Schrobenhausen
Auf einem positiven Weg

Weitgehend zufriedene Aktionäre bei Bauer-Hauptversammlung - Dividende von 0,10 Euro je Aktie

28.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:35 Uhr
Seine letzte Hauptversammlung als Vorstandschef der Schrobenhausener Bauer AG: Thomas Bauer zieht sich aus dem Vorstand zurück und wechselt in den Aufsichtsrat. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (DK) Thomas Bauer macht einen ziemlich gelassenen Eindruck. Es ist seine letzte Hauptversammlung nach 32 Jahren als Vorstandschef der Spezialtiefbaufirma Bauer - und dennoch sei es keine besondere, betonte er gestern in Schrobenhausen. Er ist entspannt, weil die Geschäfte laufen und er - nach einigen schwierigen Jahren - seinem Nachfolger nun ein Unternehmen in die Hände legen kann, das für die Zukunft gut aufgestellt ist. "Es ist der richtige Moment, das Steuer in andere Hände zu geben", sagte er.

Wer ihn an der Spitze des Unternehmens ersetzt, ist nach wie vor nicht öffentlich bekannt. "Wir hätten den Namen heute gerne verkündet", so der 62-Jährige gestern bei der Hauptversammlung. "Doch unser Mann ist noch bei einem anderen Konzern beschäftigt, und da ist es nur fair für alle, wenn wir noch warten. " Der 47-jährige Neue sei nicht der totale Experte für Spezialtiefbau, so Bauer. Aber das sei so gewollt. "Ein Wechsel ist wichtig, damit neue Gedanken und Ideen reinkommen. "

Er selbst will einen Schritt zurücktreten und in den Aufsichtsrat wechseln. Den Aktionären verspricht er: "Ich werde das Maß an Zurückhaltung sehr schnell lernen. " Klaus Reinhardt, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, hat zudem angekündigt, im Laufe des Jahres aus dem Gremium auszuscheiden.

Dem künftigen Vorstandschef zur Seite stehen für die nächsten Jahre Finanzvorstand Hartmut Beutler, Peter Hingott, der 2016 in den Vorstand berufen wurde, sowie aus der Familie Florian Bauer, der seit Anfang des Jahres die Bereiche Digitalisierung, Entwicklungskoordination, Weiterbildung und Unternehmenskultur betreut. "Wir haben die Firmenkultur zum wichtigen Bestandteil gemacht, denn ohne sie hat das Unternehmen keinen Erfolg", sagte Thomas Bauer. Und erfolgreich war das vergangene Jahr. Der Konzern erwirtschaftete zwar 2017 nur ein Ergebnis nach Steuern in Höhe 3,7 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein deutlicher Rückgang um fast 75 Prozent. Der Vorstandschef zeigte sich dennoch zufrieden, denn das auf den ersten Blick wenig positive Ergebnis sei ausschließlich durch Sondereinflüsse entstanden. Zum einen sei ein Schiedsgerichtsverfahren in Hongkong zu Ungunsten des Unternehmens ausgefallen. Dabei ging es um Forderungen bezüglich eines schon Jahre zurückliegenden Projekts, was zu einem unerwarteten Verlust von 20 Millionen Euro geführt habe. Diese Entscheidung des Gerichts bezeichnete Thomas Bauer als "massiv ungerecht". Außerdem belasteten Währungsverluste in Höhe von 22,5 Millionen Euro den Konzern. Die Umsätze hingegen wuchsen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 19,4 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro. "Nach fünf schwierigen Krisenjahren, sind wir wieder auf einem sehr positiven Weg", sagte Bauer.

Die unerwarteten Belastungen sorgten für Kritik von Aktionärsschützern. Johannes Weber von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) lobte das "eigentlich sehr erfolgreiche Jahr. Leider ist das Ergebnis nach Steuern nicht so schön für uns Aktionäre ausgefallen. Ich hoffe, dass wir 2018 solche Sondereffekte nicht mehr haben. " Thomas Bauer beruhigte und nannte als derzeit größte Baustelle des Konzerns die Tochterfirma in Jordanien: Überkapazitäten führten dort zu größeren finanziellen Belastungen. Zudem sei die politisch instabile Lage in der Region ein Problem. "Das wird uns noch die nächsten zwei bis drei Jahre beschäftigen, aber wir sehen dort nach wie vor große Zukunftschancen. "

Für das laufende Jahr erwartet der Vorstandschef eine Gesamtkonzernleistung von 1,9 Milliarden Euro und einen Gewinn von 90 Millionen Euro. "Wir haben riesige Anstrengungen in vielen Details unternommen: So haben wir die Maschinen enorm weiterentwickelt. Wir haben viele Prozesse verbessert, um frühere Fehler zu verringern. Und wir haben eine enorme Weiterentwicklung in der Digitalisierung erreicht. "

Die rund 400 Aktionäre und Aktionärsvertreter beschlossen eine Dividende von 0,10 Euro je Aktie, die auf dem Niveau des Vorjahres liegt. "Eine - gemessen am Aktienkurs - symbolische Dividende, aber in Anbetracht des Ergebnisses ist das in Ordnung", sagte Sören Merkel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auf seine Frage, inwieweit der zunehmende weltweite Protektionismus den Konzern mit seinen mehr als 110 Tochterunternehmen in rund 70 Ländern betreffe, antwortete Thomas Bauer, "er betrifft uns eigentlich nicht wirklich".
 

Sandra Mönius