Ingolstadt
Wer hat die Macht bei Media Saturn?

15.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:37 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Mit Spannung wird am Dienstag der Prozessbeginn zwischen den MediaMarkt-Gründern Erich Kellerhals und Leopold Stiefel sowie dem Hauptanteilseigner Metro AG erwartet. Der Handelskonzern will ein neues Entscheidungsgremium bei Media Saturn, die Altgesellschafter sind dagegen.

Schauplatz des Streits ist der Saal 16 des Landgerichts Ingolstadt. Die Kammer für Handelssachen unter Vorsitz von Richter Konrad Kliegl verhandelt ab 9 Uhr in der Sache, höchstens zwei Stunden später soll wieder Schluss sein. Davon geht Landgerichtspräsidentin Sibylle Dworazik aus. Weitere Prozesstage sind bis dato nicht geplant. „Das entwickelt sich nach und nach.“

Stattdessen legt die Gerichtspräsidentin Wert auf ein persönliches Erscheinen der Widersacher. „Wir wollen eine Sachaufklärung. Dafür brauchen wir die Parteien unmittelbar und nicht nur eine Vertretung in Form der Rechtsanwälte“, sagte sie. Ein Fernbleiben der Prozessbeteiligten sei nur möglich, wenn die Streitenden Bevollmächtigte schickten, die auch entscheiden können.

In der Media-Saturn-Gruppe mit ihren europaweit 880 Märkten und insgesamt 59 000 Mitarbeitern geht es um Alles oder Nichts – so jedenfalls stellt sich die Sachlage den Firmengründern dar. Sie haben dem Haupteigner Metro mit einem Prozess bis zur letzten Instanz gedroht. „Wir gehen bis zum Bundesgerichtshof, wenn es sein muss“, sagte Mitbegründer und Minderheitsgesellschafter Leo Stiefel. Metro versuche die Altgesellschafter „auszuhebeln“. Das sei nicht im Sinn der Altgesellschafter.

Die von Kellerhals und Stiefel eingereichte Klage richtet sich gegen einen von Metro-Chef Eckhard Cordes geplanten Beirat, der nach Auffassung von Kellerhals und Stiefel ihre Sperrminorität in dem Gesellschafterausschuss umgehen könnte.

Der Handelskonzern Metro hält gut 75 Prozent der Anteile an der Media Saturn Holding. Kellerhals gehören 21,6 Prozent und Stiefel drei Prozent. Auch wenn Metro eine große Mehrheit bei Media Saturn hat – ohne Zustimmung von Kellerhals und Stiefel können im Gesellschafterausschuss, dem Aufsichtsgremium, keine Entscheidungen fallen. In der Satzung sind die Rechte der Altgesellschafter festgeschrieben: Beschlüsse müssen laut Stiefel mit einer Mehrheit von 80 Prozent gefällt werden. Und so soll es nach seiner Meinung bleiben.

Metro hat dagegen andere Pläne. Konzernchef Cordes will bei den Ingolstädter Töchtern durchgreifen. Nach dem Wechsel an der Spitze der Elektronikmarktketten Anfang des Jahres sollen dort die Entscheidungen schneller als bislang fallen. Cordes erklärte bei der Bilanzvorlage im März, dass Metro mit dem Beirat die Mitspracherechte der beiden MediaMarkt-Gründer beschneiden wolle. Rechtliche Grundlage dafür sei eine Klausel in den mehr als 20 Jahre alten Gesellschafterverträgen.

Im Machtkampf mit Kellerhals gibt sich Cordes gelassen. Ein Rechtsgutachten habe die Position der Metro AG bestätigt, hieß es. Zudem sei der Beirat keine Idee von Metro, er sei in der Satzung der Gesellschafter vorgesehen, so Konzernsprecher Michael Inacker. Eingesetzt werden dürfe er aber erst, sobald kein Altgesellschafter mehr im operativen Geschäft ist. Das sei seit 2006 der Fall, als Stiefel sein Amt als Geschäftsführer abgab.

Stiefel wiederum stellte klar, dass er nichts gegen den Beirat habe. Es gehe darum, wie abgestimmt werde. Anfang März wurde der Beirat ins Leben gerufen, seine Arbeit hat er aber noch nicht aufgenommen.