Berlin - Das Jamaika-Aus und der Zinsmarkt

04.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Am Sonntagabend verkündet Christian Lindner (FDP) die Verhandlungen für gescheitert. Sparer und Kreditnehmer fragen sich nun, ob die Unsicherheit die Zinsen beeinflusst.

"Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren", sagte Christian Lindner (FDP) am späten Sonntagabend in die Mikrofone der Fernsehanstalten. Die Verhandlungen waren zäh, das ist kein Geheimnis. Doch an ein Scheitern glaubten die wenigsten Beobachter. Vorerst bleibt die bisherige Regierung kommissarisch im Amt. Was danach kommt, ist völlig offen.

Denkbar sind vier Varianten: Neuwahl, Minderheitsregierung, wie es etwa in Schweden praktiziert wird, eine Fortsetzung der großen Koalition (CDU/CSU und SPD), wofür sich auch mehr und mehr SPD-Politiker aussprechen oder Jamaika 2.0. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist in Gesprächen mit führenden Politikern, um über den diplomatischen Weg doch noch eine handlungsfähige Regierung auf die Beine zu stellen.

Die schnelle Lösung wird es wohl nicht geben. Damit dürfte das Land in den nächsten Wochen erstmal eher verwaltet als gestaltet werden. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbank formuliert seine Forderungen so: "Die europäische und internationale Handlungsfähigkeit Deutschlands muss gewährleistet sein. Alle demokratischen Kräfte sind daher aufgerufen, mit dem vorhandenen Wahlergebnis verantwortlich umzugehen."

Was machen die Zinsen?
"Aus der politischen Ungewissheit resultieren immer gewisse Schwankungen an den Zinsmärkten", sagt Michael Neumann, Vorstand des Kreditvermittlers Dr. Klein. Dem stehe jedoch eine boomende Wirtschaft gegenüber, die die Unsicherheit und den drohenden Stillstand zumindest temporär verschmerzbar erscheinen lasse. Das für Deutschland veröffentliche BIP-Wachstum ergab zuletzt eine positive Überraschung. Die Schätzungen wurden mit einem Wachstum von 2,8 Prozent deutlich übertroffen.

Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg für zehnjährige Baudarlehen ab Mitte September geht es seit November wieder nach unten, wie der Biallo-Index, einer Zusammenschau aus über 110 Angeboten, zeigt. "Ich erwarte bei den Darlehenszinsen keinen nachhaltigen Sprung nach oben. Schwankungen wird es aber durchaus geben. Dennoch: Die Konditionen bleiben weiterhin günstig, so dass sich Kaufinteressenten nicht von den politischen Entwicklungen unter Druck setzen lassen sollten", so Neumann.

Von Seiten der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht es nach Neumanns Ansicht nicht nach einer Erhöhung der Zinsen aus. Denn die Kerninflation sei sowohl in der Eurozone als auch in Deutschland zuletzt gesunken. Diese Entwicklung unterstreiche, dass der Zielwert der EZB kurzfristig nicht erreicht werde.

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