„Bayerische Wirtschaft steckt fest“
BIHK-Konjunkturumfrage: Verhaltene Stimmung in den Unternehmen

23.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:39 Uhr

Steigende Kosten und fehlende Nachfrage belasten Bayerns Unternehmen – gerade in der Baubranche. Foto: Simon, Imago

„Wir bewegen uns auf dünnem Eis.“ So hieß es bei der Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) zu Beginn des Jahres – „jetzt sind wir ausgebremst“, sagte BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl am Dienstag in München. Viele Unternehmen im Freistaat erwarten in diesem Jahr kein Wachstum.

„Es ist nichts von einem Aufschwung zu spüren“, betonte Gößl. Im Vergleich zum Jahresbeginn tritt der Konjunkturindex auf der Stelle und liegt mit 113 Punkten nah am langjährigen Durchschnitt. Insgesamt beurteilen die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage schlechter als zu Jahresbeginn.

Doch immerhin 40 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Lage als gut ein, 13 Prozent als schlecht, der Rest sagt „weder/noch“. „Der Groß- und Einzelhandel drückt nach unten, vor allem im Bereich Mode läuft es besonders schlecht“, so Gößl. Die verhaltene Stimmung schlägt sich auch auf die Inlandsinvestitionen nieder − sie stagnieren. Die Auslandsinvestitionen dagegen nehmen zu, die Firmen erweitern dort ihre Kapazitäten. „Und das muss uns Sorgen machen“, sagte Gößl. „So werden wir als Standort Bayern und Deutschland nicht gewinnen.“

14 Prozent der Firmen wollen Stellen abbauen

Auch beim Beschäftigungsaufbau gibt es angesichts des Arbeitskräftemangels keinen Auftrieb. Etwa 19 Prozent der Firmen wollen der Umfrage zufolge Stellen aufbauen, auf der anderen Seite werden wohl 14 Prozent Stellen abbauen. Die stärksten Verluste wird es im Bereich Bau geben, dort verzeichnen viele Unternehmen seit Jahresbeginn einen deutlichen Auftragsrückgang. „Die Aussicht auf einen Aufschwung ist hier wirklich nicht vorhanden“, so der BIHK-Hauptgeschäftsführer. Und das, obwohl in den Bereichen Wohnungsbau und Sanierungen viel zu tun ist. Und wenn der Mangel an Fachkräften mit Menschen aus dem Ausland gelindert werden soll, werden auch diese Wohnungen brauchen – „sonst kommen die Fachkräfte nicht“, so Gößl weiter.

Neben dem Arbeitskräftemangel, den Bayerns Firmen als größtes Risiko sehen, schauen sie auch besorgt auf die hohen Energie- und Rohstoffpreise, die gestiegenen Arbeitskosten und die schwächelnde Inlandsnachfrage. Was sich zwar noch auf niedrigem Niveau befindet, allerdings im Vergleich zu den vorangegangenen Umfragen gestiegen ist, ist das Risiko bei Finanzierungen. Die Unternehmen bekommen die zögerlichere Kreditvergabe der Geldinstitute zu spüren.

Forderung nach weniger Bürokratie

„Unsere aktuelle Umfrage zur bayerischen Landtagswahl zeigt dann auch die klaren Prioritäten der Unternehmen: 64 Prozent fordern eine bessere Energiepolitik, 63 Prozent eine wirtschaftspolitische Flankierung bei der Arbeitskräftesicherung und 54 Prozent wünschen sich weniger Bürokratie und bessere Verwaltung“, sagte BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz. „Entgegen der Versprechungen erleben wir gerade beim Thema Bürokratie Jahr für Jahr einen Aufbau. Und das betrifft die kleineren Unternehmen immer relativ mehr als die großen.“ Lutz berichtet von der Unsicherheit und Angst vieler Firmen im Hinblick darauf, wie es bei der Energiepolitik weiter geht. „Auch deswegen werden die Unternehmen – auch im Mittelstand – in Regionen verlagern, wo Energiekosten niedriger und Arbeitskräfte da sind.“