Ingolstadt
Audi erwartet schwierige Monate

Autobauer präsentiert solide Halbjahreszahlen - rechnet aber vor allem durch WLTP mit Problemen

03.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:56 Uhr
Hoffnungsträger: Der Audi e-tron soll den Ingolstädter Autobauer ins E-Auto-Zeitalter führen. Zu den Händlern kommt er aber wohl erst 2019. −Foto: Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Trotz zahlreicher Herausforderungen kann Audi für die erste Hälfte dieses Jahres solide Zahlen präsentieren: Die Auslieferungen stiegen um 4,5 Prozent, das operative Ergebnis um drei Prozent. Für die zweite Jahreshälfte erwartet der Autobauer jedoch Probleme - vor allem wegen der Umstellung auf den Abgas-Testzyklus WLTP.

Zahlreiche Themen setzen den Ingolstädter Autobauer Audi derzeit stark unter Druck. Allen voran natürlich die Diesel-Affäre, wegen der der derzeit beurlaubte Audi-Chef Rupert Stadler nach wie vor in Augsburg in Untersuchungshaft sitzt. Dazu kommen zahlreiche Modellanläufe. Erfahrungsgemäß warten viele Kunden lieber auf das technisch frischere Nachfolgemodell, weswegen sich die Vorgänger schwerer verkaufen lassen - manchmal helfen auch nur Rabatte. Und bis die Produktion des neuen Modells voll hochgefahren ist, dauert es eine Weile. Heißt: Die positiven Auswirkungen der Erneuerungen in der Modellpalette (unter anderem A1, Q3, A6 und A7, dazu das komplett neue Modell Q8) dürften wohl erst im nächsten Jahr zum tragen kommen.

Vor allem aber bereitet die Umstellung auf den ab 1. September verpflichtend zu absolvierenden WLTP-Abgas-Testzyklus große Probleme. In einer Mitteilung zu den Halbjahreszahlen warnt Audi daher, dass sich die beiden Themen in der zweiten Jahreshälfte "verstärkt belastend" auswirken könnten.

Im Halbjahresfinanzbericht schreibt Audi-Interimschef Bram Schot: "Ein Unternehmen wie Audi zu führen, ist in diesen Zeiten definitiv nicht einfach - und gleichzeitig freue ich mich auf diese Aufgabe". Auch zum Thema WLTP äußert er sich: "Die Homologation bindet aktuell viele Kapazitäten und führt zu Engpässen im Angebot für unsere Kunden, die einen Großteil des zweiten Halbjahres 2018 andauern werden." Er verspreche jedoch, alle Kräfte zu bündeln um "attraktive Alternativen bieten zu können und so rasch wie möglich wieder zu einer vollen Verfügbarkeit aller Modelle zu gelangen".

Von Januar bis Juni lieferte Audi 949282 Fahrzeuge aus - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 4,5 Prozent. Die Umsatzerlöse stiegen um 3,9 Prozent auf 31,183 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 3 Prozent auf 2,761 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite blieb mit 8,9 Prozent exakt gleich.

Ein wenig getrübt werden die positiven Auslieferungszahlen dadurch, dass das Wachstum vor allem in den USA (plus 4,8 Prozent auf 107942 Fahrzeuge) und China (plus 20,3 Prozent auf 306590 Fahrzeuge) stattfand. Im Reich der Mitte schlug aber im Vorjahreszeitraum der Ärger mit den chinesischen Händlern voll durch - und Audi verkaufte dort deutlich weniger Autos. Insofern machte man dort größtenteils eigentlich erstmal wieder verlorenen Boden gut. In Europa dagegen gingen die Verkäufe um 4,2 Prozent auf 439000 Autos zurück.

Im Zuge des sogenannten "Transformationsplans" will der Ingolstädter Autobauer bis zum Jahr 2022 rund 10 Milliarden Euro an verschiedenen Stellen einsparen, um diese in Zukunftsfelder wie Digitalisierung, autonomes Fahren und Elektromobilität zu stecken. Allein im 1. Halbjahr habe man nun bereits mehr als eine halbe Milliarde Euro eingespart. Dank "geschärfter Ausgabendisziplin" sei die Forschungs- und Entwicklungskostenquote auf 6,5 Prozent der Umsatzerlöse gesunken (Vorjahr: 6,9 Prozent). Die Sachinvestitionsquote sank von 3,9 Prozent auf 3,4 Prozent.

Beim Ausblick auf das Gesamtjahr bleibt Audi zuversichtlich: Die Auslieferungen sollen wieder das Vorjahresniveau erreichen, die Umsatzerlöse sogar leicht steigen. Bei der operativen Umsatzrendite will man weiter im Zielkorridor von 8 bis 10 Prozent bleiben. Im Halbjahresfinanzbericht warnen die Audi-Experten dennoch: "Dabei sind in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung auch ein leichtes Unterschreiten des strategischen Zielkorridors der operativen Umsatzrendite und eine korrespondierende Entwicklung der Kapitalrendite nicht auszuschließen."