Ingolstadt
Heftige Reaktionen

Im Internet geht es nach der Audi-Betriebsversammlung rund Schlechte Stimmung auch in Neckarsulm

06.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Ingolstadt/Neckarsulm (DK) Die Audi-Betriebsversammlung am Mittwoch in Ingolstadt stand im Zeichen des Abgas-Skandals und einer drohenden Krise. So emotional die Veranstaltung verlaufen war, so emotional wurde danach auf Facebook diskutiert. Gestern nun war Termin bei Audi in Neckarsulm.

Fast 100-mal wurden die Artikel über die Betriebsversammlung bis gestern Mittag auf Facebook geteilt und mehr als 60-mal kommentiert. Einige Nutzer machen ihrem Unmut über das Audi-Management Luft. "Ein Konzern baut Mist, und der kleine Arbeiter darf es ausbaden. Wie soll es anders sein?", fragt ein Nutzer und spielt dabei wohl auf den Wegfall einer Schicht an, der im Raum steht. Ein anderer Nutzer fordert sogar den Rauswurf des gesamten Managements.

Einige Kommentatoren werfen Audi nicht nur in der Abgas-Krise Verfehlungen vor. Sein nächstes Auto fahre elektrisch und komme aus Asien, schreibt ein Audi-Fahrer und streut zwischen den Zeilen den Vorwurf, dass Audi die Entwicklung beim Elektroantrieb verschlafen habe. "Es ist immer traurig mit anzusehen, dass Mitarbeiter die Fehler des Managements ausbaden müssen", meint der Nutzer weiter.

Beim Thema Produktionsauslastung diskutieren die Facebook-Nutzer auch Gründe abseits des Diesel-Skandals. Ein Nutzer stellt die These auf, die "Krise in der Produktion" beruhe auf dem Wegfall des Modells Q5, der künftig in Mexiko gefertigt wird. Der Belegschaft werde nun verkauft, dass alles andere daran schuld sein soll, schimpft der Schreiber der Zeilen: "Ich finde das dreist." Verwunderlich findet ein Teil der Facebook-Nutzer wohl auch die Berichterstattung rund um Audi. Sie empören sich darüber, dass sich für sie die Berichte so lesen würden, als sei der Wegfall einer Schicht bereits beschlossene Sache. Diese Nutzer setzen ihre Hoffnung in die Verhandlungen des Betriebsrates mit dem Management und darin, dass am Ende doch keine Schicht gestrichen wird. "Betriebsrat und Belegschaft haben ihren Standpunkt dazu klargemacht", heißt es.

Auch bei der Betriebsversammlung in Neckarsulm war die Stimmung gestern schlecht, wie die "Heilbronner Stimme" berichtet. Die schwache Nachfrage nach den Neckarsulmer Modellen und die Folgen des Diesel-Skandals lasten schwer auf dem Unternehmen. Audi-Chef Rupert Stadler kündigte bei der Versammlung an, dass an dem Standort mit gut 16.000 Beschäftigten ab Januar bis zum Anlauf des Nachfolgers in der A6/A7-Fertigung die Nachtschicht entfallen soll. Im Herbst 2017 soll zudem eine Schicht in der Neckarsulmer A4-Produktion gestrichen werden. Mit der Forderung des Betriebsrats nach weiteren Modellen konnte sich Stadler nicht anfreunden: "Schon heute ist Neckarsulm unser Werk mit der größten Produktvielfalt", sagte er.

Wie schon am Vortag in Ingolstadt gab Stadler für die Heimatstandorte diese Losung aus: "Was wir teurer sind im Vergleich zu anderen Standorten weltweit, müssen wir besser sein." Und er sprach die Einladung an die Arbeitnehmervertreter aus, gemeinsam ein Paket zu schnüren, "das wettbewerbsfähig und zukunftssichernd für die Stammbelegschaft ist". Pfiffe und Buhrufe, wie sie Stadler sich bei der Betriebsversammlung in Ingolstadt anhören musste, gab es in Neckarsulm nicht. "Wir sind hier halt etwas gesitteter als in Bayern", meinte ein Angestellter. "Es muss sich jetzt alles erst mal setzen", sagte ein weiterer Audi-Mitarbeiter. "Ich muss das verdauen." Positiv sei gewesen, dass Stadler "Klartext" geredet habe, meinte ein Bandarbeiter. "Dass es Audi nicht gut geht, weiß jeder. Aber wir müssen jetzt halt zusammenhalten."