Auch die Brauindustrie hat vergangenes Jahr die schwierige Wirtschaftslage zu spüren bekommen: Weltweit ging die Bierproduktion um 0,9 Prozent auf 1,88 Milliarden Hektoliter zurück. Die Hopfenernte dagegen ist besser ausgefallen als 2022.
Es sind Zeiten, in denen sich „die Ereignisse geradezu überschlagen“, sagte Peter Hintermeier, Geschäftsführer des Nürnberger Hopfenhändlers BarthHaas, am Dienstag bei der Vorstellung des Berichts zum Bier- und Hopfenmarkt.
Zahlen bleiben hinter den Erwartungen zurück
„Nachdem wir 2022 trotz widriger Bedingungen einen leichten Zuwachs verzeichnen konnten, hatten wir eigentlich für 2023 ebenfalls ein kleines Plus erwartet“, so der Geschäftsführer des Weltmarktführers aus Nürnberg. Doch die Zahlen blieben hinter den Erwartungen zurück – und auch von anderen Seiten spürt die Branche Druck: „Die Kosten für Energie, Rohstoffe, Verpackungen, Logistik und Arbeitskräfte bewegen sich auf hohem Niveau und belasteten die Geschäfte der Brauereien.“
Schlechter als der Weltmarkt insgesamt entwickelte sich dabei die deutsche Brauwirtschaft: Hier ging der Bierausstoß im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent auf 84,89 Millionen Hektoliter zurück. „Damit liegt Deutschland unverändert auf Platz 5 im internationalen Ranking“, sagte Heinrich Meier, Autor des BarthHaas-Berichts. „Die Plätze davor belegen China, die USA, Brasilien und Mexiko.“
Kleinere Anbaufläche für Hopfen
Auch die Hopfenanbaufläche wird kleiner. Sie verringerte sich im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent auf 60641 Hektar – davon liegen 20629 Hektar in Deutschland, der größte Teil in der Hallertau. Waren 2023 dabei die USA Spitzenreiter, ist nun wieder Deutschland die Nummer eins. Zum ersten Mal seit neun Jahren haben die Anbauflächen in Deutschland diejenigen in den USA hinter sich gelassen, wie der Verband Deutscher Hopfenpflanzer kürzlich mitteilte. Neu in der Liste der Hopfenanbauländer ist Italien. „Dort wird zwar seit einigen Jahren Hopfen angebaut, doch erstmals gibt es statistische Daten – es sind 20 Hektar“, so Meier.
Trotz der schrumpfenden Anbaufläche ist der Markt nach wie vor überversorgt. So lag die Hopfenernte 2023 über der Menge vom Vorjahr und erzielte mit 118415 Tonnen ein Plus von 11,5 Prozent, teilte BarthHaas weiter mit. Der Ertrag betrug zwei Tonnen pro Hektar.
Anteil der Bitterhopfen steigt
Neben der Erntemenge ist die Alphasäure eine entscheidende Maßzahl der Hopfen- und Bierbranche. Sie ist für das Bittere des Bieres verantwortlich, und die Pflanzer verkaufen ihre Hopfen zum Teil auf Basis der gelieferten Alphamenge. Der mittlere Alphasäuregehalt von zehn Prozent lag 2023 nur knapp unter dem des Vorjahres. Sowohl beim Ernte- als auch beim Alpha-Ertrag sank der Anteil der Aromahopfen um drei Prozent, entsprechend stieg der Anteil der Bitterhopfen, schrieb BarthHaas.
„Die Anbaufläche muss reduziert werden, um die Produktion dem geringeren Bedarf anzupassen und sich einem Marktgleichgewicht anzunähern“, forderte Meier. „Die Brauwirtschaft ist mit Lagerbeständen aus dem Vorjahr in manchen Sorten gut bis stark überversorgt.“
Weniger Hopfenpflanzer
Dabei ist die Zahl der Hopfenpflanzer weiter rückläufig. 13 Betriebe haben im vergangenen Jahr die Produktion eingestellt. Die durchschnittlich bewirtschaftete Anbaufläche der verbliebenen 1040 deutschen Hopfenbauern stieg 2023 auf 19,8 Hektar (plus 0,2) pro Betrieb.
Eine Prognose für das laufende Jahr zu geben, ist schwierig: „Die Konsumenten ächzen in vielen Ländern unter der Last hoher Inflation. Wir rechnen daher lediglich mit einem stabilen Bierausstoß, ein klarer Trend für die Zukunft lässt sich aber nicht erkennen“, sagte Thomas Raiser, Geschäftsführer von BarthHaas. Eine große Herausforderung aber sieht er im Klimawandel: „Der Schlüssel liegt in der Züchtung neuer Sorten, die mit Trockenstress und Krankheiten besser umgehen können.“
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