Von Nicole Gigler
München – Bedruckte T-Shirts sind allgegenwärtig. Viele tragen sie in der Freizeit oder als Team auf Veranstaltungen. Sie enden aber auch oft in Altkleidersortieranlagen. Zehn Prozent machen dort bedruckte Textilien aus. Der Grund: Viele Aufdrucke werden extra für Veranstaltungen angefertigt. Sind die Messe oder das Festival dann zu Ende, sind die Drucke überholt. Ein Zustand, den Anna Hadzelek ändern will. Die gebürtige Pfaffenhofenerin hat dafür zusammen mit Emmy Schumacher die Firma Re-Shirt in München gegründet.
„Wieso kann man T-Shirts nicht nur für eine kurze Zeit bedrucken?“ Diese Frage stellte sich Hadzelek schon 2015. Nun weiß sie: Das geht. Denn genau das ist das Konzept ihrer Firma, die seit 2022 besteht. Bei ihr können zum Beispiel Unternehmen für eine kommende Veranstaltung Shirts bedrucken lassen. Wer den Druck danach nicht mehr drauf haben und ein unifarbenes Oberteil für den Alltag möchte, wirft es einfach in die Waschmaschine – statt mit Aufdruck in die Altkleidersammlung.
Möglich macht das eine besondere Farbe, die Hadzelek und Schumacher selbst entwickelt haben. „Wir dachten erst, wir müssen ein Chemieunternehmen beauftragen. Es hat aber dann selbst funktioniert“, sagt Hadzelek. Mittlerweile laufe für die Farbe sogar ein Patentantrag. Bei der Entwicklung kam den beiden Gründerinnen ihr Vorwissen zu Gute – sie kommen beide aus der Designbranche. „Da lernt man auch etwas über Materialkunde“, sagt Hadzelek, die das Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen besuchte.
Es ist jedoch nicht nur die Farbe, mit der die beiden Gründerinnen einen Unterschied machen. Es sind auch die T-Shirts selbst. Denn diese können nicht nur bedruckt und behalten, sondern auch gemietet werden. „Man kann die Shirts dann einfach ungewaschen an uns zurück geben“, erklärt Hadzelek diese Möglichkeit. Dabei arbeiten sie mit einer Wäscherei in München zusammen, die die bedruckten Shirts wäscht und bügelt. So hat sich in ihrem Lager mittlerweile „über den Daumen eine kleine vierstellige Summe“ an T-Shirts angesammelt. „Bei markanten Tragespuren gehen die Shirts aber in Rente“, sagt Hadzelek. Die Shirts selbst in der „Zum Ausleihen“-Linie, wie es bei Re-Shirt heißt, sind ökologisch und machen die Welt bei jedem weiteren Mietzyklus ein bisschen besser. Hadzelek erklärt es so: „Für jedes neue Baumwollshirt werden 3000 Liter Wasser verbraucht.“ Das sei vor allem problematisch, weil Baumwolle aus wasserarmen Gegenden komme, wie Indien, Südostasien und Nordafrika. Wenn ein Shirt jedoch oft benutzt werde, teile sich dieser Verbrauch bei jeder Nutzung.
Re-Shirt greift aber nicht immer auf ihre eigens erfundene Farbe zurück. Auch permanente Drucke sind möglich – und dennoch gleichzeitig umweltschonend. Für die „Zum Behalten“-Linie kommen ausschließlich gute unbedruckte T-Shirts aus zweiter Hand zum Einsatz – denn von diesen gibt es laut Hadzelek genug. Re-Shirt wird daher von Altkleidersortierbetrieben mit Kleidungsstücken beliefert, die dann aufbereitet werden. Genutzt würde dieses Angebot unter anderem von Bands, die Merchandise-Artikel anbieten wollen – aber auf die umweltfreundliche Art und Weise.
Mit Blick auf 2023 wünscht sich Hadzelek ein „organisches Wachstum“. „Wir wollen mehr Shirts verkaufen und vermieten als 2022.“ Zudem hoffen die Gründerinnen zu einer „Mindset-Entwicklung“ beitragen zu können, indem sie Menschen, die noch nie Secondhand getragen haben, von dieser Idee überzeugen. Geschäftlich möchten sie zudem im Bereich der Sportveranstaltungen größer einsteigen.
Stellt sich die Frage, ob sich Kundinnen und Kunden diese Umweltfreundlichkeit leisten können. „Ja“, sagt Hadzelek. „Wir können preislich total gut mit Firmen, die ökologische T-Shirts verwenden, mithalten.“ Die „Zum Ausleihen“-Linie komme den Kundinnen und Kunden dabei günstiger. Hadzelek räumt aber ein: „Mit wirklich billigen Shirts können wir preislich nicht mithalten. Das wollen wir aber auch gar nicht.“
DK
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