Solar: Bürgerenergie stärkt die Wertschöpfung vor Ort

10.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr

Mit bis zu 1700 Sonnenstunden im Jahr und Globalstrahlungssummen von durchschnittlich 1150 kWh/m² liegt Bayern eindeutig auf der Sonnenseite Deutschlands.

Im Vergleich scheint in der durchschnittlichen Republik nur etwa 1500 Stunden im Jahr die Sonne, liegt die Globalstrahlung bei 1055 kWh/m². Kein Wunder also, dass der Freistaat in dieser regenerativen Sparte führend ist.

Die Photovoltaik ist in Bayern der zweitstärkste Lieferant grünen Stroms und weist den größten Zuwachs unter den erneuerbaren Energien auf. Triebfedern des Ausbaus sind Bürger, Bürgergenossenschaften, Landwirte und Unternehmen. Seit 2010 hat sich die Bruttostromerzeugung aus Photovoltaik in Bayern von 4500 auf 10 806 GWh mehr als verdoppelt. Wie die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) konstatiert, ist das Wachstum der Solarstromleistung vor allem von Dachanlagen (70 Prozent) geprägt. Nur knapp 30 Prozent entfallen auf Freiflächenanlagen. "Dieser oft von Privatpersonen betriebene Ausbau ist Bürgerenergie im besten Sinne", betont AEE-Geschäftsführer Philipp Vorher. 2016 existierten in Bayern 513000 PV-Anlagen. In der Planungsregion 10 waren 22812 installiert, die 445 GWh Strom erzeugten.

In den vergangenen Jahren entstanden auch in der Region 10 zahlreiche neue Solarparks. Ein Vorreiter ist die Energie-Kommune Pfaffenhofen. 2012 wurde hier mit der Bürgerenergiegenossenschaft im Landkreis Pfaffenhofen ein Akteur für die direkte Beteiligung von Bürgern gegründet. Diese betreibt neben Windrädern auch Photovoltaikanlagen auf Dächern von kommunalen Gebäuden wie dem Carport am Bahnhof, dem Fußballstadion und der Feuerwehr, die zusammen mehr als 100 Haushalte mit Sonnenstrom versorgen. Jetzt plant die Bürgerenergiegenossenschaft die Errichtung einer Bürgersolaranlage auf einer ehemaligen Kiesabbaufläche bei Affalterbach. Die Anlage soll circa 900 Privathaushalte versorgen und der letzte Baustein zu 100 Prozent sauberer Stromerzeugung in Pfaffenhofen sein. Der Jahresstrombedarf der Stadt liegt bei rund 105 GWh. Schon heute werden 70 Prozent (73 GWh) davon lokal und sauber durch rund 900 Stromerzeuger direkt im Stadtgebiet gewonnen.

Auf Ingolstädter Hausdächern befinden sich etwa 2000 Photovoltaikanlagen. Dazu kommen weitere 200 Großanlagen wie etwa die auf dem Dach der Halle Q des Güterverkehrszentrums Ingolstadt (GVZ). Hier entstand 2011 das größte Solarglasdach der Welt (Foto) mit 1728 PV-Glas-Modulen. 85 Prozent der Dachfläche des GVZ - 9900 Quadratmeter - wurden mit Photovoltaikglas bestückt und bilden zusammen die leistungsstärkste Photovoltaikanlage der Stadt (1,28 MWPeak).

Die Stadtwerke Ingolstadt betreiben mehrere eigene Photovoltaikanlagen. Die größte ist die Anlage auf dem Stadiondach des Audi-Sportparks. Pro Jahr werden circa 0,465 GWh Strom erzeugt, mit dem etwa 130 Haushalte versorgt werden können. Insgesamt wurden in Ingolstadt im Jahr 2017 von privaten und gewerblichen Photovoltaikanlagen rund 35 GWh Strom produziert und ins Netz der Stadtwerke eingespeist. Das entspricht 6,3 Prozent des Strombedarfs der Stadt Ingolstadt, der im Jahr bei 553 GWh liegt. Um die Klimaziele in der pulsierenden Stadt zu erreichen, ist in den nächsten Jahren also noch viel bürgerschaftliches Engagement gefragt.