Europäisches Kampfjet-Projekt FCAS geht in die nächste Phase

Haushaltsausschuss gibt Milliarden frei - Brandl: Chance für Manching

23.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:21 Uhr
Ein Modell des europäischen Kampfjets der Zukunft auf der Luftfahrtausstellung in Paris. Das Flugzeug selbst ist nur ein Teil des FCAS-Projekts, zu dem etwa auch unbemannte Drohnen und eine "Gefechts-Cloud" zur Vernetzung des Gesamtsystems gehören. −Foto: Tessier, dpa

Ingolstadt/Berlin - Es war keine leichte Entscheidung: Der Haushaltsausschuss des Bundestages gab am Mittwoch grünes Licht für die weitere Entwicklung des Luftkampfsystems FCAS, das ab 2040 die Eurofighter der Bundeswehr ablösen soll.

Zuvor hatte es kritische Stellungnahmen sowohl des Bundesrechnungshofs als auch des Beschaffungsamts der Bundeswehr (BAAINBw) gegeben. Dabei ging es hauptsächlich um die Befürchtung, bei dem Projekt könnte einseitig die französische Industrie bevorzugt werden.

Die Gesamtkosten des "Future Combat Air System" (FCAS), an dem Deutschland, Frankreich und Spanien beteiligt sind, werden auf einen dreistelligen Milliardenbetrag geschätzt. Aktuell stand im Haushaltsausschuss die Bereitstellung von 3,7 Milliarden Euro für die Projektphasen 1b und 2 auf der Tagesordnung. Die Partner Frankreich und Spanien steuern Gelder in ähnlicher Höhe bei. Zusätzlich stellt der Bundestag 750 Millionen Euro für rein nationale Beiträge zu FCAS zur Verfügung.

Mit dem Geld sollen bis 2027 Forschungs- und Technologiearbeiten sowie der Bau eines Demonstrators finanziert werden. Ein Demonstrator ist kein Prototyp, sondern ein Trägerflugzeug für einzelne Komponenten des neuen Waffensystems. Die eigentliche Entwicklungsphase soll ab 2030 starten.

Der Haushaltsausschuss gab die Mittel nun zwar frei, stellte aber Bedingungen. So soll vor dem für 2024 geplanten Start der Projektphase 2 erneut die Zustimmung der Parlamentarier eingeholt werden. Der Ausschuss stand dabei unter erheblichem Druck. Ein Nein kurz vor der Bundestagswahl hätte das Projekt um viele Monate verzögert, wenn nicht völlig infrage gestellt.

"FCAS ist nicht eines unter vielen Rüstungsvorhaben der Bundeswehr" sagte der Ingolstädter CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl gegenüber unserer Zeitung. "Es ist das strategische Projekt in Europa zur langfristigen Sicherung unserer Souveränität im Bereich der militärischen Luftfahrt". Weiter sagte der Verteidigungsexperte, der selbst im Haushaltsausschuss sitzt: "An diesem Projekt wird sich entscheiden, ob wir in Europa langfristig noch Kampfflugzeuge selbst bauen oder uns in eine vollständige Abhängigkeit von den USA begeben. " Auch Brandl hält die Befürchtung, bei dem Projekt könnte deutsches Know-how nach Frankreich abfließen, für berechtigt. Er verweist aber gleichzeitig auf die Chancen für die Region: "Das deutsche FCAS-Zentrum ist Manching. Der Beschluss hat deswegen auch für unsere Region eine herausragende Bedeutung. " Bisher arbeiten nach den Worten Brandls im Airbus-Werk vor den Toren Ingolstadts schon etwa 250 Menschen an FCAS. Bis 2027 plane die Industrie deutschlandweit den Aufbau von weiteren 1300 hoch qualifizierten Arbeitsplätzen. "Sollte es dann zu einer Entwicklung und Beschaffung kommen, wird sich diese Zahl vervielfachen", so Brandl.

Thomas Pretzl, Gesamtbetriebsratschef der Airbus-Verteidigungssparte, zeigte sich erleichtert über die Bedingungen des Haushaltsausschusses zur FCAS-Entwicklung. "Die deutschen Interessen müssen in diesem Hochtechnologieprojekt stärker verteidigt werden", sagte er gegenüber unserer Zeitung. "Die aktuell bestehende Bevorteilung Frankreichs ist für die deutschen Unternehmen und ihre Belegschaften kritisch zu sehen. "

Der europäische Flugzeugbauer Airbus ist neben dem französischen Konzern Dassault Hauptauftragnehmer des FCAS-Projekts. Dirk Hoke, Chef der Airbus-Verteidigungssparte, begrüßte den Beschluss des Haushaltsausschusses als entscheidenden Schritt zu einer nahtlosen Fortsetzung des Programms.

DK

Johannes Greiner