Ingolstadt
Im Visier: Von Hatz bis Winterkorn

11.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:30 Uhr

Ingolstadt/Wolfsburg (DK) Im Skandal um manipulierte Abgas-Werte ermitteln inzwischen mehrere Staatsanwaltschaften gegen aktuelle und ehemalige Führungskräfte unterschiedlicher Unternehmen.

Seit Beginn der Affäre steht etwa der Zulieferer Bosch im Zwielicht. In den vergangenen Wochen rückte zudem der Stuttgarter Autobauer Daimler in den Fokus. Auch gegen Opel wurden Vorwürfe laut. Doch die Marken des VW-Konzerns stehen nach wie vor im Zentrum der Ermittlungen.

Insgesamt sehen sich mehrere Dutzend Personen aus dem Umfeld des Autobauers mit Ermittlungen konfrontiert. Von den meisten sind jedoch weder Name noch Posten bekannt, die Behörden hüllen sich in Schweigen. Eine der bekannten Schlüsselfigur en ist Ex-VW-Chef Martin Winterkorn. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft, in deren Zuständigkeitsbereich die VW-Zentrale in Wolfsburg liegt, ermittelt gegen den einstigen Patriarchen des Konzerns wegen der Manipulation von Stickoxidwerten in Abgasen. Es hätten sich "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte" ergeben, dass Martin Winterkorn "früher als von ihm öffentlich behauptet Kenntnis von der manipulierenden Software" gehabt haben könnte, wie die Staatsanwaltschaft im Januar 2017 mitteilte. Im Mai dieses Jahres wurde gegen den heute 71-Jährigen zudem wegen des Abgas-Skandals in den USA Haftbefehl erlassen.

Deutsche Ermittlungsbehörden vermuten zudem, dass sich Winterkorn der Marktmanipulation schuldig gemacht haben könnte. Hintergrund ist der Verdacht, VW habe seine Aktionäre zu spät über den Skandal und mögliche Folgen informiert. In diesem Zusammenhang wird gegen weitere VW-Manager ermittelt - gegen den Vorstandsvorsitzenden und Ex-VW-Markenchef Herbert Diess, dessen Vorgänger Matthias Müller und Aufsichtsratsboss Hans Dieter Pötsch. Die Finanzaufsicht Bafin hatte Anzeige bei der Stuttgarter Staatsanwaltschaft erstattet.

Die Staatsanwaltschaft München verfolgt indes vornehmlich Personen aus den Reihen der Audi AG. Mehrfach kam es zu Razzien in Ingolstadt und Neckarsulm. Nun stehen mit Vorstandschef Rupert Stadler und Beschaffungsvorstand Bernd Martens auch aktuelle Mitglieder der Führungsriege im Fokus. Der Ex-Leiter der Motoren-Entwicklung bei Audi und spätere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz sitzt derweil noch immer in Untersuchungshaft. Ein anderer Ingenieur kam indes gegen Kaution frei.

In den USA wurden aufgrund der Abgas-Affäre mit dem Manager Oliver Schmidt und dem Ingenieur James Liang bereits zwei VW-Mitarbeiter verurteilt. Der Deutsche Schmidt muss eine siebenjährige Haftstrafe verbüßen und 400000 Dollar zahlen.
 

Christian Tamm