Berlin
"Der erste Großkonzern als Kunde"

Start-up Vimcar digitalisiert künftig die Fahrtenbücher des Fuhrparks der Deutschen Bahn

28.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Vimcar-Chef Andreas Schneider stammt aus Demling, einem Ortsteil von Großmehring (Landkreis Eichstätt). - Foto: Vimcar

Berlin (DK) Knapp zweieinhalb Jahre ist es her, dass unsere Zeitung groß über das Start-up Vimcar und seinen Plan, die Welt der Firmenwagen zu revolutionieren, berichtete - nun hat sich das Jungunternehmen einen dicken Fisch an Land gezogen: Künftig wird das elektronische Fahrtenbuch des Start-ups auch im Fuhrpark der Deutschen Bahn eingesetzt. 17 400 Fahrzeuge umfasst deren Flotte, davon werde "die große Masse" mit dem Vimcar-Stecker ausgerüstet, erklärt Geschäftsführer Andreas Schneider.

Der Sitz von Vimcar ist zwar Berlin, Schneider stammt jedoch aus Demling, einem Ortsteil von Großmehring (Kreis Eichstätt).

"Für uns ist das der erste Großkonzern als Kunde", sagt Schneider. "Wir sind stolz, dass das geklappt hat." Nun hoffe man, weitere Großkunden zu gewinnen. Drei Jahre habe es von der "ersten Mail" an die Bahn bis zum Zuschlag gedauert. Ein wichtiges Thema sei dabei der Datenschutz gewesen, worauf vor allem der Betriebsrat großen Wert legte.

Das Produkt von Vimcar ist ein Stecker in der Größe einer Streichholzschachtel, der am On-Board-Diagnose-System (OBD) des Autos angestöpselt wird. Per integrierter SIM-Karte werden die ausgelesenen Fahrtdaten an die Server des Start-ups gesendet - so wird ein Fahrtenbuch auf Papier überflüssig. Die Aufzeichnung der geschäftlichen Fahrten dient vor allem der Steuerersparnis.

Insgesamt seien inzwischen 30 000 Fahrzeuge mit der Vimcar-Technik vernetzt. In gut zwei Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl von 20 auf rund 60 verdreifacht. Inzwischen habe man ein paar, mehrere Hundert Fahrzeuge umfassende Fuhrparks als Kunden gewonnen, unter anderem den von Ford. Auch die Allianz, Zalando und der Fußballverein Hertha BSC nutzen den Stecker.

Inzwischen gehen die Funktionen über das elektronische Fahrtenbuch weit hinaus: Man kann nun etwa Poolfahrzeuge reservieren und buchen, die Führerscheinkontrolle überwachen, auch Tankkarten und eine Live-Lokalisierung wurden integriert. "Unser Ziel ist, eine Art digitalen Fuhrparkleiter anzubieten", sagt Schneider. Auch auf Englisch ist die Software mittlerweile verfügbar, damit etwa auch Kunden, die grenzüberschreitend arbeiten, sie nutzen können.

Um die Zukunft des Start-ups zu sichern, wurde ein weiterer Schritt gemacht: Inzwischen sei man mit einem deutschen Autohersteller übereingekommen, dass Vimcar direkt integriert werde. Das bedeutet: Fuhrpark-Kunden brauchen keinen Stecker mehr, sondern können sich die Software einfach freischalten lassen. Vimcar wird so zum reinen Digitalprodukt.