Ingolstadt
Neue Runde im "Pingpong-Spiel"

Pieter Haas bleibt Chef von Media-Saturn

08.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:06 Uhr

Zum wiederholten Male zu Gast am Ingolstädter Landgericht: Media-Saturn-Chef Pieter Haas (Mitte) mit Metro-Chefjustiziar Dieter Haag Molkenteller (links) und Rechtsanwalt Franz Enderle. - Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) Die Schlammschlacht zwischen den Media-Saturn-Gesellschaftern Erich Kellerhals und Metro nimmt kein Ende: Gestern scheiterte Kellerhals erneut mit dem Versuch, Media-Saturn-Chef Pieter Haas aus dem Amt zu treiben. Der Antrag auf einstweilige Verfügung wurde abgelehnt.

Von Jahr zu Jahr wird die Situation zwischen den Streitparteien verfahrener - das zeigte sich auch gestern wieder einmal am Ingolstädter Landgericht. Da können dann auch mal die Emotionen überkochen. Und als zwischen den Rechtsanwälten beider Seiten zum Ende der Verhandlung schließlich lautes Gezänk ausbrach, fuhr der mit einer Engelsgeduld ausgestattete Vorsitzende Richter der Handelskammer, Konrad Kliegl, dann doch irgendwann dazwischen: "Vielen Dank, dass wir einen Eindruck gewinnen, wie es in der Gesellschafterversammlung wahrscheinlich zugeht." Da mussten auch die Vertreter der verfeindeten Parteien lachen.

Der gestrige Prozess ist die Fortführung einer ganzen Reihe von Streitereien zwischen Metro und Kellerhals. Und es wird auch ganz sicher nicht das letzte gerichtliche Aufeinandertreffen gewesen sein. Es gibt Prozesse wegen des umstrittenen Beirats in der Gesellschafterversammlung, durch den Kellerhals sich um seine Macht gebracht sieht. Es gibt Prozesse um umstrittene Entscheidungen in der Gesellschafterversammlung - und es gibt Prozesse um die Personalie Pieter Haas. Letzteren hat Kellerhals zu seinem Erzfeind erklärt, weil der einst aus der Media-Saturn-Geschäftsführung zum Mehrheitseigner Metro nach Düsseldorf wechselte - und nun mehr oder weniger in Ingolstadt durchregiert. Und so verteufelt Kellerhals Haas nicht nur auf seiner privaten Website, sondern versucht nun schon zum wiederholten Male, ihn per Gerichtsbeschluss loszuwerden. Die Gründe waren diesmal ähnlich wie die Male zuvor. Vor allem deshalb wurde der von Kellerhals' Anwälten gestellte Antrag wieder einmal abgeschmettert.

Zu den bekannten Vorwürfen gesellten sich jedoch auch neue, unter anderem ein etwas brisanter. So bezeichnete Haas während einer Beiratssitzung den Kellerhals-Anwalt (und ebenfalls Beiratsmitglied) Martin Schockenhoff offenbar als "Lügner, Betrüger und Menschenverächter" und fragte ihn, wie er denn mit so einem Charakter nur nachts schlafen könne. Allerdings entschuldigte sich Haas dafür später. Vorausgegangen war dem Ganzen eine scheinbar ziemlich hitzige Debatte, in der es um die türkische Landesgesellschaft von Media-Saturn ging. Man stritt um eine Kapitalerhöhung - und Schockenhoff wollte etwas protokolliert haben, was Haas aber so angeblich gar nicht gesagt hätte.

Letzten Endes war die gestrige Verhandlung ein stundenlanger Vortrag bekannter Standpunkte. Die eine Seite sieht es so, die andere behauptet das genaue Gegenteil. Richter Kliegl, der die Kontrahenten schon seit Jahren kennt, brachte das mittlerweile teils absurde Geplänkel ziemlich gut auf den Punkt: "Ist der eine Gesellschafter dafür, ist der andere dagegen." Er bezeichnete den Streit von Metro und Kellerhals als "Pingpong-Spiel". Nur dass in einem Pingpong-Match im Gegensatz zu diesem Dauerzwist die Hoffnung auf ein Ende besteht.

Dass die Geschäftsführung von Media-Saturn inzwischen von sieben auf vier Mitglieder geschrumpft ist, bezeichnete Kliegl als "Paradebeispiel für das Versagen der Gesellschafter". Für das Unternehmen entstehe dadurch ein Riesenproblem, "wenn die Geschäftsführer bislang nicht nur Däumchen gedreht haben". Kliegls Vorschlag, neue Geschäftsführer nach Mehrheitsverhältnissen einzustellen - also beispielsweise zwei von Metro und einen von Kellerhals wählen zu lassen -, dürfte im Rauch des Dauerfeuers der Kontrahenten ohne jegliche Beachtung untergehen.

Pieter Haas war jedenfalls froh, dass der Richter zu seinen Gunsten entschied: "Ich hatte gehofft, dass es so ausgeht", sagte Haas unserer Zeitung nach der Verhandlung. Ende Juni könnte dann das Urteil fallen.