Denkendorf
Innovatives aus Denkendorf

Die Regineering GmbH entwickelt Pflanzenölantriebe und ist Spezialist für Klimakammern

11.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:12 Uhr
Wie reagieren Pflanzen auf Hitze, Trockenheit oder UV-Einstrahlung? In den Prüfständen der Denkendorfer Firma Regineering lässt sich das unter Realbedingungen leicht nachvollziehen. −Foto: Krieg

Denkendorf (DK) Was tun, wenn Mediziner untersuchen wollen, wie Menschen auf das Klima im Himalaya reagieren? Eine Testgruppe dorthin schicken und vor Ort forschen, ist die eine Möglichkeit. Die zweite Option lässt sich bald in Bozen in Südtirol umsetzen, denn dort entsteht eine Klimakammer für die Wissenschaft, wo dieselben Bedingungen herrschen sollen wie auf dem Dach der Welt. Die Umsetzung liegt in Händen der Denkendorfer Firma Regineering GmbH, die ihr Geschäftsfeld stark auf Umweltsimulationen konzentriert.

Das 2008 gegründete Unternehmen im Kreis Eichstätt mit rund 30 Beschäftigten und einem Jahresumsatz mit drei bis vier Millionen Euro hat eine Nische gefunden, wie sie sonst in der Region Ingolstadt nirgendwo existiert. Selbst deutschlandweit gibt es kaum eine Handvoll Mitbewerber. Dabei hatte Geschäftsführer Stefan Innerhofer zunächst andere Ziele, als es ihn nach seinem Maschinenbaustudium in München nach Denkendorf verschlug. "Ich stamme von einem Bergbauernhof in Südtirol, auf dem wir fast komplett autark leben", sagt der 36-Jährige. "Wir haben ein kleines Wasserkraftwerk für den Strom, filtern unser eigenes Trinkwasser, die Entsorgung erfolgt über eine Kleinkläranlage. Nur Kraftstoffe haben wir zukaufen müssen."

Das wurmte Innerhofer, und er schrieb sich das Thema alternative Mobilität auf die Fahnen. Mit seinem Unternehmen arbeitet er an Motoren, die mit biologischen Kraftstoffen funktionieren, also mit Raps- oder Sonnenblumenöl. "Aus diesen Pflanzen lassen sich 30 Prozent Öl gewinnen, übrig bleibt ein Eiweißkuchen als energetisch hochwertiges Kraftfutter für Milchkühe." Im Prinzip sind die Antriebsaggregate wie Diesel, nur eben mit Energie aus der Natur.

Zehn Jahre nach der Firmengründung ist die Euphorie der Ernüchterung gewichen - nicht weil die Technik Probleme machen würde. "Aber die Politik möchte das nicht, man läuft nur gegen Hürden", sagt Innerhofer. "Der Diesel wird weiter subventioniert, für das Pflanzenöl zahlt man den vollen Steuersatz. Der ökologische Gedanke wird voll ignoriert." Dabei wüsste einer wie Bayerns Finanzminister Albert Füracker bestens über die Vorteile regenerativer Energien Bescheid, ist er doch Anteilseigner einer Ölmühle im Kreis Neumarkt. Aber das Thema sei Sache der Bundesregierung, erklärte Ministerpräsident Markus Söder am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung.

Regineering verfolgt das ursprüngliche Ziel zwar weiter, aber nicht für Pkw-Motoren. "Wir rüsten Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen auf den Antrieb mit Pflanzenöl um", sagt der Geschäftsführer. Inzwischen interessiert sich sogar der amerikanische Hersteller John Deere für die Technik. Den Selbstzünder - ob nun mit fossilem oder regenerativem Brennstoff betrieben - hält Innerhofer keinesfalls für überholt. Nur mit ihm, die richtige Abgastechnik vorausgesetzt, sei die CO2-Problematik im Zaum zu halten, bis etwa die Elektromobilität mehr Boden gewonnen habe.

Aus der Not der mangelnden politischen Signale beim Pflanzenölmotor ist freilich eine Tugend geworden, denn seit 2014 verlagert die Regineering GmbH ihr Betätigungsfeld stark in Richtung Klimakammern und Prüfstände. "Nächste Woche beginnen wir in Bozen mit dem Aufbau der Himalaya-Anlage", sagt Innerhofer. Finanziert werde das Projekt von der Provinz Südtirol, Nutzer soll das Eurac-Research-Zentrum sein, zu dem unter anderem Institute für alpine Umwelt, Biomedizin, Mumienforschung oder alpine Notfallmedizin gehören. "Da ist auch Reinhold Messner involviert", freut sich Innerhofer.

20 bis 30 Prüfkammern entstehen pro Schnitt jedes Jahr in Denkendorf, um dann beim Kunden aufgebaut zu werden. "Die meisten Aufträge kommen direkt aus der Forschung", erläutert Innerhofer. "Wir können unter anderem Wind simulieren, Extremtemperaturen, Luftfeuchtigkeit und die Sonneneinstrahlung. Dazu benutzen wir LEDs und UV-Röhren, um das gesamte Lichtspektrum abzudecken." Die Auftragslage ist inzwischen so stark gestiegen, dass der Platz in Denkendorf nicht mehr reicht. "Im Oktober ziehen wir um nach Preith; wir bleiben also im Landkreis."
 

Horst Richter