Biomasse und Abwärme Nutzen, was ohnehin da ist: Natürliche Rohstoffe, Abfall und Prozesswärme werden zu Energie

10.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr

Biomasse ist eine erneuerbare Energie mit historischen Wurzeln. Schon vor 12000 Jahren diente Feuer aus Holz oder Tierdung als Wärme- und Lichtquelle. Seit einigen Jahren erlebt Bioenergie eine Renaissance, werden natürliche Rohstoffe wie Holz, Energiepflanzen und bio-gene Abfälle verstärkt für die Gewinnung von Strom, Wärme und Kraftstoff eingesetzt.

Die Voraussetzungen für den Ausbau der energetischen Biomassenutzung sind in der Region 10 aufgrund des Waldreichtums und der starken Landwirtschaft besonders günstig. 2016 waren hier 93 Biomasseanlagen am Netz und erzeugten 298 GWh Strom pro Jahr.

Holz ist in Bayern der bedeutendste Bioenergieträger. Es spielt in Privathaushalten als erneuerbare Wärmequelle eine wachsende Rolle und wird in Heizkraftwerken eingesetzt. In Pfaffenhofen betreibt die Danpower-Gruppe ein Biomasseheizkraftwerk als Kraft-Wärme-Kopplungsanlage. Der jährliche Holzbedarf liegt bei etwa 80000 Tonnen - eingesetzt werden vor allem Holzreste aus der Region. Das Heizkraftwerk (Foto) erzeugt jährlich etwa 40GWh Strom, der ins örtliche Stromnetz eingespeist wird, sowie 75GWh Wärme und Dampf. Mit dieser Wärme- und Strommenge werden circa 10000 Wohnungen pro Jahr mit Heizenergie versorgt sowie die Produktionsstätten von Hipp, Müllerbräu und Daiichi Sankyo mit Wärme beziehungsweise Prozessdampf aus dem Bio-masseheizkraftwerk beliefert.

Großes Potenzial für Biogasanlagen bieten die Wirtschaftskreisläufe landwirtschaftlicher Betriebe. Viehhaltung und Ackerbau sorgen mit Gülle, Stroh und Energiepflanzen wie Mais, Raps oder Zuckerrüben für natürliche Rohstoffe. In Biogasanlagen entsteht durch deren Vergärung Methangas, das zur Strom- und Wärmeerzeugung verwendet wird. Der Gärrest ist ein hochwertiger Flüssigdünger. In Unterstall bei Neuburg beispielsweise betreiben die Stadtwerke Ingolstadt eine Biogasanlage. Täglich werden hier 25 Tonnen Biomaterial verarbeitet. Aus Mais, Gras und Gülle entstehen 4,7 GWh Strom für umgerechnet 1350 Haushalte und zusätzlich Wärme für die Grundschule des Ortes. Da die Energien der Zukunft vor allem im ländlichen Raum erzeugt werden, haben das Bayerische Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerium das Informations- und Beratungsnetzwerk "LandSchafftEnergie" geknüpft. Energieexperten beraten Landwirte, Bürger, Kommunen und Anlagenbetreiber über die Nutzung erneuerbarer Energien, zum Bau oder zur Optimierung von Anlagen. Ein Beratungsschwerpunkt ist die Speicherung von Biogas. Ziel ist eine flexible Fahrweise von Biogasanlagen, durch die es möglich wird, Versorgungslücken zu schließen oder bei Stromüberangebot die Erzeugung auszusetzen.

Die Abwärme technischer Prozesse beinhaltet ein immenses Energiepotenzial. Dennoch wird Abwärme bislang noch wenig genutzt, so dass noch immer große Mengen in die Atmosphäre entweichen. Anders sieht es in Ingolstadt aus. Hier ist schon seit sieben Jahren Bayerns größtes Abwärmeprojekt in Betrieb: das Fernwärmenetz der Stadtwerke, in das die Abwärme aus der Ingolstädter Müllverwertungsanlage (MVA) und der Raffinerie Gunvor eingespeist wird - jährlich etwa 130 Millionen Kilowattstunden Wärme. Der Effekt für den Klimaschutz ist immens - jährlich werden rund 70 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Foto: Steininger