Ingolstadt
Es droht der nächste Prozess

Metro-Lösung für Media-Saturn-Führungskrise steht offenbar fest

21.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:39 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Beim Streit der Media-Saturn-Gesellschafter ist weiter kein Ende in Sicht: Während man aufseiten des Mehrheitseigners Metro die Lösung für die auslaufenden Geschäftsführer-Verträge wohl schon gefunden hat, – kündigt die Kellerhals-Seite dagegen vorsorglich schon mal rechtliche Schritte an.

Rot-blaues Stelldichein in München: In einem Event-Saal in der BMW-Welt traf sich gestern die weltweite Media-Saturn-Führungsriege. Zweimal im Jahr kommen rund 100 Top-Manager des Elektronikriesen zum sogenannten „Leadership Meeting“ zusammen, um gemeinsam in die Zukunft des Unternehmens zu blicken. Und schaut man im Moment nur auf die Zahlen, so sieht diese Zukunft durchaus erfolgversprechend aus – wäre da nicht seit Jahren der leidige Gesellschafterstreit. Und schon wieder drohen neue Gerichtsprozesse.

Grund sind die demnächst auslaufenden Verträge dreier Media-Saturn-Geschäftsführer, die wohl nicht verlängert werden: Ralph Spangenberg (Personalchef), Sergio Klaus-Peter Voigt (Einkaufschef) und Oliver Seidl (Finanzchef) könnten deshalb theoretisch ab Januar bzw. April (Seidl) ohne Job dastehen. Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals will das Trio nicht weiter beschäftigen. Media-Saturn-Mehrheitseigner Metro möchte hingegen mit dem gleichen Team weitermachen. Weil man sich wegen des Streits aber nicht einigen kann, laufen die Verträge nun aus. Was nun?

Wie unsere Zeitung am vergangenen Freitag exklusiv berichtete, denkt man bei der Metro darüber nach, mindestens zwei der drei Manager kurzerhand eine Ebene tiefer in ähnlicher Funktion wieder einzustellen – denn dagegen hat Kellerhals im Prinzip keine Handhabe. Und wie wir gestern nun aus gut informierten Kreisen erfuhren, ist diese Idee bereits beschlossene Sache – vorausgesetzt, es sollte nicht doch der sehr unwahrscheinliche Fall einer Einigung zwischen beiden Parteien eintreten. In der Geschäftsführung sehe man den auslaufenden Verträgen relativ gelassen entgegen, hieß es. Spangenberg und Voigt könnten ab 1. Januar möglicherweise als Mitglieder der „erweiterten Geschäftsführung“ weiterarbeiten. Nach unseren Informationen sind die beiden Top-Manager dazu bereit.

Von solchen Gedankenspielen ist man auf Kellerhals-Seite wenig begeistert. Wie Ralph Becker, Geschäftsführer der Convergenta (die Firma, über die Kellerhals seine Media-Saturn-Anteile hält), auf unsere Anfrage mitteilte, werde man „alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen, um das zu verhindern“. Es sei fraglich, ob man den Managern mittels dieser „Umgehungskonstruktion“ überhaupt ein Gehalt zahlen könne.

Der auslaufende Vertrag von Finanzchef Oliver Seidl ist sozusagen ein Sonderfall, weil Seidl in seiner Funktion als Geschäftsführer-Organ unbefristet beschäftigt ist – weshalb er laut Metro so oder so weiterhin in der Geschäftsführung bleibe. Das bestreitet Convergenta-Mann-Becker zwar nicht, erklärt aber, dass man Seidl deshalb noch lange nicht weiter das bisherige Gehalt zahlen müsse. „Für seinen Dienstvertrag als Geschäftsführer ist die Zustimmung der Gesellschafter nötig.“

Ebenfalls hatten wir letzte Woche von einem Brandbrief der Media-Saturn-Führung an Kellerhals berichtet, der auch an die Mitarbeiter ging. Kurz zusammengefasst, bat man ihn darum, sein Störfeuer zu beenden. Unserer Zeitung liegt nun der Antwortbrief von Kellerhals vor, der ebenfalls an die Ingolstädter Media-Saturn-Mitarbeiter ging. Darin bezeichnet er die Geschäftsführer als „Metro-willfährig“ und kritisiert „Fehlinvestitionen im Internet-Bereich“, einen „verfehlten Strategieschwenk im Service-Bereich“ und „die Misere im IT-Bereich“ – genauer wird er dabei nicht. Im Moment ist ein Ende des Streits wohl weiter denn je entfernt. Das x-te Zusammentreffen vor Gericht scheint vorprogrammiert.