Wohnen - Endet bald der Bauboom?

13.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Wirtschaftsforscher erwarten 2018 eine weiter steigende Zahl an Neubauten, die Dynamik soll aber deutlich zurückgehen. Nach Einschätzung des Deutschen Mieterbundes wird es 2018 rund 80.000 Einheiten zu wenig.

Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, soll die Zuwachsrate in Sachen Neubauten weiter zurückgehen. "Im Wohnungsbau kündigt sich das Ende des Neubaubooms an", zitiert das Blatt aus der DIW-Studie, die das Berliner Institut jährlich im Auftrag des Bundesbauministeriums und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung ausarbeitet. Wer in jüngster Vergangenheit mit Dachdeckern, Heizungsinstallateuren oder Elektrikern zu tun hatte, wird in vielen Fällen feststellen: Es dauert länger, bis ein Handwerker kommt. Vor allem in Ballungsräumen macht sich diese Phänomen bemerkbar.

Bei den Wohnungsneubauten haben Statistiker in den vergangen Jahren teils zweistellige Zuwachsraten verzeichnen können. 2016 wurden 278.000 Wohnungen fertiggestellt, 2017 dürften es rund 300.000 gewesen sein. Die Wirtschaftsforscher rechnen 2018 mit einem zusätzlichen Anstieg auf insgesamt 320.000 Einheiten. Es geht weiter aufwärts, aber verlangsamt.

Die DIW-Forscher führen dem Zeitungsbericht zufolge mehrere Gründe ins Feld: Die Baupreise seien 2017 um mehr als drei Prozent gestiegen, 2018 und 2019 soll es ähnlich weitergehen. Die Energiepreise sind nach verbraucherfreundlichen Jahren zuvor 2017 doch wieder etwas geklettert. Daneben stagniert die Zahl der genehmigten Wohnungsneubauten. Es zeichnet sich sogar erstmals seit zehn Jahren ein Rückgang ab. Und auch die seit Dezember 2017 wieder steigenden Baugeldzinsen dürften diesen Trend nicht stoppen. Das DIW hält entsprechend viel von der sogenannten Nachverdichtung. Gemeint sind Aufstockungen, Bebauungen in der zweiten Reihe und das Schließen von Baulücken.

Mieterbund: Eine Million Wohnungen fehlen
Die vorrausichtlich 320.000 neuen Wohnungen, die 2018 entstehen sollen, sind nach Ansicht von Mietervertretern eindeutig zu wenig. "Es reicht nicht aus, die Notwendigkeit eines verstärkten Wohnungsneubaus zu beschwören. Notwendig sind eindeutige Vorgaben und Absprachen, wie der Neubau von 400.000 Wohnungen im Jahr realisiert werden kann und wie die sich immer schneller drehende Mietpreisspirale gestoppt werden kann", sagt Lukas Siebenkotten, Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes (DMB). Nach Angaben des Verabnds fehlen in Deutschland insgesamt eine Million Wohnungen. Seit Jahren würden die Wohnungsneubauzahlen deutlich dem Bedarf und der wachsenden Nachfrage hinterherhinken. Die aktuellen Ergebnisse des DIW dürften also nicht gerade für mehr Optimismus bei Mieterverbänden sorgen. "Wohnen muss bezahlbar sein, sonst steht der soziale Frieden in Deutschland auf dem Spiel", erklärt Siebenkotten. Dazu brauche es 400.000 Wohnungen im Jahr, davon 200.000 Mietwohnungen, wovon wiederum 80.000 in Sozialmietwohnungen umgewandelt werden sollen, so die Forderung. Gelingen soll das unter anderem mit verbesserten Abschreibungsbedingungen für Vermieter.

Mieten oder kaufen?
Sie wissen nicht, ob Sie weiterhin zur Miete wohnen sollen oder sich vielleicht doch etwas kaufen sollen? Dazu ein Beispiel: Für die jetzige Wohnung zahlt ein Mieter 600 Euro Kaltmiete. Diese oder eine vergleichbare Wohnung könnte er für 180.000 Euro kaufen. Aus eigenen Mitteln kann er 25.000 Euro einbringen. Durch das günstige Zinsniveau entscheidet sich die Person für eine 15-jährige Laufzeit. Als Nebenkosten sind zehn Prozent angenommen. Das variiert aber je nach Bundesland und der damit verbunden Höhe der Grunderwerbsteuer; hängt aber auch davon ab, ob ein Immobilienmakler im Spiel war. Schließlich verlangt die finanzierende Bank 1,85 Sollzins, die Tilgung liegt bei 2,50 Prozent. In der mittelgroßen Stadt erwartet der Mieter eine jährliche Mietsteigerung von 1,5 Prozent, gleiches erwartet er für die Kaufpreise. 0,5 Prozent sollen für Reparaturrückstellungen verwendet werden, für eine sichere Geldanlage wie Festgeld rechnet er mit einem Prozent. Denn das würde er derzeit bei einem Top-Anbieter für Festgeld, etwa bei der Deniz Bank, für drei Jahre bekommen, wenn er sein Geld nicht in die Wohnung investiert. Knapp dahinter folgen Credit Agricole, Klarna oder Ziraat Bank.

Ergebnis: Die monatliche Netto-Belastung steigt für den frischgebackenen Eigentümer von 600,00 auf 702,13 Euro. In 30 Jahren ist die Wohnung theoretisch 281.354,44 Euro wert, das sonstige Vermögen beträgt 24.374,11 Euro. Als Mieter hätte er immerhin ein höheres Geldvermögen von 46.367,32 Euro. Den weitaus größeren Wert, der sich über die Immobilie speist, hat er aber nicht. Insgesamt hat der Mieter damit nach 30 Jahren fast 260.000 Euro weniger. Monatlich macht das einen Verlust des Mieters gegenüber dem Eigentümer von 720,45 Euro. Da hätten sich die anfangs gut 100 Euro mehr im Monat schnell gelohnt.

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