Schrobenhausen
Lösung des Fachkräftemangels ist weiblich

MBDA Deutschland unterstützt Frauen in Führungspositionen - Ab 2020 vier Plätze im Förderprogramm

08.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:22 Uhr
Eine Sprenggrafik aus einem Rüstungstest erhält Bertram Brossardt (rechts), Hauptgeschäftsführer der Verbände der Metall- und Elektroarbeitgeber in Bayern, als Andenken an seinen Besuch in Schrobenhausen. MBDA-Personalleiter Marc Zizmann (links) und Roland Kuntze, Leiter der Kommunikationsabteilung, überreichen das Metallstück als Symbol für den Durchbruch der Frauen. −Foto: Hofmann

Schrobenhausen (DK) Ihre Mitarbeiterinnen wollen keine Quotenfrauen sein.

Sie wollen nicht wegen ihres Geschlechts, sondern aufgrund ihrer Leistung befördert werden. Diese Erfahrung hat Barbara Buhtz, Talent-Managerin bei MBDA in Schrobenhausen gemacht.

Als das Rüstungsunternehmen im Jahr 2014 in das Projekt "Frauen in Führungspositionen" der Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber bayme vbm einstieg, ließen sich erst nach langer Überzeugungsarbeit und vielen Gesprächen Teilnehmerinnen gewinnen. Das hat sich inzwischen verändert, Buhtz sagt: "Heute werde ich angesprochen und gefragt: Wie komme ich denn in dieses Programm? "

Jedes zweite Jahr wählt Buhtz für das Projekt zwei junge Frauen aus. Ab 2020 werden es erstmals sogar vier Frauen sein. Die Kriterien sind: Haben die Frauen die Ambition im Unternehmen weiterzukommen und sieht die MBDA in den Kandidatinnen das Potential Führungsverantwortung zu übernehmen. Susanne Greimel war 2014 eine der ersten Teilnehmerinnen des Projekts. Ab 1. Januar übernimmt sie eine Leitungsfunktion in der Personalabteilung der MBDA-Tochtergesellschaft Bayern-Chemie. Sie sagt: "Ich habe sehr viel über mich selbst gelernt. Vor allem: Was will ich eigentlich und was sind meine Ziele im Unternehmen. " Durch das Projekt konnte sie außerdem ein Netzwerk mit anderen aufstrebenden Frauen in der Metall- und Elektroindustrie knüpfen.

Auch Veronika Rixinger, die im Bereich Logistik tätig ist, hat bei dem zweijährigen Mentoringprogramm viel dazu gelernt: "Es ist ein langer Zeitraum, in dem man gemeinsam mit anderen eine sehr nachhaltige Entwicklung durchmacht. " Helmut Hederer, der das Projekt als Mentor und ehemaliger Geschäftsführer des Tochterunternehmens TSG unterstützt, sagt, die Frauen gewinnen hier vor allem an Selbstbewusstsein. Er fordert sie auf: "Ihr müsst den Kopf rausstrecken und zeigen: Hier bin ich. "

Marc Zizmann, Personalleiter der MBDA Deutschland, erklärt, Ziel des Unternehmens sei, dass in Zukunft anteilig so viele Frauen Führungspositionen übernehmen, wie im Unternehmen arbeiten. 22 Prozent der rund 1300 Mitarbeiter des Rüstungsunternehmens sind Frauen, aktuell sind aber nur drei der oberen Führungskräfte weiblich, bis 2022 soll die Zahl auf sechs verdoppelt werden, kündigt Zizmann an. Damit möchte MBDA sich als Arbeitgeber interessanter machen. "Wir wollen nach außen zeigen, dass wichtige Positionen auch an Frauen vergeben werden. "Elke Renz, Head of Human Resource Management und eine der drei führenden Frauen, sagt: "Frauen sind Manager. Schon immer. Frauen haben etwas zu sagen und manchmal auch eine andere Sicht der Dinge. " Sie räumt ein, die MBDA habe es nicht leicht, junge Frauen als Auszubildende und duale Studenten zu gewinnen, da das Rüstungsunternehmen in einer "speziellen techniklastigen und männerdominierten Branche" tätig sei. Aber nach und nach wachse das Interesse junger Frauen an Berufen im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, jetzt müssten diese nur noch ins Unternehmen gelockt werden.

Der erste Schritt, Frauen offensiver anzusprechen, war eine Umgestaltung der Homepage. Ein Psychologe hatte Zizmann im Rahmen eines Seminars für das Projekt "Frauen in Führungspositionen" darauf aufmerksam gemacht, dass bei den Stellenanzeigen nur Bilder von Männern zu sehen waren. Er stellte damals die Frage: "Seid ihr überhaupt geistig auf Frauen in Führungspositionen eingestellt? "

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie in Bayern, beantwortet die Frage für die MBDA mit ja. Die bayme vbm haben das Projekt "Frauen in Führungspositionen" 2010 gestartet und seitdem mehr als 250 Frauen in der Branche gefördert. Brossardt nennt das Programm bundesweit einmalig.

"Was dahinter steckt ist wahnsinnig teuer. " 1,3 Millionen Euro haben die bayme vbm seit 2010 in den weiblichen Nachwuchs investiert. "Wir wollen zeigen, dass wir nicht stehen bleiben. " Derzeit sind nur 25 Prozent der Arbeitnehmer in der Branche Frauen. Brossardt sagt, den Fachkräftemangel könne man nur lösen, wenn Frauen besser integriert werden.

Bianca Hofmann