Ingolstadt
Entwicklung auf Augenhöhe?

Beim Kampfflugzeug-Projekt FCAS bleiben nach der Einigung zwischen Berlin und Paris viele Fragen offen

22.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:50 Uhr

Der Jet ist Teil des milliardenschweren Rüstungsvorhabens des Luftkampfsystems der Zukunft (FCAS). Foto: Tessier, dpa-Archiv

Von Johannes Greiner

Ingolstadt – Es geht weiter beim größten europäischen Rüstungsprojekt, dem Kampfflugzeug der Zukunft (FCAS). Die vom Bundesverteidigungsministerium und dem Elyséepalast am Freitag verkündete Einigung kam nach den jahrelangen Querelen zwischen dem französischen Rüstungskonzern Dassault und Airbus, dessen Militärsparte in Bayern beheimatet ist, fast schon überraschend. Die beiden Flugzeugbauer sind Hauptauftragnehmer des französisch-deutsch-spanischen Milliardenprojekts, das auch als Gradmesser für die europäische Zusammenarbeit im Militärwesen gilt.

Mit besonderem Interesse schaut man am großen Airbus-Standort Manching auf den Verhandlungsstand. Im Kompetenzzentrum für militärische Flugsysteme vor den Toren Ingolstadts ist das FCAS-Projekt ein zentraler Hoffnungsträger für die Zukunft des Unternehmens. Thomas Pretzl, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Airbus-Militärsparte, sagte gegenüber unserer Zeitung, FCAS biete viele Chancen. „Kritisch für den Industriestandort Deutschland bewerten wir die französische Dominanz bei der Technologieverteilung in der FCAS-Kampfflugzeug-Komponente.“

Diese vorsichtige Reaktion beschreibt das zentrale Problem bei FCAS: Frankreich hat bei dem Gesamtprojekt ebenso den Hut auf wie bei dem Flugzeug selbst, das neben Drohnen und Kommunikationsinfrastruktur nur ein Teil des Gesamtvorhabens ist. In Deutschland fürchtet man deshalb, nur eine Zulieferrolle zu spielen und von den technischen Fortschritten bei der FCAS-Entwicklung nicht zu profitieren.

Ob diese Befürchtung zutrifft, ist indes noch nicht zu erkennen. Denn die grundsätzliche Einigung zwischen Berlin und Paris lässt viele Details offen. „Mein erster Eindruck ist: Es hat zu der Einigung beigetragen, dass Airbus Dassault in wesentlichen Bereichen entgegengekommen ist“, sagte der Ingolstädter CSU-Bundestagsabgeordnete und Rüstungsexperte Reinhard Brandl im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ob damit die Augenhöhe, die wir bei dem Projekt anstreben, erreicht ist, werden wir erst noch im Bundestag beraten müssen.“ Insgesamt ist Brandl aber mit der Einigung zufrieden: „Es ist gut, dass es nach zwei Jahren Hängepartie bei FCAS weitergeht“, sagte er.

Der Weg zu dem neuen Luftkampfsystem, das ab 2040 den deutschen Eurofighter und die französische Rafale ablösen soll, ist trotzdem noch weit: Die aktuelle Einigung bezieht sich lediglich auf die Projektphase 1b, die Vorbereitung des Baus von flugfähigen „Demonstratoren“.

DK