Augsburg
"Den Gürtel noch enger schnallen"

Audi-Chef Rupert Stadler über die Folgen des Abgas-Skandals und die Stimmung im Unternehmen

13.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Schwere Zeiten: Audi-Chef Rupert Stadler muss das Unternehmen durch den Abgas-Skandal steuern. Für das kommende Jahr erwartet der Autobauer "große Belastungen". ‹ŒArch - foto: Richter

Augsburg (DK) Nachdem Audi in den Fokus des Abgas-Skandals geraten ist, muss sich der Ingolstädter Autobauer auf harte Zeiten einstellen. Im Augsburger Presseclub äußerte sich Audi-Chef Rupert Stadler am späten Mittwochabend zur aktuellen Stimmung und zur Zukunft des Unternehmens.

Gleich zu Beginn im Gespräch mit Moderator Josef Karg, will Audi-Chef Rupert Stadler etwas klarstellen. Kürzlich habe er lesen müssen, dass er im Zuge der Abgas-Affäre zum "Verhör" musste. Dabei sei er einfach gebeten worden, als Zeuge zu einem "Interview" zu kommen. Dieser Aufforderung sei er gerne nachgekommen. Alles kein Problem: "Ich habe meiner Mannschaft gesagt: ,Ich kann in den Spiegel kucken.'"

Er habe Verständnis, wenn es bei den Mitarbeitern momentan Unsicherheiten und Ängste gebe - schließe habe man nun mehr oder weniger 15 Jahre Wachstumskurs hinter sich. Insofern sei die aktuelle Lage nun erstmal ein "Einbruch". Man müsse kein Hellseher sein, so Stadler, um zu wissen, dass sich die Rückstellungen des VW-Konzerns "um die Diesel-Thematik final abzuarbeiten" entsprechend auswirken würden. "Das bedeutet, man muss den Gürtel noch enger schnallen." Und man werde versuchen, die "ein oder andere Investition" auf der Zeitachse nach rechts zu verschieben - "ohne dass man Technologie und Produkt beeinflusst".

Stadlers Botschaft an die Mitarbeiter ist klar: Zusammenhalt. Nach der Betriebsversammlung hatte der Vorstand einen offenen Brief an die Belegschaft geschrieben, der unserer Zeitung vorliegt. "Die schwierigen Zeiten, die wir durchleben, werden wir mit Ihnen gemeinsam durchstehen", ist darin zu lesen. Auch wenn im kommenden Jahr wieder "große Belastungen" zu erwarten seien, so betont man: "Unsere Beschäftigungsgarantie bis 2018 steht." Man arbeite an Konzepten, wie man Zukunftsthemen wie Elektromobilität und Brennstoffzellen-Antrieb an deutschen Standorten ansiedele, um die Auslastung der Stammwerke zu sichern.

Um zu verdeutlichen, dass ihn die Situation nicht kalt lasse, erzählte Stadler eine kurze Anekdote: "Ich bin als junger Bursche nach Spanien geschickt worden und habe die Reorganisation einer Firma hinter mir. Wenn sie selber Menschen entlassen müssen - da habe ich mir geschworen: Das gilt es zu vermeiden. Und das weiß die Mannschaft." Er sei davon überzeugt: "In zwei, drei Jahren wird die Firma robuster und besser dastehen."

Darauf angesprochen, dass er derzeit teils auch recht hart angegangen werde und wie er damit umgehe, sagte Stadler: "Manchmal zahlt man einen hohen Preis als Topmanager." Er sei aber ein bodenständiger Typ und könne mit solchen Dingen professionell umgehen. Er bekomme auch Unterstützung: "Man braucht eine Familie, die einem Rückhalt bietet."

Auf Nachfrage äußerte sich Stadler auch zum neuen Wettbewerber Tesla, der mit seinen E-Modellen die Autobranche kräftig aufmischt - aber auch seit Jahren kräftige Verluste einfährt. "Das Geschäftsmodell dieses Wettbewerbers ist ein komplett anderes", sagte Stadler. "Die leben von einem langfristigen Traum." Wenn ab 2018 Audi und andere Premium-Autobauer mit ihren Elektrofahrzeugen auf den Markt kämen, würden die Karten neu gemischt. "Und dann schauen wir mal, wo die dann stehen."

Den Dieselmotor werde Audi nicht aus dem Programm nehmen. "Wir werden zum Diesel stehen", so Stadler. Wenn auch vielleicht künftig als Hybrid-Variante. "Der Kunde hat gelernt, den Diesel zu lieben." - Wegen des sportlichen Drehmoments, und des geringen Verbrauchs. Die Audi-EU-6-Diesel erfüllten alle Normen und Gesetze. Man werde den Diesel weiterentwickeln. Moderator: "Ohne schummeln" Stadler: "Versteht sich von selbst."