Ingolstadt
Teurer Abgas-Skandal: Diesel-Affäre kostet Audi 1,4 Milliarden Euro Gewinn

Audi verdient deutlich weniger und kassiert Teil seiner Jahresprognose

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Ingolstadt (DK) Audis glanzvolle Zeiten sind vorerst vorbei - die aktuellen Geschäftszahlen zeigen es deutlich. Die Rückstellungen für die Bewältigung der "Dieselthematik" nehmen immer größere Ausmaße an und belasten die Bilanz. Aber es gibt auch Lichtblicke.

Die finanziellen Folgen des Abgas-Skandals haben Audi die Quartalsbilanz verhagelt. Zwar verkaufte die VW-Tochter von Juli bis September erneut mehr Autos als im Vorjahr, doch schlugen zusätzliche Belastungen durch die „Dieselthematik“ voll auf das Ergebnis durch. Für das Gesamtjahr gab es sogar eine Gewinnwarnung.

„Die Rahmenbedingungen für unser Unternehmen sind momentan äußerst herausfordernd“, sagte Audi-Vorstandschef Rupert Stadler am Freitag laut einer Unternehmensmitteilung. Das liegt vor allem an weiteren Rückstellungen für die Bewältigung der Abgas-Affäre. Audi legte dafür im 3. Quartal nochmals 620 Millionen Euro zurück. Und damit stürzte das operative Ergebnis im Vorjahresvergleich um 43 Prozent ab auf nur noch 632 Millionen Euro. Ohne die „Sondereinflüsse“ hätte der Ingolstädter Autohersteller operativ sogar mehr verdient als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die „Dieselthematik“ dürfte auch die Jahresbilanz schwer in Mitleidenschaft ziehen. Denn in den ersten neun Monaten setzte Audi weltweit mit mit gut 1,5 Millionen Autos 4,5 Prozent mehr ab, der Umsatz legte aber nur um 0,7 Prozent auf 44 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis sackte im Vorjahresvergleich um 24,6 Prozent auf gut 3 Milliarden Euro ab. Da auch das Finanzergebnis nach drei Quartalen 2016 deutlich im Minus lag, fehlten Audi zum Vorsteuerergebnis vergangenen Jahres (2,84 Milliarden Euro) Ende September gut 1,4 Milliarden Euro.

Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern daher nur noch mit Erlösen auf Vorjahresniveau und einer Umsatzrendite „deutlich unterhalb“ des Zielkorridors von 8 bis 10 Prozent. Ende September waren es 6,9 Prozent.

Es lässt sich nichts mehr relativieren oder schönreden: Audi versinkt immer tiefer im Morast des VW-Abgas-Skandals. Lesen Sie hier einen Kommentar von Carsten Rost.

Das 3. Quartal und die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres haben kaum noch etwas vom Glanz vergangener Zeiten, als Audi ein ums andere Mal Rekordzahlen meldete. Inzwischen steckt die Ingolstädter VW-Tochter mittendrin im Sumpf, der sich mit der Abgas-Schummelei bei rund 11 Millionen Dieselfahrzeugen des Wolfsburger Autokonzerns aufgetan hat. Und die Belastungen ziehen die "schöne Tochter" von VW immer tiefer in den Morast.

So musste Audi am Donnerstag sogar eine Gewinnwarnung absetzen, nachdem für den Zeitraum Juli bis September noch einmal 620 Millionen Euro für die Bewältigung des Abgas-Skandals beiseitegelegt worden waren. Mittlerweile summieren sich diese, durch Rückrufe wegen fehlerhafter Takata-Airbags zusätzlich aufgeblasenen "Soná †dereinflüsse" im laufenden Jahr auf 885 Millionen Euro. Das wirkt sich verheerend auf die Ertragslage aus, wie am Freitag bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen deutlich wurde.

In den ersten neun Monaten 2016 lieferten die Ingolstädter Autobauer den Angaben zufolge zwar 1 408 783 Autos mit den vier Ringen aus und damit 4,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Doch legte der Umsatz nur um 0,7 Prozent auf gut 44 Milliarden Euro zu. Und beim operativen Ergebnis musste Audi ein Minus von 2,6 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro hinnehmen. Unter Berücksichtigung der Risikovorsorge für die "Dieselthematik" liegt das operative Ergebnis mit aktuell 3,03 Milliarden Euro sogar fast ein Viertel unter dem Niveau des entsprechenden Zeitraums 2015.

Die Ingolstädter VW-Tochter liegt seit etwa einem Jahr mit den US-Behörden wegen des Verdachts, bei den 3,0-Liter-TDI-Motoren Softwarebestandá †teile zur Manipulation von Abgas-Werten installiert zu haben, im Clinch. Am vergangenen Montag legte das Unternehmen in den USA erneut Pläne zur Beseitigung dieses "Defeat Deá †vice" vor, nachdem die Behörden zuvor eingereichte Vorschläge als ungenügend zurückgewiesen hatten.

Am 3. November wird nun vor Gericht entschieden, ob die betroffenen Fahrzeuge der Marken Audi, VW und Porsche in einen gesetzeskonformen Zustand versetzt werden können oder aber zurückgekauft werden müssen. Für einen Teil der Autos - Berichte sprechen von rund 25 000 - kommt offenbar eine Umrüstung nicht infrage.

Wie groß die daraus resultierenden Belastungen im Gesamtjahr letztlich ausfallen, steht zwar in den Sternen, doch hat Audi die Gewinnerwartungen für 2016 bereits gehörig eingedampft. Die Umsatzerlöse sollen auf Vorjahresniveau stagnieren, und "für die operative Umsatzrendite, die durch nur eingeschränkt plan- und steuerbare Sondereinflüsse belastet ist, rechnet der Premiumhersteller jetzt mit einem Wert deutlich unterhalb des strategischen Zielkorridors von acht bis zehn Prozent", hieß es. Nach den ersten neun Monaten standen hier 6,9 Prozent auf dem Papier, nach 9,2 Prozent im gleichen Vorjahreszeitraum.

Allerdings gibt es auch Lichtblicke: Im 3. Quartal steigerte Audi den Absatz um 2,2 Prozent auf 455 613 Autos. Die Umsatzerlöse blieben zwar mit 13,9 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau, doch verdiente das Unternehmen etwas besser: Das operative Ergebnis - ohne die 620 Millionen Euro Risikovorsorge - stieg um 12,8 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro und die entsprechende operative Umsatzrendite von 8 auf 9 Prozent. Auch das Finanzergebnis lag mit 17 Millionen Euro im Plus, nach minus 11 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Finanzchef Axel Strotbek machte denn auch Hoffnung: "Unsere Modell- und Technologiepipeline ist gut gefüllt." Finanziell positiv auswirken dürfte sich das in diesem Jahr aber kaum noch.