Den Vollzeitjob hinter sich lassen können oder zumindest problemlos in Teilzeit arbeiten können, ohne dass es finanziell eng wird – wer hat davon nicht schon einmal geträumt? Dass dies machbar ist, beweisen Frugalisten.
Aus dem Nichts kommt diese Freiheit jedoch nicht, denn sie setzt konsequentes Sparen und auch im Alltag Disziplin voraus. Der Begriff ist aus dem Lateinischen entlehnt und steht für Mäßigkeit.
Wie leben Frugalisten?
Frugalisten achten darauf, unwichtige Ausgaben zu vermeiden. So können sie monatlich viel Geld auf die hohe Kante legen und müssen trotzdem nicht auf für sie wichtige Extras verzichten. Das angesparte Vermögen sehen sie als Mittel zum Zweck, mehr Zeit für sich und die Themen zu haben, die ihnen am Herzen liegen.
Wie sparen Frugalisten?
Während deutsche Sparer im Schnitt 11,3 Prozent des monatlichen Einkommens beiseitelegen (Stand 2023, Quelle: Statista), sparen Frugalisten teils bis zu 80 Prozent. Auf dem Weg zu diesem Lebensstil und zur finanziellen Freiheit helfen folgende Tipps: Haushaltsbuch führen, laufende Kosten durchleuchten, Kostengünstige Alternativen suchen, bewusst einkaufen, Reparieren statt entsorgen und neu kaufen, Kosten für Wohnen und Ernährung reduzieren.
Wie legen Frugalisten ihr Geld an?
Frugalisten sparen ihr Geld zum einen möglichst gewinnbringend, damit es sich möglichst schnell vermehrt. Zum anderen schauen sie auf die Kosten der Geldanlage. Um beide Ziele zu erreichen, setzen viele bevorzugt auf kostengünstige ETFs. Diese börsengehandelten Indexfonds bieten je nach Anlageklasse eine breite Streuung über diverse Aktien oder Anleihen aus verschiedenen Regionen oder Branchen und punkten mit niedrigen Kosten. Auch bei der Auswahl des Depots schauen Frugalisten auf die Gebühren und bevorzugen kostengünstige Depotanbieter. Dazu gehören etwa Consorsbank, ING und die DKB, unter den Neobrokern punkten unter anderem Traders Pace, Smartbroker+ und Trade Republic.
Neben ETFs finden sich in den Depots von Frugalisten mitunter auch dividendenstarke Aktien, wobei es sich anbietet, die Ausschüttungen direkt wieder zu investieren und so den Zinseszins-Effekt zu nutzen. Hinzu kommen je nach Risikoneigung andere Einzeltitel oder spezifischere Themen-ETFs. Kryptowährungen gehören für manche auch dazu, allerdings eignen sie sich aufgrund der sehr hohen Schwankungsrisiken eher als kleine Beimischung. Für unvorhergesehene Ausgaben sollten Frugalisten auf Tagesgeld zurückgreifen und etwa drei Netto-Gehälter dort parken. Gute Zinskonditionen bieten hier aktuell beispielsweise wiLLBe, die TF Bank und Suresse Direkt Bank mit Zinsen zwischen 3,50 und 3,75 Prozent (Stand 9. September 2024).
Was ist die Vier-Prozent-Regel?
Wer früher aus dem Arbeitsleben aussteigen will, steht vor der Frage, wie viel Geld er eigentlich für die finanzielle Freiheit ansparen müsste. Wissenschaftler des Trinity College in den USA beschäftigten sich bereits 1998 mit dieser Thematik. Das Ergebnis in vereinfachter Form: Wer das 25-fache seiner jährlich benötigten Ausgaben angespart hat, kann in den Ruhestand gehen. Die Begründung: Liegt die spätere Entnahmerate bei höchstens vier Prozent, reicht das angesparte Vermögen mindestens 30 Jahre. Die Studienergebnisse sind jedoch nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar, weil beispielsweise die Besteuerung von Kapitalerträgen nicht berücksichtigt wurde. Gleichwohl lässt sich aus der Formel ein erster Anhaltspunkt für den ungefähren Kapitalbedarf ableiten.
Wie viel Geld ist nötig, um von den Zinsen leben zu können?
Vereinfacht lässt sich sagen, dass man von den Zinsen beziehungsweise Erträgen leben kann, wenn diese mindestens so hoch wie die Lebenshaltungskosten sind. Je nach Alter kann es angesichts des hohen benötigten Kapitalstocks eine Option sein, anstelle einer lebenslangen Auszahlung des Vermögens einen begrenzten Zeitraum zu definieren. „Wer an einen Entnahmeplan denkt, sollte statistisch gesehen bei der Lebenserwartung von mindestens 80 Jahren ausgehen. Allerdings muss man immer mit dem Risiko leben, dass der Kapitalstock irgendwann aufgebraucht ist, falls man ein hohes Alter erreicht“, erläutert Ralf Scherfling, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe Finanzen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Um dieses Risiko abzufedern, sei beispielsweise ein Stufenplan mit unterschiedlich hohen Entnahmen in verschiedenen Lebensphasen denkbar.
Eignet sich Frugalismus für jeden?
Generell dürfte es Gutverdienern sehr viel leichter fallen, bei entsprechender Zielsetzung eine derart hohe Sparquote zu erreichen, wie sie die frugale Lebensweise erfordert. Doch auch wenn dies nicht möglich sein sollte, können Verbraucher sich einiges von Frugalisten abschauen – etwa für das Alter zu sparen und stets die Ausgaben im Blick zu behalten.
bia
Mehr zum Thema finden Sie hier zum Herunterladen.
Zu den Kommentaren