Reproduktionsbiologie
Ohne Erbgut einer Mutter: Mäuse-Babys mit zwei Vätern

20.03.2023 | Stand 20.03.2023, 15:56 Uhr

Labormaus - In Japan haben Forscher überlebensfähige Mäuse Ein weiße Maus im Labor: mit zwei biologischen Vätern erzeugt. - Foto: Friso Gentsch/dpa

Im Labor erzeugte Mäuse-Babys mit zwei Papas sorgten kürzlich für größere Aufmerksamkeit. Nun haben die Forscher ihre Ergebnisse in einem renommierten Fachblatt vorgestellt.

In Japan haben Forscher überlebensfähige Mäuse mit zwei biologischen Vätern erzeugt. Das Team um Katsuhiko Hayashi von der Osaka-Universität wandelte im Labor in mehreren Schritten Hautzellen von männlichen Mäusen in - dann praktisch weibliche - Eizellen um, wie die Forscherinnen und Forscher im Fachblatt «Nature» schreiben. Diese Eizellen wurden mit Spermien anderer männlicher Mäuse befruchtet. Die entstandenen Embryos trug eine Leihmutter anschließend aus. Der Nachwuchs hat genetisch gesehen also zwei Väter, aber keine Mutter.

Hayashi hatte die Ergebnisse bereits vorige Woche auf einem Fachkongress in London vorgestellt. Nun hat das Team seine Daten in einem begutachteten Fachjournal veröffentlicht. Mäuse mit zwei biologischen Müttern wurden schon vor einigen Jahren vorgestellt.

Noch ist der Ansatz der japanischen Forscher nicht besonders effizient. Von 630 auf Leihmütter übertragenen Embryos kamen nur sieben als lebende Mäuse-Babys zu Welt. Diese wurden alle erwachsen, bei einem weiblichen und einem männlichen Exemplar konnte zudem gezeigt werden, dass die Zwei-Väter-Mäuse fortpflanzungsfähig sind, wie die Wissenschaftler um Hayashi schreiben.

Technik nicht auf Menschen übertragbar

Die nun vorgestellte Arbeit «bereite neue Wege in der Reproduktionsbiologie und der Fortpflanzungsforschung», schreiben Jonathan Bayerl und Diana Laird von der University of California in San Francisco in einem «Nature»-Kommentar.

Noch ist die Technik weit davon entfernt, auf den Menschen übertragen zu werden. «Es gibt große Unterschiede zwischen Maus und Mensch», sagte Hayashi kürzlich bei der Konferenz in London. Die Arbeit wirft trotzdem verschiedene Fragen auf - etwa, ob irgendwann schwule Paare zusammen Kinder mit Genen beider Männer haben könnten.

Das Vorgehen von Hayashi und seinem Team könne theoretisch ein Ansatz sein, um irgendwann in der Zukunft beispielsweise schwulen Paaren und Transgender-Menschen eigene Kinder zu ermöglichen, ohne die ethischen und juristischen Probleme, die mit Spender-Eizellen verbunden sind, schreiben Bayerl und Laird.

© dpa-infocom, dpa:230315-99-963974/2