Ingolstadt
Durchwachsene Stimmung bei den Betrieben

Frühjahrsumfrage der IHK zeigt auch in der Region Ingolstadt die Folgen der Corona-Pandemie auf

03.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:13 Uhr
Bei Audi in Ingolstadt wird wieder produziert - wenn auch unter strengen Sicherheitsmaßnahmen. Doch genau wie den Autobauer hat die Corona-Krise viele Unternehmen in der Region rund um Ingolstadt schwer getroffen. −Foto: Audi AG, IHK

Ingolstadt - Seit Wochen schon beherrscht Corona die Schlagzeilen, das Leben und natürlich auch die Wirtschaft.

 

Ein Umsatzrückgang jagt den nächsten und die vorgestellten Quartalszahlen für die ersten drei Monate des Jahres lassen erahnen, wie schwer Wirtschaft und Industrie hierzulande getroffen sind. Und da machen auch die Betriebe in der Region rund um Ingolstadt keine Ausnahme mehr, wie die Frühjahrsumfrage der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern deutlich aufzeigt.

Wie man mitteilt, habe sich die Stimmung bei den Unternehmen in der Region 10 - also in der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen - "drastisch verschlechtert". Demnach sei es das erste Mal seit der Finanzkrise im Jahr 2009, dass der Konjunkturindex in der Region unter den Wert von 80 Punkten gefallen sei - nämlich auf 79. Wie die IHK zudem mitteilt, lag dieser Index zu Jahresbeginn mit 112 Punkten noch deutlich höher.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise auf die Region sind laut Fritz Peters, Sprecher für das IHK Forum Region Ingolstadt, einschneidend. Peters zeigt sich jedoch zuversichtlich: "Mit den fortschreitenden Lockerungen gehen wir davon aus, dass die Talsohle durchschritten ist. Der Weg nach oben wird steinig, aber die Unternehmen sind fest entschlossen nach vorn zu sehen. " Wichtig sei es, den Unternehmen nun keine bürokratischen Hürden in den Weg zu stellen. Beispielsweise solle sich die Politik ernsthaft Gedanken über Steuererleichterungen machen, findet der IHK-Sprecher. "In unserer Region muss außerdem die Automobilindustrie den strukturellen Umbruch meistern. "

Die Zahlen, die die IHK für die Region rund um Ingolstadt herausgegeben hat, lassen wenig Gutes erwarten. So bezeichnen 42 Prozent der befragte Unternehmen ihre Geschäftslage aktuell schlicht und einfach als "schlecht". Nur 16 Prozent bewerten sie derzeit als "gut". Und mit Blick auf die weitere Entwicklung scheinen viele Betriebe ebenfalls nicht wirklich optimistischer zu sein: 40 Prozent der Befragten gehen im Moment von einer Verschlechterung aus. Hingegen rechnet jedoch auch jedes vierte Unternehmen mit einer Belebung in den nächsten Monaten - was im Vergleich zum Rest des Freistaats eine weniger pessimistische Sicht der Dinge sei, schreibt die IHK mit Blick auf die Region.

 

Die zurückliegenden Monate gingen vielen Unternehmen in der Region auch ganz handfest ans Eingemachte. "Der Stimmungsabsturz in der Wirtschaft spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung der Unternehmen wider", schreibt die IHK. Rund zwei Drittel aller befragten Unternehmen verzeichneten hier verglichen mit den ersten vier Monaten des Jahres 2019 einen Rückgang. Und das wiederum wirkt sich direkt auf die Investitionslust der Firmen aus. Mehr als die Hälfte der Betriebe planen laut IHK für das laufende Jahr, Inlandsinvestitionen zu reduzieren oder aber zunächst ganz einzufrieren.

Das alles dürfte auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht ohne Folgen bleiben. Beinahe jedes dritter der befragten Unternehmen in der Region rund um Ingolstadt habe laut Umfrage die Absicht, in Zukunft Arbeitsplätze zu reduzieren. Der Ingolstädter Autobauer Audi beispielsweise hatte bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie erklärt, Tausende Jobs streichen zu wollen.

Auch die IG Metall Ingolstadt macht sich angesichts der Situation Sorgen um die Angestellten: "Die Corona-Pandemie versetzt unser Land in einen Ausnahmezustand", erklärt Tamara Hübner, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall. Die Kurzarbeit sei ein probates Mittel, um während der Krise Arbeitsplätze zu sichern und damit das Know-how der Beschäftigten in den Betrieben zu halten. Sie sei Voraussetzung, um schnell aus der Krise herauszufinden. Nun gelte es, die Kaufkraft zu stärken, um die Binnenkonjunktur anzukurbeln. "Dies alles darf aber nicht zu Lasten der Beschäftigten und auch nicht zu Lasten der Mitbestimmung durchgeführt werden", mahnt Hübner.

Dass die Lage generell in ganz Bayern eher schwierig ist, hatte Manfred Gößl bereits Ende Mai im Interview mit dem DONAUKURIER klargestellt - und dabei auf die Frühjahrsumfrage verwiesen: Mehr als 4000 Antworten von Firmen aus Bayern lägen demnach vor. "Und im Ergebnis ist der Index von 118 auf 81 Punkte abgestürzt", erklärte der gebürtige Köschinger und Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. Das sei aber nicht der historisch niedrigste Wert, sondern auf einem ähnlichen Niveau wie zur Finanzkrise 2009 oder zur Hightech-Krise 2003, so Gößl.

Für den Hauptgeschäftsführer ist in der derzeitigen Situation klar, dass die Region 10 als "Automobil-Cluster" in einer besonders schwierigen Lage ist. "Jahrzehnte lang hat sie Ingolstadt an die Spitze gebracht - jetzt hat sich der Wind gedreht. Wir wussten, dass die Wertschöpfung bei den Kfz-Zulieferern zurückgeht, dass Arbeitsplätze abgebaut werden. Jetzt kommt mit Corona ein Brandbeschleuniger dazu. "

DK

Anna Hausmann, Christian Tamm