Sinkende Inflationsraten machen weitere Zinsschritte der Europäischen Zentralbank (EZB) wahrscheinlich. Bereits die erste Leitzins-Senkung im Juni setzte die Sparzinsen unter Druck. Doch einige Banken stemmen sich gegen den Trend.
Wo finden Anleger noch hohe Zinsen, worauf sollten sie achten?
• Tagesgeld: Hohe Tagesgeldzinsen winken vor allem Neukunden. „Zeitlich begrenzte, hoch verzinste Neukundenofferten können sogar Festgeldzinsen schlagen“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ein Bankwechsel kann sich also lohnen. Die zur Santander-Gruppe gehörende Suresse Direkt Bank zahlt neuen Tagesgeldkunden sechs Monate lang 3,60 Prozent Zinsen. Damit liegt die Bank gut 60 Prozent über dem Durchschnitt des Biallo-Tagesgeld-Index von aktuell 2,23 Prozent. Nach der Topzins-Phase profitieren Kunden weiter von attraktiven 2,80 Prozent Zinsen. Den aktuellen Topzins von 3,80 Prozent erhalten Neukunden bei der deutschen IKB Bank für drei Monate gutgeschrieben. Soll das Geld längerfristig liegen bleiben, sind möglichst hohe Zinsen für Bestandskunden wichtig. Der liechtensteinische Anbieter wiLLBe zahlt generell 3,55 Prozent Zinsen – egal ob Neu- oder Bestandskunde. 10000 Euro bescheren so nach einem Jahr 355 Euro Zinsgewinn. Zum Vergleich: Die TF Bank spendiert zwar mit 3,75 Prozent aktuell höhere Neukundenzinsen, doch diese stürzen nach drei Monaten auf 1,45 Prozent ab. Folge: 10000 Euro bringen nur einen Jahresertrag von rund 203 Euro.
• Festgeld: Im Gegensatz zum Tagesgeld ist Festgeld erst am Ende der Laufzeit verfügbar. Man muss also wissen, wie lange man das Ersparte anlegen will. „Da niemand vorhersagen kann, wie sich die Zinsen entwickeln, raten wir Anlegerinnen und Anlegern beim Festgeld eine Laufzeit zu wählen, die ihrem Bedarf entspricht“, sagt Nauhauser. Für sechsmonatiges Festgeld zahlt die schwedische Klarna Bank mit 3,58 Prozent aktuell die höchsten Zinsen, gefolgt von der französischen Direktbank Stellantis mit 3,50 Prozent und der Volkswagen Bank mit 3,45 Prozent. Mit einjährigem Festgeld ist etwas mehr Rendite drin. Die in Frankfurt am Main ansässige SBI Bank gewährt beispielsweise 3,80 Prozent Zinsen, die deutsche Isbank 3,60 Prozent. Wegen möglicher Zinssenkungen kann es sich lohnen, mehrjähriges Festgeld zu wählen. Die Fürstlich Castell’sche Bank aus Franken sowie die französische Renault Bank direkt überzeugen bei fünfjährigem Festgeld mit jeweils 3,00 Prozent Zinsen pro Jahr. Wichtig: Bei mehrjähriger Anlage sollte die Bank die Zinsen wieder anlegen, damit der Zinseszinseffekt den Ertrag steigert.
• Flexibles Festgeld: Wie der Name verrät, ist bei flexiblem Festgeld der Anlagebetrag entweder teilweise oder vollständig vor Ende der Laufzeit abrufbar. Das deutsche Geldhaus Pbb Direkt bietet mit „Festgeld Plus“ ein teilflexibles Festgeld an, bei dem 20 Prozent des angelegten Kapitals jederzeit verfügbar sind. Für eine dreijährige Laufzeit gibt es aktuell 2,50 Prozent Zinsen. Wer bei der italienischen CA Auto Bank Geld für 48 Monate fest anlegt, der kann mit einer Kündigungsfrist von 32 Tagen das komplette Geld ohne Zinsabschlag zurückholen. Ab 5000 Euro Mindestanlage zahlt das Geldhaus 2,90 Prozent Zinsen pro Jahr.
• Verrechnungskonten: Anleger, die Vermögensaufbau mit einem Depot bei einem Robo-Advisor, Neo-Broker oder Vermögensverwalter betreiben, können von Topzinsangeboten ihrer Verrechnungskonten profitieren. Wie bei einem Tagesgeldkonto ist der Anlagebetrag täglich verfügbar, Gebühren fallen keine an. Wichtig ist, auf die Bedingungen zu achten: Bei Trade Republic erzielen Sparer mit dem sogenannten Cash Konto 3,75 Prozent Zinsen, die Guthabenbegrenzung von 50000 Euro wurde aufgehoben. Scalable Capital schreibt für das „Prime+Broker“-Konto vier Monate lang 4,0 Prozent Zinsen gut, danach 2,6 Prozent. Es entstehen zwar keine Transaktionskosten, dafür aber eine Monatsgebühr von 4,99 Euro. Das Zinsangebot gilt allerdings nur noch bis zum heutigen Mittwoch. Die Fürstlich Castell’sche Bank verzinst Guthaben auf ihrem Anlagekonto mit 5,00 Prozent. Aber das Geld wird schrittweise in einen oder mehrere hauseigene Fonds angelegt (Stand 22.Juli 2024).
bia
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