Frankfurt (DK
"Digitalisierung kostet 3,4 Millionen Jobs"

Bitkom-Studie: Roboter und Algorithmen vernichten Arbeitsplätze Industrieverbände widersprechen

02.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Frankfurt (DK/AFP) Der IT-Verband Bitkom hat vor einem Jobverlust im großen Stil durch die Digitalisierung gewarnt. Widerspruch kommt vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag und dem Maschinenbauverband VDMA.

Nach Einschätzung befragter Unternehmen könnten künftig 3,4 Millionen Jobs wegfallen, weil Roboter und Algorithmen die Arbeit übernehmen, zitierte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) am Freitag aus einer Bitkom-Umfrage, deren Kernergebnisse Ende November vorgestellt worden waren. Jedes vierte Unternehmen sieht sich demnach durch die Digitalisierung in seiner Existenz bedroht. Hochgerechnet wären das 3,4 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, die wegfallen würden, sollte die künftige Regierung beim Thema Digitalisierung nicht umsteuern, warnte Bitkom.

Der Verband befragte im vergangenen Jahr 500 deutsche Firmen mit mehr als 20 Mitarbeitern zum Thema Digitalisierung. Nun verwies er darauf, dass zum Beispiel in der deutschen Kommunikationstechnik in den vergangenen 15 Jahren 90 Prozent der Arbeitsplätze durch die Digitalisierung verloren gegangen seien. Eine solche Entwicklung drohe als nächstes Banken, Versicherungen sowie der Chemie- und Pharmabranche, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg der FAZ.

Der Verband warnte vor einem Verlust der "Hälfte aller Berufsbilder". Berg sprach sich daher für die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens aus. "Wir sollten das ausprobieren und schauen, wie es wirkt", sagte er der Zeitung.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hielt entschieden gegen das von Bitkom beschriebene Szenario. Die Digitalisierung sei eine "zentrale Herausforderung" für die deutsche Volkswirtschaft. Gerade deshalb sei es aber gefährlich, falsche Signale auszusenden, erklärte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Deutschland gehe "nun wirklich nicht die Arbeit aus", fügte er angesichts des Fachkräftemangels hinzu.

Wichtig sei es, sich "beherzt auf die Veränderung von Geschäftsmodellen" einzustellen, erklärte Wansleben. Wichtiger als Alarmismus und die Beschäftigung mit dem Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens seien die "kontinuierliche Modernisierung der Aus- und Weiterbildung".

Auch der Industrieverband VDMA erklärte, die Digitalisierung sei ein "Jobmotor für Deutschland". "Digitale Technologien werden die Produktivität menschlicher Arbeit in fast allen Bereichen wesentlich steigern", erklärte der Verband. Tätigkeiten und Berufsbilder veränderten sich dabei, in Summe würden aber "durch die Digitalisierung mehr Stellen entstehen, als verloren gehen".

Deutschland als Land mit der höchsten Roboterdichte in Europa erreiche einen Beschäftigungsrekord nach dem anderen. Diese Erfolgsgeschichte gerate aber in Gefahr, wenn die Politik "weiterhin eine echte Digitalisierungsstrategie für unser Land verschläft".