Seit 2017 findet an jedem dritten Samstag im Oktober der von der Open Repair Alliance ins Leben gerufene Internationale Tag der Reparatur statt. Der Interessenverband hat sich zum Ziel gesetzt, eine längere Haltbarkeit und bessere Reparaturfähigkeit von Produkten zu erreichen sowie die Möglichkeit und Wichtigkeit des Reparierens ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Allein in der EU entstehen nach Angaben der Kommission pro Jahr bei der vorzeitigen Entsorgung noch brauchbarer Konsumgüter 261 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, dabei werden 30 Millionen Tonnen Ressourcen unnötig verbraucht und 35 Millionen Tonnen Abfall verursacht. Darüber hinaus entstehen den Verbrauchern laut Kommission durch Neukäufe statt Reparaturen jährlich Verluste in Höhe von etwa zwölf Milliarden Euro. Soll der ökologische Wandel gelingen, muss sich daran dringend etwas ändern.
• Reparatur durch den Hersteller: Geben Staubsauger oder Bügeleisen ihren Geist auf, sollte man sich zunächst entweder über den Handel oder direkt an den Hersteller wenden. Liegt kein Eigenverschulden für den Defekt vor, ist die Reparatur während der mindestens zweijährigen Gewährleistung kostenlos. Ist diese bereits abgelaufen, ist ein Kostenvoranschlag sinnvoll. Falls dafür eine aufwendigere Diagnose nötig ist, wird in der Regel eine Pauschale verlangt, die bei einem Auftrag meist mit den Reparaturkosten verrechnet wird. Gleiches gilt, wenn für Waschmaschine, Kühlschrank und Co. ein Techniker ins Haus kommt. Hier werden dann noch Fahrtkosten fällig.
• Reparatur durch unabhängige Werkstätten: Liegt keine Gewährleistung mehr vor, kann man Haushaltsgeräte, Smartphone oder Tablet auch bei unabhängigen Werkstätten reparieren lassen. Sie sind entweder im entsprechenden Fachhandel angesiedelt oder reine Reparaturbetriebe. Man findet sie direkt im Internet oder über Plattformen wie MeinMacher oder serviceguide24. Bei ReparierMich kann man für bestimmte Marken einen Service-Partner vor Ort suchen, sich einen Kostenvoranschlag holen und das Gerät abholen lassen oder kostenlos einsenden.
• Repair-Cafés: Seit Martine Postma 2009 in Amsterdam das erste Repair-Café mit ehrenamtlichen Tüftlern und gespendeten Snacks organisiert hat, fand sie in kürzester Zeit überall in Europa und mittlerweile weltweit engagierte Nachahmerinnen und Nachahmer. Allein in Deutschland gibt es heute rund 1200 Repair-Cafés. Dort bieten ehrenamtliche Mitarbeiter einen kostenlosen Reparatur-Service für Haushaltsgeräte, Elektronik, Kleinmöbel, Fahrräder oder auch Kleidung an. Während sie sich den kaputten Gegenständen widmen, können die Kunden sich die Zeit bei Kaffee und Kuchen vertreiben, zuschauen oder assistieren, um die nächste Reparatur vielleicht selbst zu erledigen. Was genau im jeweiligen Repair-Café angenommen wird und alle weiteren wichtigen Informationen findet man auf der Internetseite reparatur-initiativen.de oder repaircafe.org/de. Die meisten von ihnen werden am 19. Oktober geöffnet sein und mit Aktionen auf den Tag der Reparatur aufmerksam machen.
• Selber machen: Am einfachsten wäre es natürlich, man könnte den Akku des Smartphones selbst austauschen oder das Bügeleisen wieder zum Dampfen bringen. Einerseits versuchen viele Hersteller genau dies durch alle möglichen Tricks zu verhindern, andererseits ermöglicht das Internet jedem Laien auf unkomplizierte Weise Fertigkeiten zu erwerben. Egal ob Handwerker-Tätigkeiten beim Renovieren oder Reparaturen aller Art – auf YouTube findet man Tutorials zu fast jedem Problem. Und die weltweit größte Reparatur Community iFixit stellt auf ihrer Website mittlerweile kostenlos Tausende Reparaturanleitungen zur Verfügung und verkauft Ersatzteile und Spezialwerkzeuge.
• Das Recht auf Reparatur: In Zukunft wird man nicht mehr alleine auf solche Angebote angewiesen sein. Denn die im Juli vom EU-Parlament verabschiedete Richtlinie zum Recht auf Reparatur verpflichtet die Hersteller bestimmter Produktgruppen genau dazu: Sie müssen Reparaturanleitungen, Ersatzteile und falls nötig Spezialwerkzeuge zur Verfügung stellen, aber auch selbst nach der gesetzlichen Gewährleistung ihre Produkte zu angemessenen Preisen reparieren. Darüber hinaus müssen die Mitgliedsländer Anreize für Reparaturen schaffen und eine Plattform mit allen Informationen zu Reparaturbetrieben auf die Beine stellen. Dazu haben sie nun zwei Jahre Zeit.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier
Artikel kommentieren