Unterstützung
Kräfte bündeln für Existenzgründer

18.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:39 Uhr
Jedes Start-up ist eine Gründung, aber nicht jede Gründung ein Start-up. Da das Wort aber "sexy" klingt, wird es häufig als Synonym verwendet. −Foto: Friso Gentsch/dpa

In der Szene bekommen Interessierte Feedback und Hilfe - sowohl finanziell als auch beim Know-how.

Das vergangene Jahr war ein gutes für die Gründerszene in der Region 10 - und vor allem für Ingolstadt. Hannes Schleeh, Geschäftsführer des Existenzgründerzentrums Ingolstadt (EGZ), nennt im Tätigkeitsbericht einen Anstieg der Gewerbeanmeldungen in Ingolstadt von mehr als 8 Prozent. Auch der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen punktet mit 5,21 Prozent mehr Anmeldungen. Obwohl die Zahl der Landkreise Eichstätt und Pfaffenhofen gesunken sind, verzeichnet die Region 10 erstmals seit Jahren wieder einen leichten Anstieg von 1,5 Prozent. "Damit übertrafen die Stadt Ingolstadt und die Region in 2017 sowohl die Entwicklung für Oberbayern als auch für ganz Bayern", schreibt Schleeh in dem Bericht. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen wird durch die niedrige Arbeitslosigkeit und die hohe wirtschaftliche Dynamik in der Region 10 gedämpft. Kurz gesagt: Es besteht kein Druck für die Arbeitnehmer in der Region, zu gründen. Wer sich doch - wie 4037 Frauen und Männer in der Region 10 - dafür entscheidet, kann hier auf gut vernetzte Unterstützer zählen. "Wir arbeiten in allen Gründungsthemen sehr eng zusammen. Wir haben vor Kurzem erst wieder im brigk einen gemeinsamen Termin gehabt - zum Kräfte bündeln", sagt Schleeh.

Von Büroflächen bis 3D-Drucker

Die verschiedenen Stellen leiten sich die Bewerber gegenseitig weiter, wenn sie selbst nicht zuständig sind: "Wenn wir auf jemanden treffen, den wir nicht fördern können, versuchen wir ihn weiterzuvermitteln", erzählt Marc Erras, der für das Digitale Gründerzentrum brigk arbeitet. "Die Gründerunterstützerszene in Ingolstadt befruchtet sich gegenseitig und das ist ganz toll. "

Die Zuständigkeit richtet sich nach der Art des Gewerbes. "Ein Frisör betreibt ein Handwerk. Der müsste zur Handwerkskammer gehen", erklärt Franz Glatz, Geschäftsführer des brigk. "Wer dagegen eine Eisdiele eröffnet, muss zur Industrie- und Handelskammer gehen. " Hannes Schleeh und seine Mitarbeiter vom EGZ bieten eine allgemeine Beratung sowie Büro-, Lager- und Werkstattflächen. Das brigk fördert nur digitale Start-ups - und bietet diesen Arbeitsplätze an. Seit kurzer Zeit steht dort auch ein sogenannter Makerspace zur Verfügung: vom Lasercutter über 3D-Drucker bis hin zur Fräsmaschine finden Tüftler viele Spezial-Werkzeuge und Profi-Geräte. Außerdem dient das brigk auch als Treffpunkt. Aufgrund seiner zentralen Lage am Stein 9 in der Ingolstädter Innenstadt kommen dort viele Existenzgründer und Start-up-Betreiber vorbei, um sich auszutauschen. "Ideen besprechen, Probleme diskutieren, von den Erfahrungen anderer profitieren - Austausch ist für Gründer in jeder Phase ungemein wertvoll", erklärt Marc Erras. Wlan gibt es kostenlos dazu. Der Vorteil: Selbst wenn man erst eine vage Idee für ein digitales Produkt hat, es selbst aber nicht programmieren kann, lohnt sich ein Besuch. Vielleicht findet man ja hier den passenden Geschäftspartner.

Drei Dinge sind wichtig

Ein bisschen weiter fortgeschritten muss der Plan für das EGZ sein. "Ideal ist es natürlich, wenn man sich am Anfang schlau macht. Aber ich habe es ungern, wenn einer mit drei verschiedenen Ideen kommt. Den schicke ich dann nach Hause und sage ihm, dass er drei nicht schaffen wird. Erst einmal soll er sich überlegen, was er mit Herzblut macht. Und dann schauen wir uns die Idee genauer an", sagt Schleeh. Zuerst muss der zukünftige Gründer einen Bogen ausfüllen. "Dann lasse ich mir erst mal erzählen, was er macht. Dabei überlege ich mir schon, wo der Gründer Unterstützung brauchen könnte und wo er die Expertise dafür findet. Ich bin der Generalist, aber ich weiß, wer die Fragen beantworten kann. "

Ganz wichtig seien drei Dinge: "Ein guter Steuerberater, eine Gewerbeanmeldung und eine Haftpflichtversicherung. Egal, was er macht. Das ist das Minimum, das kann sich jeder merken", so Schleeh. Und dann müsse der Gründer anfangen zu recherchieren. "Ich sage immer, Google ist dein Freund. Auch Verbände sind eine gute Informationsquelle. " Der Beraterpool Ingolstadt hilft Gründern ebenfalls weiter. Der Verein ist ein Zusammenschluss verschiedener Experten, unter anderem aus den Bereichen Versicherung, Steuer, Recht und IT-Dienstleistung. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Finanzierung des Unternehmens. "Ich helfe auch bei der Erstellung eines Businessplans", verspricht Schleeh.

Pop-up-Store und Zuschüsse

Stichwort Finanzierung: So lange ein Existenzgründer nicht weiß, ob er mit seiner Firma Erfolg hat, hilft es ihm natürlich, wenn er niedrigere Fixkosten hat. Auch hierfür gibt es in Ingolstadt einige Hilfsangebote. Zum einen können Gründer verbilligte Büro- oder Werkstattflächen im EGZ und im Brigk mieten. Zum anderen bezahlt Cityfreiraum einen Mietkostenzuschuss und betreibt auch einen Pop-up-Store in der Theresienstraße 13. Auf 58 Quadratmetern Fläche in bester Lage in der Innenstadt können Gründer vier bis acht Wochen lang testen, ob sich ihr Produkt gut verkaufen lässt. Wer arbeitslos ist, kann sich vor der Gründung in der Agentur für Arbeit informieren, ob er für einen Gründungszuschuss infrage kommt. "Ansonsten sind LfA oder KfW eigentlich die klassische Gründerförderung, also Kredite über die Hausbank", ergänzt Hannes Schleeh. "Insgesamt gibt es also jede Menge Unterstützung für Gründer. "