Ingolstadt
"Eine Chance für Cassidian"

CSU-Abgeordneter Brandl: Weil Euro Hawk gescheitert ist, könnte das Unternehmen den Auftrag für die Entwicklung einer Drohne bekommen

15.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:08 Uhr

Ingolstadt/Berlin (DK) Der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU) sieht im Aus für die Aufklärungsdrohne Euro Hawk „eine Chance“ für die Manchinger Rüstungsschmiede Cassidian: Nach seiner Einschätzung dürfte das Scheitern des Projektes auch Auswirkungen auf die mögliche Anschaffung von Aufklärungsdrohnen des Typs Heron oder von Kampfdrohnen wie der Predator haben. „Die Frage ist, ob jetzt Cassidian zum Zug kommt“, sagt Brandl.

Hintergrund ist die Weigerung der USA, die für die Zulassung nötigen Daten und Pläne der Euro Hawk herauszugeben: „Nach diesen Erfahrungen dürfte sich niemand darauf einlassen, eine Drohne zu kaufen, deren Zulassung nicht gesichert ist.“ Zwar hatten die USA auch bei der Euro Hawk zugesagt, die notwendigen Daten zu liefern, als es jedoch ernst wurde, blieben die Unterlagen aus. Das hat allerdings nicht nur etwas mit der Geheimhaltung zu tun. Nach vorliegenden Informationen gibt es einige wichtige Dokumentationen überhaupt nicht. Die Erklärung ist einfach: Für eine US-Zulassung waren sie nicht nötig. Experten gingen zuletzt von Kosten zwischen 500 und 600 Millionen Euro aus, um eine Zulassung für die Drohne zu bekommen. Das Problem: Bislang gibt es noch nicht einmal Zulassungsrichtlinien. In Deutschland sind unbemannte Flugzeuge bislang auf 150 Kilogramm beschränkt.

Nach den Vorstellungen des CSU-Abgeordneten Brandl könnte man die Entwicklung der Richtlinien und die Entwicklung einer Drohne bündeln. Dafür komme Cassidian in Frage. Dort seien bereits Drohnen wie die Talarion entwickelt worden, zudem verfüge das Unternehmen über die Aufklärungstechnik, die derzeit in der Euro Hawk getestet werde.

Die Idee für die Euro Hawk stammt übrigens noch aus rot-grünen Regierungszeiten. An dem Vorhaben, eine Aufklärungsdrohne zu beschaffen, besteht bis heute kein politischer Zweifel: Das rot-grüne Lager ist sich mit dem schwarz-gelben einig, dass ein solches Aufklärungsflugzeug gebraucht wird. Der Fehler war, dass das Zulassungsproblem nicht frühzeitig erkannt wurde und dass selbst dann noch eineinhalb Jahre vergingen, ehe Konsequenzen gezogen wurden. In den Vertrag mit dem US-Hersteller Northrop Grummen für die Lieferung der Euro Hawk aus dem Jahr 2007 wurde zudem keinerlei Absicherung gegen die Risiken eingebaut. Ein dreistelliger Millionenbetrag ist damit ganz einfach futsch. Insgesamt flossen in die Euro Hawk und ihre Ausrüstung nach aktuellen Zahlen aus dem Verteidigungsministerium 600 und nicht wie zuletzt gemeldet 900 Millionen Euro.