Viele Besitzer besorgt
Rückruf: Der Audi TT RS ist Kult - aber zu laut

Der Sound muss mittels Update angepasst werden – In Fan-Foren herrscht Aufregung

19.02.2022 | Stand 23.09.2023, 2:41 Uhr

Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg ist Deutschlands wichtigste Behörde für allerlei Anliegen rund um den Straßenverkehr in der Bundesrepublik. Foto: Molter, dpa-Archiv

Von Christian Tamm

Ingolstadt/Flensburg – Der TT ist Kult. Zugegeben, das gilt vor allem für die erste Generation, mit der Audi 1998 einen Coup landete. Derzeit jedoch kochen die Emotionen wegen der aktuellen, dritten Generation hoch. Denn das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bemängelt nun, dass die High-Performance-Version TTRS teilweise zu laut ist – und bläst zum Rückruf. Die Lösung soll ein Update bringen. Doch das besorgt einige Besitzer.

Aber der Reihe nach: Betroffen sind Autos aus den Baujahren 2015 bis 2018. In gewissen Einstellungen beziehungsweise Fahrmodi liegt laut KBA eine „unzulässige Geräuschbildung“ vor. Der Grenzwert beträgt aktuell 75 dB(A). Wie sehr der TTRS diese Hürde hin und wieder reißt, teilte die Behörde auf Anfrage nicht mit.



Jedoch lieferte man eine ausführliche technische Erklärung des Problems: „Die betroffenen Fahrzeuge verfügen über Auspuffanlagen mit elektronisch gesteuerten Klappen und unterschiedlichen Betriebsmodi der Klappensteuerung. Durch die Betätigung der Klappensteuerung über den Abgasklappentaster wird die Betriebsart des Fahrzeuges derart verändert, dass die Geräuschemission im Fahrbetrieb über dem gesetzlichen Grenzwert liegt.“ Ohne eine Betätigung hielten die Autos die Werte jedoch ein. Dennoch liege eine „Nichtkonformität der Fahrzeuge mit den in der Typgenehmigung festgelegten Werten vor“. Die Beschreibung der Funktionsweise der Auspuffklappenanlagen sei von Audi in den Beschreibungsbögen für die Genehmigung „seinerzeit nicht aufgeführt“ worden. Die zum Genehmigungszeitpunkt geltende Rechtsnorm UNR51 sei zudem aktualisiert worden.

Sorge vor den Auswirkungen auf das Chip-Tuning

Die Gruppe der Betroffenen ist relativ überschaubar. Weltweit fallen laut KBA vermutlich etwa 3000 Fahrzeuge unter die Beanstandung, in Deutschland lediglich 1677. Bei einigen der betroffenen Besitzer ist die Stimmung aber im Keller. „Für solche belanglosen Sachen haben die deutschen Behörden immer Zeit, traurig“, schreibt einer in einem Forum. Ein anderer hat vorsorglich schon einmal seinen Anwalt konsultiert.

Flüsterleise wird der 400-PS-Wagen auch nach der Behandlung nicht sein – die Lautstärke an sich ist auch gar nicht Stein des Anstoßes: Vielmehr ist der Wagen in der Tuning-Szene beliebt und einige haben ihrem Schätzchen ein Chip-Tuning verpasst. Mehr ist eben mehr. Als Reaktion auf den Rückruf muss Audi aber ein Software-Update aufspielen, um so die Steuerung der für den Sound wichtigen Elemente zu ändern. Und das wird kaum gehen, ohne die kostspielige Arbeit des Tuners zu überschreiben. Das Ergebnis ist der ungewollte Serienzustand.

Audi möchte sich auf Nachfrage unserer Zeitung nicht äußern und verweist auf das KBA. Man gebe keine Informationen, die über die Veröffentlichung der Behörden hinaus gehen. Im Netz kursieren jedoch Antwortschreiben, die der Ingolstädter Autobauer den besorgten Besitzern übermittelt haben soll, nachdem diese sich an Audi gewandt hatten. Darin heißt es: „In Abstimmung mit dem KBA ist eine Anpassung der Motorsoundsteuerung für bestimmte Betriebszustände notwendig, um die Fahrzeuge an die durch die Behörde neu interpretierten Vorgaben anzupassen.“ Audi habe keine Möglichkeit, darauf einzuwirken, so das Unternehmen.

Also kein Ausweg? Schwierig. Es handelt sich um einen überwachten Rückruf. Wer sich den angeordneten Maßnahme zu konsequent verweigert, riskiert letztlich sogar eine Stilllegung seines Fahrzeugs.

DK