Gaimersheim
Erfolgreiche Übernahme

Im Geschäftsjahr 2017 stand für Edeka Südbayern die Integration von Kaiser's-Tengelmann im Fokus

27.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:35 Uhr
Blicken positiv auf das vergangene Geschäftsjahr zurück: Claus Hollinger (rechts), Sprecher der Geschäftsführung von Edeka Südbayern, und seine Kollegen Annemarie Schalk (Finanzen und IT) und Werner Gruber (Produktion und Logistik). −Foto: Edeka Südbayern

Gaimersheim (DK) "Eine Mammutaufgabe." So bezeichnet Claus Hollinger, Sprecher der Edeka Südbayern-Geschäftsführung, die Übernahme von 172 Kaiser's-Tengelmann-Filialen. Doch die Anstrengungen, die die Mitarbeiter in der Gaimersheimer Zentrale auf sich genommen haben, scheinen sich gelohnt zu haben: Die Zahlen stimmen.

172 Filialen, 5000 Mitarbeiter - die Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka war eine große Herausforderung für die Mitarbeiter in Gaimersheim. Alle Geschäfte wurden neu in Gelb-Blau gestaltet - Edeka nennt das "Umflaggung" - ein Lager in Eching und ein Fleischwerk in Donauwörth integriert und die komplette Technik, das Warenwirtschaftssystem und Logistik auf Edeka umgestellt. Und das alles während des laufenden Betriebes: "Die Kunden in unseren Edeka-Märkten haben davon nichts mitbekommen", sagt Hollinger.

"Insbesondere die umgebauten Tengelmann-Märkte überzeugen mit Umsatzsprüngen im zweistelligen Bereich", berichtet Hollinger. Woran das liegt? "Wir haben jetzt mehr Regale und 25 Prozent mehr Sortiment als vorher." Außerdem sei es von Gaimersheim aus einfacher, den südbayerischen Mark einzuschätzen, als von Nordrhein-Westfalen aus. Die übernommenen Filialen gliedern sich auf in 125 neue Edeka-Märkte und 47 sogenannte Edeka Xpress. Diese Läden für Flächen unter 600 Quadratmetern sind vor allem in München zu finden. Angeboten werden Dinge des täglichen Bedarfs, teilweise ergänzt um Snacks, Getränke und Mitnahmeartikel, sogenannte Convenience-Produkte. "Wir wachsen organisch. Wir wachsen durch die Integration der neuen Märkte. Und wir wachsen profitabel", sagt Hollinger - und untermauert das mit Zahlen: Das Umsatzvolumen der 743 selbstständigen Edeka-Einzelhändler (2016: 749, 2015:770) im Absatzgebiet verbesserte sich flächenbereinigt um 2,94 Prozent. Insgesamt erwirtschafteten die Kaufleute in ihren 994 Märkten 2,56 Milliarden Euro (2016: 2,48).

Im selben Zeitraum wuchs der Konzernumsatz um gut 18 Prozent auf insgesamt 3,4 Milliarden Euro (netto, ohne Innenumsätze). 2016 war der Umsatz um 2,6 Prozent gestiegen - der große Unterschied liegt in der Übernahme von Kaiser's-Tengelmann begründet. Aber: "Ohne Berücksichtigung der übernommenen Standorte stieg die Umsatzkurve ebenfalls deutlich um 3,5 Prozent auf 3 Milliarden Euro." Wo sich die Übernahme des früheren Konkurrenten ebenfalls deutlich bemerkt gemacht hat, ist bei den Investitionen: Die liegen 2017 doppelt so hoch wie noch im Jahr zuvor und nun bei 109,4 Millionen Euro. "40 Millionen davon sind in die Kaiser's-Tengelmann-Märkte geflossen, der Rest unter anderem in IT, Logistik und neue Standorte", erklärt Geschäftsführer Hollinger.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 214 neue Einzelhandel-Läden eröffnet - darin erhalten sind die 172 ehemaligen Tengelmann-Filialen. Die übrigen setzen sich aus 32 Neueröffnungen und 12 Standorterweiterungen zusammen.

Auch die übrigen Produktionssparten wuchsen kräftig. Die Südbayerische Fleischwaren und die Birkenhof Donauwörth Fleischwaren erwirtschafteten ein Umsatzplus von knapp 22 Prozent (365 Millionen Euro). Die Backstube Wünsche steigerte ihren Umsatz um zwei Prozent und kam auf 97,7 Millionen Euro. Die Großhandelssparte Cash&Carry setzte 183 Millionen Euro um (2016: 181).

Die Eigenkapitalquote belief sich 2017 auf knapp 55 Prozent, im Jahr zuvor lag sie bei rund 64 Prozent. "Dies ist weiterhin ein überdurchschnittlicher Wert", teilt Annemarie Schalk mit, Geschäftsführerin für Finanzen und IT. "Insbesondere unter Berücksichtigung der Integrationsleistung aus der Kaiser's-Tengelmann-Übernahme."

Neu war im vergangenen Jahr auch die Einführung von zwei Edeka-Abholboxen für Online-Bestellungen bei Audi in Ingolstadt. Die Nutzer können aus 18500 Artikeln verschiedener Warengruppen wählen - der Service ist kostenlos. "Beim Online-Geschäft wollen wir unsere eigenen Erfahrungen machen", sagt Geschäftsführer Claus Hollinger. Dennoch mache der Handel mit Lebensmitteln im Internet deutschlandweit nur weniger als ein Prozent aus. Ein Liefersevice nach Hause, wie es Konkurrenten jetzt schon anbieten, sei deshalb derzeit nicht geplant. "Wir setzen weiterhin ganz klar auf unsere modernen und innovativen Märkte", sagt Hollinger. Zahlen, wie viele Menschen die drei Abholboxen nutzen, gibt Edeka Südbayern jedoch nicht bekannt.

Verena Belzer