Was bei der Geldanlage wichtig
Die wesentlichen Aktienkennzahlen und was sie bedeuten

27.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:02 Uhr

Wer bei der Geldanlage auf Aktien setzt, sollte auf eine ausreichende Diversifizierung achten. Foto: Reinhardt, dpa

Eine Alternative zu Fonds oder Exchange Traded Funds kann ein Aktiendepot aus Einzeltiteln sein. Wolfgang Juds von der Credo Vermögensmanagement GmbH in Nürnberg erläutert, worauf es dabei zu achten gilt. Grundsätzlich müssen Anleger beim Aufbau eines Portfolios auf eine ausreichende Diversifikation achten.

„Man sollte also zumindest 20 bis 25 Titel auswählen, wobei wir ein solches Einzeltiteldepot erst ab einer Anlagesumme von 250000 Euro empfehlen“, erklärt Juds. Geht es um die Titelselektion, müssen Anleger wie ein Trainer beim Zusammenstellen einer Fußballmannschaft denken. „Sie brauchen Titel für die Offensive, aber auch für die Defensive“, meint der Experte.

Suche nach Unternehmen mit zukunftsfähigen Produkten

Bei den potenziellen Kandidaten sollten Anleger zuerst auf das Produkt- oder Serviceportfolio eines Unternehmens achten. „Man muss davon überzeugt sein, dass die Produkte einer Firma künftig wirklich nachgefragt werden“, sagt der Anlageexperte. „Es gibt immer wieder Unternehmen, die günstig zu haben sind, aber wenn dessen Produkt oder Dienstleistung aufgrund eines strukturellen Wandels keine Zukunft hat, dann hat die Firma auch kein Wachstumspotenzial.“

Wegen Zinswende: Auf die Verschuldung achten
Der zweite wichtige Punkt sind die Kennzahlen. Angesichts der zuletzt stark gestiegenen Zinsen sind die Finanzierungsbedingungen inzwischen deutlich schwieriger geworden. „Es ist deshalb sehr viel wichtiger als in der Niedrigzinsphase, sich die Verschuldungskennziffern genau anzuschauen und hoch verschuldete Unternehmen zu meiden“, sagt Juds.

Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert

Weitere wichtige Kennzahlen sind das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und die Relation zwischen Kurs und Buchwert (KBV), also dem Wert des Unternehmens. „Damit solche Kennzahlen Aussagekraft haben, muss man sie zum einen mit den historischen Kennziffern vergleichen und zum anderen innerhalb der Branche“, erklärt Juds. „Daran kann man dann sehen, ob ein Unternehmen günstig oder teuer ist.“

Gewinnwachstum als entscheidende Größe
Dazu ist der Blick auf das Gewinnwachstum wichtig. „Eine Firma, die unter Beweis gestellt hat, dass sie in jedem Umfeld stetig wachsende Gewinne erzielen kann, bietet auch einen gewissen Inflationsschutz“, so der Anlageprofi. „Qualitativ hochwertige Wachstumsfirmen, die idealerweise zu einem günstigen Preis zu haben sind, sollten deshalb im Fokus der Anleger stehen.“

Suche nach Dividendenaristokraten
Allerdings gibt es auch immer wieder Phasen, in denen sich die Wirtschaft abschwächt oder es zu einer Rezession kommt. „Deshalb kann es sinnvoll sein, Dividendenzahler im Portfolio zu haben, die kontinuierliche Erträge liefern“, sagt Juds. Er rät bei solchen Unternehmen darauf zu achten, dass sie über lange Zeiträume ihre Ausschüttung entweder immer gesteigert oder zumindest nicht gekürzt haben. „Folglich sollte man sich auch nicht allein an der Dividendenrendite orientieren, da diese nichts über die Qualität eines Unternehmens aussagt“, so der Experte.

Neben den Kennzahlen und dem Wachstumspotenzial der Produkte spielt schließlich die Struktur eines Unternehmens eine wichtige Rolle. „Dazu zählen unter anderem das Geschäftsmodell oder die Lieferkettenabhängigkeiten“, erläutert Juds. Insgesamt ist also eine sehr tiefe Recherche notwendig, um sich ein Portfolio aus Einzelwerten, das dann auch mehr bringt als der Vergleichsindex, zusammenzustellen. Wer sich diese Mühe nicht selbst machen möchte, kann entweder doch zu einem Aktienfonds oder -ETF greifen oder die Unterstützung durch einen Anlageprofi in Anspruch nehmen.

DK