Geldtransfer - Überweisung ins Ausland

12.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Viele Banken in EWR-Ländern nehmen SEPA-Überweisungen nur bis zu einem Höchstbetrag gebührenfrei entgegen. Ab 12.500 Euro muss ein Transfer gemeldet werden. Das sind die Alternativen.

Sie überweisen Geld ins Ausland? Dann gilt zu bedenken: Zwischen den Angeboten der Finanzinstitute bestehen zum Teil erhebliche Differenzen ? beim Verfahren und den Konditionen.

"Man muss die Summe, das Zielland und die Überweisung genau prüfen, damit keine hohen Gebühren anfallen oder Verzögerungen und Rückbuchungen passieren", sagt Thomas Mai, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen.

In Europa sind Überweisungen unkompliziert
Wohin das Geld transferiert werden soll, ist der entscheidende Faktor bei Überweisungen. Denn im Euroraum SEPA (Single Euro Payments Area) besteht seit 2014 ein einheitliches, schnelles, günstiges Verfahren für den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Heißt: Überweisungen in die EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein, Norwegen, Monaco, die Schweiz und San Marino werden über das gleiche Formular mit den Konto- und Bank-Nummern IBAN sowie BIC abgewickelt wie nationale Geldtransfers.

Für eine SEPA-Überweisung müssen Sender und Empfänger nur ein Konto in einem Land des sogenannten Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) besitzen und der Betrag in Euro ausgewiesen werden. Innerhalb von einem Tag sollten SEPA-Transfers im Übrigen ausgeführt sein.

Vorsicht: Die Angaben auf der Überweisung müssen korrekt und komplett sein. "Name und Adresse des Begünstigten, die Ziffern der IBAN und der BIC-Code der Empfängerbank sollten mehrmals penibel geprüft werden", rät Verbraucherschützer Mai. Sonst könnte die Überweisung zurückkommen oder bei der Empfängerbank Extrakosten verursachen.

Digitale SEPA-Überweisungen sind oft gebührenfrei
Europa sei Dank: Für SEPA-Transfers fallen heute deutlich geringere Kosten an als für die früher typischen Auslandsüberweisungen in europäische Länder. Denn das EU-Recht verlangt die Gleichstellung der Gebühren zwischen Mitgliedstaaten. Finanzinstitute unterscheiden jedoch Abwicklungsprozesse und Kontomodelle.

Wer Online-Banking betreibt oder die Überweisung selbst am Bankterminal eingibt, bleibt meist von Extragebühren verschont. Papiergebundene Buchungen, die Kunden am Schalter auslösen, kosten jedoch. Es sei denn, das Konto deckt das bereits ab.

"Im Komfort- und Premium-Modell sind beleghafte Buchungen inklusive, beim Aktiv-Konto berechnen wir 1,50 Euro für Papierüberweisungen", erläutert Yvonne Heidemann von der Berliner Volksbank, der drittgrößten Genossenschaftsbank hierzulande.

Auch bei der Hamburger Sparkasse würden sich die Gebühren nach dem jeweiligen Kontomodell richten, sagt Sprecher Marcus Schoene. Bei Direktbanken wie DKB, ING-Diba und Comdirect wiederum sind Überweisungen in den SEPA-Raum kostenfrei.

Konditionen der Empfängerbank prüfen

Damit man keine böse Überraschung erlebt, sollten Verbraucher insbesondere bei größeren Euro-Transfers auch die Konditionen der Empfängerbank im Auge behalten. Denn viele Institute in EWR-Ländern nehmen SEPA-Überweisungen nur bis zu einem Mindestbetrag gebührenfrei entgegen.

Das können 50.000 Euro sein, das Limit für eine SEPA-Standardüberweisung. Handelt es sich beim Transfer um das Geld für den Kauf eines Ferienhauses, eines teuren Boots oder eines seltenen Oldtimers in Spanien, Dänemark oder Italien, kann also eine hohe Bankprovision fällig werden.

SHARE, OUR, BEN: Diese Begriffe tauchen in den Konditionen der Finanzinstitute weltweit auf und sind für Überweisungen wichtig. Denn sie beschreiben die Entgeltoptionen, die die Parteien wählen können. Bei SHARE-Zahlungen trägt der Absender die Entgelte der eigenen Bank, der Empfänger die seines Instituts. Bei der OUR-Option übernimmt der Absender alle Entgelte; und bei der sogenannten BEN-Zahlung muss der Empfänger alle Gebühren begleichen.

Meldepflicht für Zahlungen jenseits der 12.500-Euro-Grenze
"Ob im ERW-Raum oder außerhalb, bei größeren Überweisungen ab 12.500 Euro", darauf weist Dana Wachholz, Pressesprecherin der DKB, hin, "muss die Meldepflicht im Außenwirtschaftsverkehr beachtet werden". Zahlungen für Dienstleistungen sind von der Meldepflicht allerdings generell ausgenommen. Die Angaben, die statistischen Zwecken dienen und nicht an Finanzämter weitergeleitet werden, müssen bei der Deutschen Bundesbank elektronisch gemacht werden.

Bei Fremdwährungen Kurse und Gebühren im Blick haben
Befindet sich das Zielkonto für die Überweisung außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums, lohnt ein Vergleich zwischen Hausbank und Online-Plattformen wie Transferwise, Azimo oder Worldremit. Denn Banken, Genossenschaftsinstitute, Sparkassen und Online-Institute kassieren je nach Konditionenmodell und Überweisungsbetrag bei Geldtransfers in die USA, nach Australien, Südafrika oder China hohe Gebühren. Online-Anbieter und ihre Kunden hingegen können von anderen Prozessen und Kalkulationen profitieren.

Bei klassischen Instituten muss man wissen: Zum einen wird die Transaktion selbst berechnet (SWIFT-Gebühr). Die Gebühr kann von einer oder beiden Banken in Rechnung gestellt werden. Zudem müssen Kunden einen Aufschlag auf den Wechselkurs zahlen. Darin sind Gebühren für Umrechnung sowie den An- und Verkauf der Devisen versteckt.

Wie Banken ihre Gebühren ermitteln
Die Berliner Volksbank etwa berechnet eine Abwicklungsprovision von zehn Euro für Auslandsüberweisungen bis 2.500 Euro und 1,5 Prozent des Betrags für höhere Summen. Hinzu kommen eine Courtage über mindestens fünf Euro für die Währungsumrechnung sowie eventuell Auslagen.

Die DKB stellt Privatkunden beim Online-Banking 12,50 Euro für Überweisungen bis 12.500 Euro in Fremdwährung außerhalb des SEPA-Raum in Rechnung und ab 12.500 Euro ein Prozent des Betrags; allerdings ist dieses Entgelt auf 150 Euro begrenzt.

Deutlich günstiger ist ein Geldtransfer mit einem der jungen Tech-Unternehmen, die häufig von London aus Kapital für Kunden in alle Welt schicken. Worldremit etwa berechnet für 12.500 Euro, die auf ein Konto in die USA gehen sollen 3,99 Euro Gebühr und liefert 13.310,37 Dollar ab.

Azimo will für die gleiche Summe nur 2,99 Gebühr und schreibt 13.338,00 Dollar gut. Transferwise wiederum verlangt mit 62,19 Euro zwar die meisten Gebühren, überweist mit 13.370,65 Dollar aber auch die höchste Summe auf das US-Konto ? und darin ist die Gebühr schon enthalten.

Wie Onlineplattformen arbeiten
"TransferWise bietet eine günstige und transparente Art, Geld zu versenden", meint Sprecherin Magali Van Bulck und erklärt: "Statt einer teuren internationalen Transaktion machen wir zwei lokale. Wir sammeln zum Beispiel eine Überweisung in Deutschland ein und bezahlen dann von unserem Konto in den USA oder in Indien. Geld geht bei uns nie über Grenzen."

In der Regel zahlt der Sender bei Transferwise eine Gebühr von 0,5 Prozent, der Empfänger nichts. Zudem wickelt das Unternehmen Überweisungsaufträge meist rasch innerhalb einer Stunde zum Mittelwert des aktuellen An- und Verkaufskurses der Fremdwährung ab. Das können sich Banken eher nicht leisten.

Auch bei direkten Konkurrenten wie Azimo beruht das Geschäftsmodell auf der Nutzung moderner Internettechnologie und dem Prinzip, dass genügend Leute mitmachen. Dann gibt es im Land des Senders und des Empfängers ausreichend Überweisungsaufträge, die miteinander verrechnet werden können.

Letztlich gilt auch für etablierte Anbieter von internationalen Überweisungen wie Western Union oder PayPal: Ein Preisvergleich ist geraten, aber häufig aufwändig und schwierig. Immer wieder werden Gebühren und Wechselkurse erst nach einer Registrierung genannt.

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