Ingolstadt
Teurer Abschied

Der Vorstandsumbau 2017 kostete Audi mehr als 24 Millionen Euro an Abfindungen

20.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Ingolstadt (DK) Gleich vier Vorstandsmitglieder mussten den Ingolstädter Autobauer Audi im vergangenen Jahr verlassen - das schlug mit 24,2 Millionen Euro an Abfindungen zu Buche. Interessant auch: Entwicklungsvorstand Peter Mertens verdiente wegen eines "Handgelds" mehr als Audi-Chef Rupert Stadler.

Wer sich einmal die Mühe macht, den dicken Audi-Geschäftsbericht des vergangenen Jahres zu durchforsten, stößt auf durchaus verblüffende Details - speziell bei den Bezügen der Vorstände. Inklusive Vorsorgungsaufwand bekam demnach nämlich der von Volvo abgeworbene neue Entwicklungschef Peter Mertens im vergangenen Jahr 7,347 Millionen Euro. Audi-Chef Rupert Stadler kam dagegen "nur" auf 5,247 Millionen Euro. Wie kann das sein? Das Kleingedruckte verrät es: Offenbar erhielt Mertens von Audi eine Art "Handgeld" in Höhe von sechs Millionen Euro - "zur Kompensation von verloren gegangenen Ansprüchen aufgrund des Arbeitgeberwechsels".

Diese insgesamt sehr hohe Summe für Mertens mutet auf den ersten Blick etwas seltsam an - sind die Bezüge der Vorstandsmitglieder von Audi doch eigentlich gedeckelt. Der Vorstandsvorsitzende darf nicht mehr als 5,5 Millionen Euro verdienen, die anderen Vorstandsmitglieder nicht mehr als 3,75 Millionen Euro. Die hohe Summe sei dennoch in Ordnung, erklärt ein Audi-Sprecher. Die sechs Millionen Euro "Kompensation" seien "nicht Teil der regulären Bezüge". Im nächsten Jahr also dürfte Mertens ähnlich verdienen wie die restlichen Vorstandsmitglieder. Beschaffungsvorstand Bernd Martens etwa kam 2017 auf 3,118 Millionen Euro.

Vor allem der große Vorstandsumbau im vergangenen Jahr kam den Ingolstädter Autobauer teuer zu stehen. Mit Thomas Sigi (Personal), Axel Strotbek (Finanzen), Dietmar Voggenreiter (Vertrieb) und Hubert Waltl (Produktion) mussten gleich vier Vorstandsmitglieder ihren Posten räumen. Allerdings nicht mit leeren Händen. Insgesamt bekamen sie 24,2 Millionen Euro an Abfindungen. Die größte Summe erhielt dabei Sigi mit insgesamt 8,667 Millionen Euro. Strotbek bekam 5,236 Millionen Euro zugesprochen, Voggenreiter 5,284 Millionen Euro und Hubert Waltl 5,021 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte der damalige Entwicklungschef Stefan Knirsch nach nur einem dreiviertel Jahr im Dienst eine Abfindung in Höhe von 3,8 Millionen Euro erhalten.

Die "neuen" Vorstände kamen 2017 auf ein verhältnismäßig geringes Gehalt - ihr Dienstantritt war schließlich erst der 1. September 2017. Für die vier Monate bekam Personalvorstand Wendelin Göbel inklusive Versorgungsaufwand 361 180 Euro, Produktionsvorstand Peter Kössler brachte es auf 293 447 Euro und Vertriebsvorstand Bram Schot verdiente 278 149 Euro.

Spitzenreiter unter den Neuzugängen war Finanzvorstand Alexander Seitz: Für ihn weist der Geschäftsbericht für die vier Monate eine Summe von 668 427 Euro aus. Davon sind 331 759 Euro "Nebenleistungen" - wobei es sich dabei im Detail handelt, verrät Audi nicht. Zu den Nebenleistungen gehört aber laut Geschäftsbericht "insbesondere die Überlassung von Betriebsmitteln" - beispielsweise Dienstwagen. Auch Versicherungen und dafür fällige Steuern werden übernommen.

Insgesamt ist die Zusammensetzung der Vorstandsbezüge sehr komplex - und je nach den Vorgaben auch unterschiedlich. Wichtig: Die festen Bezüge machen in der Regel nur einen verhältnismäßig kleinen Teil des Geldes aus. Mehr als drei Viertel der Bezüge sind eine "variable Vergütung", deren Höhe erfolgsabhängig ist.