuela Wittmann an der Theresienstraße 25 zur Verfügung, um im Tongewölbe T25, wie sie die einstige Keramikwerkstatt nennen, Modernes von jungen Künstlerinnen und Künstlern zu zeigen, die sie auf Messen oder in Galerien entdecken. Es ist Kunst, die „etwas Besonderes hat, die überrascht, neugierig macht“, sagt Andreas Wittmann, der seit 1986 privat sammelt. Seit 2009 können die Kunstschaffenden weitere Werke zeigen, diese selbst auswählen und inszenieren.

So ist es bei „Hallo, können wir Ihnen helfen“ von Laura Hinrichsmeyer. Zu dem Bild „AID painting“ von 2022, das im Besitz der Wittmanns ist, hat die 1986 in Sindelfingen geborene Hinrichsmeyer fünf weitere Werke aus ihrem Wiener Atelier gehängt und installiert. Zwei davon sind eigens für Ingolstadt gefertigt. „door painting VI, 2023“ verblüfft als zweite Tür, als Trompe-l’œil, die den zweiten Raum wieder ins Freie öffnet. Dies als spiegelbildlicher Zwilling der hölzernen Eingangstür des Tongewölbes, mit exakt derselben Aussicht auf das Nachbargrundstück. Tatsächlich ist es kein Gemälde sondern ein Transferdruck einer fotografischen Aufnahme der Originaltür. Laura Hinrichsmeyer hat diese in den Originalmaßen in Papier und Leinöl auf Baumwolle gedruckt und an der Wand installiert. Erst beim nahen Betrachten fällt die Spiegelbildlichkeit auf. In „AID painting“ hat der Buchstabe D den Spiegelbild-Effekt.

Fließende Farben schichtweise

Typisch für Laura Hinrichsmeyer ist das experimentelle Pouring, bei dem sie Farben auf die waagrecht liegende Leinwand fließen und schichtweise trocknen lässt. Sie kombiniert Öl- mit Acrylfarben, die beim Trocknen eine strukturierte Oberfläche mit Farb- und Formperspektiven erzeugen. Ihre Bilder leben von Bewegung, von diesen ineinanderverschränkten Ebenen. Das verstärkt die Künstlerin, indem sie Materialien wie Holzstücke, Schnüre oder Knöpfe – „Knopf Painting (Hölzchen)“ – einarbeitet. Selten arbeitet sie mit dem Pinsel nach.

So entstehen Bilder, die beides sind, Theaterkulissen und Geschichten. Das deutet Laura Hinrichsmeyer in den Titeln an. So wirft „suffragette painting (suffocate)“ Fragen auf wie: Hält die Frauengestalt ein Kind im Arm? Was ist das für ein Schatten? Von wem? Flieht die Figur oder strebt sie zur Suffragette hin?

Türen als wiederkehrendes Motiv

Mit ihrer Arbeitsweise verrät Hinrichsmeyer auch ihren künstlerischen Werdegang, die Künste, die sie zusammenführt: Sie studierte Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst sowie Bildende Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Laura Hinrichsmeyer lädt zum Hinterfragen von Kunst und Wahrnehmung ein und erzählt vom Schaffensprozess. Wie bei „Tableau (Lupo)“ aus Biegesperrholz, MDF und Leim. Das verweist darauf, wie Folien oder Papier aufgerollt sind, die Hinrichsmeyer unter anderem für „door painting VI, 2023“ verwendet hat. Die römische Ziffer ist Hinweis darauf, dass Türen ein immer wiederkehrendes Motiv bei ihr sind. Sie laden ein, neue Räume zu betreten, Grenzen zu überwinden. In der Kunst. Im Leben.

Laura Hinrichsmeyer: „Hallo, können wir Ihnen helfen“ bis 29. Juli im Tongewölbe T25, Theresienstraße 25, Ingolstadt, immer samstags 16 bis 18 Uhr.