Ingolstadt
Abschied aus Ingolstadt

Designchef Wolfgang Egger verlässt Audi – Sein Nachfolger wird VW-Mann Marc Lichte

05.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:20 Uhr
Marc Lichte (Mitte) −Foto: oh

Ingolstadt (DK) Der nächste Wechsel in der Führungsebene bei Audi steht bevor: Nach dem Tausch des Entwicklungsvorstands bekommt der Autobauer nun nach Informationen unserer Zeitung einen neuen Designchef. Auf Wolfgang Egger soll zum Jahreswechsel Marc Lichte vom Mutterkonzern VW folgen.

Wenn ein Autohersteller seinen Chefdesigner austauscht, dann wäre das vor 20, 30 Jahren vielleicht noch eine Randnotiz gewesen. Mittlerweile ist das anders. Gerade die sich bekämpfenden Premium-Hersteller Mercedes, Audi und BMW unterscheiden sich in Sachen Leistung kaum noch. Auch was Assistenzsysteme angeht, ist das Trio mittlerweile auf Augenhöhe. Ein technisch perfektes Auto ist für den Kunden inzwischen selbstverständlich. Spätestens seit dem Erfolg von Apple ist auch für den Autokunden das Produktdesign ein entscheidender Kaufgrund. Wechselt ein Unternehmen den Chefdesigner aus, dann ist das ein Signal: Schaut her, wir machen etwas Neues.

Fakt ist: Audi ist mit seinem aktuellen Design sehr erfolgreich. Fakt ist aber auch, dass dem Audi-Design bei der Weiterentwicklung in der Fachpresse immer wieder Mutlosigkeit attestiert wird. Vor allem aber wird moniert, dass die einzelnen Autos und Baureihen teilweise kaum noch zu unterscheiden sind. Dies kritisierte Ex-Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer sogar öffentlich. Er forderte von den Designern mehr Differenzierung.

Wie Dürheimer wird nun auch Designchef Wolfgang Egger Audi verlassen. Er wechselt zur Tochter Italdesign Giugiaro. Der 50-Jährige war im Frühjahr 2007 als Chefdesigner von Alfa Romeo zu Audi gekommen. Damals folgte er Walter de Silva auf den Posten des Chefdesigners, der wiederum zu Volkswagen wechselte. Eggers Nachfolger wird offenbar der 44-jährige VW-Designer Marc Lichte, Schöpfer unter anderem der aktuellen Golf-Generation. Als „Leiter Design Audi-Konzern“ wird Lichte nicht nur die Gestaltung der neuen Audi-Modelle übernehmen, sondern auch die der Töchter Lamborghini und Ducati mitverantworten. Ein Audi-Sprecher wollte die Personalrochade nicht kommentieren. „Zu Spekulationen sagen wir grundsätzlich nichts“, hieß es.

Der Wechsel ist der nächste Einschnitt in der Entwicklung von Audi. Im September 2012 wurden drei Vorstandsposten neu besetzt: Es kamen Bernd Martens als Beschaffungsvorstand, Luca de Meo als Vertriebsvorstand und Wolfgang Dürheimer als Entwicklungsvorstand. Dürheimers Audi-Karriere war nach internen Querelen allerdings bereits nach einem dreiviertel Jahr wieder beendet. Ulrich Hackenberg übernahm.

Dass nun mit Lichte erneut ein VW-Mann in Audis oberste Führungsebene wechselt, legt die Vermutung nahe, dass der Mutterkonzern bei den Ingolstädtern in Zukunft stärker durchregieren will. Hackenberg, de Meo und Martens waren ebenfalls aus der Konzernzentrale in Wolfsburg zu Audi gekommen. Bereits seit Längerem wird darüber spekuliert, dass der VW-Chefetage Audis Entwicklung nicht rasch und steil genug vonstatten geht.

Auf Lichte wartet in Ingolstadt alles andere als eine leichte Aufgabe. Doch das ist der Designer gewohnt. Kaum ein Auto dürfte schwieriger neu zu gestalten sein als der Golf, dessen aktuelle Generation aus seiner Feder stammt. Schließlich handelt es sich um ein Auto, von dem unfassbar viel erwartet wird, aber dessen Form eigentlich kaum verändert werden darf.

Wie wichtig das Design inzwischen bei den Autoherstellern ist, zeigt das Beispiel Mercedes. Die aktuelle E-Klasse wurde beim Facelift nicht nur technisch, sondern mangels Verkaufserfolg vor allem optisch aufwendig renoviert. Die Umgestaltung ließen sich die Stuttgarter eine Milliarde Euro kosten. Ein Betrag, für den man in der Regel eine komplett neue Modellgeneration auf die Beine stelle, lästerte die Konkurrenz.

Bis sich zeigen wird, wohin sich die Marke Audi unter der Feder von Marc Lichte entwickeln wird, dürfte noch einige Zeit vergehen. Vom sogenannten „Design-Freeze“ – also dem komplett fertig gestalteten Auto – bis zur Markteinführung vergehen in der Regel zweieinhalb Jahre.