Bei Asterix und Obelix kommt die Mistel in den Zaubertrank. An Weihnachten küssen sich unter ihr die Paare. Doch für Bäume im Klimastress kann sie zum Problem werden.
Misteln befallen zunehmend Kiefern in Bayerns Wäldern, in Berlin ist ein steigender Befall von Laubbäumen dokumentiert. Fachleuten in Bayern bereitet die Entwicklung Sorgen, denn die Halbschmarotzer schwächen die von der Klimaerwärmung gestressten Nadelbäume zusätzlich. „In Zeiten, wo es trocken ist, wird es doppelt schwierig für den Baum“, erläutert Hans-Joachim Klemmt von der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising.
In Nordbayern wollen Fachleute nun untersuchen, wie es befallenen Kiefern geht und ob sich Ausbreitungsmuster bei Misteln erkennen lassen. Kiefern sind hauptsächlich im Norden des Freistaats verbreitet. 2007 sei erstmals bei der Waldzustandserhebung auch der Befall mit Misteln dokumentiert worden, sagt Klemmt. Damals seien 1,7 Prozent der Probebäume befallen gewesen, mittlerweile seien es fast 40 Prozent. Die Zunahme führt er auf die Erderwärmung zurück. „Die Lebensbedingungen für die Misteln werden besser. Die strengeren Fröste im Winter fallen aus“, sagt Klemmt.
Berlin erfasst seit den 1980er-Jahren Mistelbefall von Laubbäumen wie Ahorn, Birke, Linde oder Pappel an ausgewählten Standorten im Südwesten der Stadt. Auch hier verzeichnen Fachleute einen deutlichen Anstieg bei den besiedelten Bäumen.
Die Mistel (Viscum album) ist vielen Menschen als Weihnachtsschmuck, Glücksbringer oder Heilpflanze bekannt. Hierzulande sind Klemmt zufolge drei Arten heimisch: Kiefernmistel, Tannenmistel und Laubbaummistel. Misteln entziehen dem Wirtsbaum Wasser und Nährstoffe. Vögel naschen nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) gerne von den weißen Beeren, die so klebrig sind, dass Teile am Schnabel hängen bleiben. Wetzen sie dann ihren Schnabel an einem Baum oder hinterlassen dort ihren Kot, bleiben Mistelsamen an der Rinde kleben.
© dpa-infocom, dpa:240403-99-544854/2
Zu den Kommentaren