Ingolstadt
Razzia bei Audi-Mitarbeitern

Abgas-Affäre: Staatsanwaltschaft München II sucht weiter nach Beweisen

31.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:53 Uhr
Wer war bei Audi für die Abgas-Manipulationen verantwortlich? Und: Wer wusste zu welchem Zeitpunkt davon? Diese Fragen will die Staatsanwaltschaft München II klären. −Foto: Weigel/dpa

Ingolstadt (DK) Die Ermittlungen in Sachen manipulierter Diesel-Fahrzeuge ziehen weitere Kreise: Am Mittwoch wurden die Wohnungen von sechs früheren oder aktuell noch bei Audi beschäftigten Mitarbeitern durchsucht. Die Razzien fanden in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz statt.

Laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II hätten die Durchsuchungen am Morgen begonnen - 38 Beamte der Staatsanwaltschaft und der Landeskriminalämter Bayern und Baden-Württemberg seien daran beteiligt gewesen. Was genau die Beamten am Ende mitnahmen, wollte die Sprecherin nicht sagen - aber es seien "sehr wenige Gegenstände" sichergestellt worden. Die Razzia fand ausschließlich in privaten Wohnräumen statt - auf Audi-Firmengelände gab es keine Durchsuchungen.

Die hatte es bereits im März vergangenen Jahres gegeben: Während der Bilanzpressekonferenz hatten Beamte die Audi-Zentrale in Ingolstadt durchsucht. Dass es nun nochmal fast ein Jahr bis zu den nächsten Durchsuchungen gedauert hat, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II mit den sehr aufwendigen Ermittlungen. "Es müssen extrem große Datenmengen ausgewertet und viele Zeugen vernommen werden", so die Sprecherin. "Das nimmt viel Zeit in Anspruch."

Auch die im März bei der US-Kanzlei Jones Day beschlagnahmten Unterlagen könnten immer noch nicht ausgewertet werden. Nach wie vor ist eine Verfassungsbeschwerde anhängig. Die zunächst sechs Monate gültige einstweilige Anordnung gegen die Auswertung des Materials wurde erst Anfang Januar um weitere sechs Monate verlängert. Jones Day hatte bei Audi und Volkswagen intern ermittelt. Ursprünglich hätte ein Untersuchungsbericht veröffentlicht werden sollen, der die Ursprünge der Software-Manipulationen aufzeigt - doch schließlich machte man einen Rückzieher und hielt die Ergebnisse unter Verschluss.

Insgesamt gibt es in Sachen Abgas-Affäre nun 13 Verdächtige. Bis auf den inzwischen in Untersuchungshaft sitzenden ehemaligen Chef der Motorenentwicklung von Audi und späteren Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz gehören (beziehungsweise gehörten) die Verdächtigen maximal der mittleren Management-Ebene an. Noch zählt kein Audi-Vorstandsmitglied zum Kreis der Verdächtigen. Allerdings wird geprüft, ob der Vorstand als Organ seiner Aufsichtspflicht nachgekommen ist - also, ob die Manipulationen durch entsprechende Kontrollen zu verhindern gewesen wären. Da es sich hierbei aber nur um eine Ordnungswidrigkeit und nicht um eine Straftat handeln würde, droht im schlimmsten Falle ein Bußgeld.

Von Audi gab es zu den neuen Durchsuchungen keine Stellungnahme. Man habe davon durch die Medien erfahren, erklärte ein Sprecher.

Wie gestern ebenfalls bekannt wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart seit rund einer Woche gegen zwei weitere Mitarbeiter des Autozulieferers Bosch. Die beiden sollen an Abgas-Manipulationen bei Fahrzeugen des Autokonzerns Fiat-Chrysler beteiligt gewesen sein. Gegen drei weitere Bosch-Mitarbeiter laufen bereits Verfahren wegen Beihilfe zu Betrug bei Daimler, Volkswagen und Audi.