Fahrrad im Aufschwung
Bitkom Studie: On-Demand-Mobilität ist beliebt, wird aber trotzdem nicht genutzt

11.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:41 Uhr

Steigende Preise und die Klimakrise bewegen einige Menschen dazu, lieber auf das Fahrrad zu steigen als das eigene Auto zu nutzen. Foto: Dedert,dpa

Es sind vor allem die Krisen, die eine Veränderung der Mobilität in Deutschland vorantreiben. Dabei gibt es mit dem Fahrrad und On-Demand-Angeboten zwei deutliche Gewinner.

Klima, Energie, Corona, all diese Themen sorgen laut einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom dafür, dass 96 Prozent der über 1000 Befragten in den vergangenen Jahren ihr Mobilitätsverhalten geändert haben.

Anreize funktionieren besser als Einschränkungen

„Ein altes Verkehrsmittel hat den Wiederaufstieg erlebt“, kommentierte Bernhard Rohleder, Geschäftsführer von Bitkom, das Ergebnis, dass 39 Prozent der Befragten das Fahrrad häufiger nutzen als früher. Jeder Zweite ist dafür, dass das Fahrradfahren durch digitale Technologien attraktiver werden sollte. „Es ist erstaunlich, wie oft man an der roten Ampel an einer leeren Kreuzung steht, das passt nicht mehr ins Jahr 2022“, meinte Rohleder. Beispielsweise gebe es in Kopenhagen bereits ein Modell, das bei hohem Fahrrad-Aufkommen die Ampeln bevorzugt auf Grün schaltet.

„Es gibt mehr als einen guten Grund, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, sagte Rohleder. Während On-Demand-Angebote wie Ride Pooling (Fahrgemeinschaften) oder Ride Hailing (Privater Fahrer) von 25 Prozent der Befragten häufiger genutzt werden, haben vor allem Bus und Bahn im Fernverkehr, das Taxi und das Flugzeug Nutzer verloren. Auch den eigenen Pkw lassen 36 Prozent häufiger stehen. Als Hauptgrund hat jeder zweite Befragte die Klimakrise angegeben. Auch das Neun-Euro-Ticket und die hohen Benzinpreise haben viele Menschen dazu bewegt, die eigene Fortbewegung zu überdenken. „Es gibt durchaus Möglichkeiten, das Mobilitätsverhalten zu steuern, zum Beispiel durch mehr Homeoffice“, erklärte Rohleder weiter. 16 Prozent der Befragten hätten durch die vermehrte Arbeit von zu Hause aus ihr Verhalten geändert.

Ein Ergebnis aus der Bitkom-Studie sei auch, was die Befragten dazu bringt, das eigene Auto abzugeben. Günstigere und zuverlässigere Angebote würden 40 Prozent dazu bringen, teure, unzureichende Parkangebote oder Autoverbote in der Innenstadt würden nur jeweils zwölf beziehungsweise neun Prozent überzeugen. „Vor allem Pull-Faktoren führen dazu, dass Auto stehen zu lassen. Auf Push-Faktoren reagiert nur jeder Zehnte.“ Eine wichtige Erkenntnis sei aber auch: „Jeder Dritte sagt: Egal, unter welchen Umständen, ich bin nicht bereit, das Auto abzugeben.“

Viele finden Sharing gut, nutzen es aber nicht

Vor allem das Ride Pooling oder Ride Hailing, also Fahrgemeinschaften oder das Buchen eines privaten Fahrers, werden durchaus positiv bewertet. „Die Menschen erkennen eine umweltfreundliche Alternative und die Möglichkeit, Geld zu sparen“, sagt Rohleder. Das Image solcher Angebote habe sich in jüngster Zeit stark verbessert.

Allerdings gibt es ein Problem: „Viele finden Sharing Angebote vor – jeder Zweite nutzt sie aber trotzdem nicht.“ Da stellt sich also die Frage, ob eine Ausweitung solcher Angebote überhaupt auch eine Nutzungssteigerung mit sich bringen würde. „Was bemängelt wird, ist Intransparenz, was die Kosten angeht, und mangelnde Information zum Fahrzeugzustand“, sagte Rohleder. Da sollten die Anbieter nachlegen.

Offen zeigen sich die Befragten auch gegenüber autonomen Transportmitteln. Es gibt bereits einen Rechtsrahmen für autonome Kleinbusse und Taxis in Deutschland. Dennoch gehen 46 Prozent der Befragten davon aus, dass es noch über zehn Jahre dauert, bis autonome Transportmittel Teil des ÖPNV-Angebots sind. „Wir dürfen gespannt sein, ob es wirklich noch so lange dauert“, sagte Bernhard Rohleder.

DK