Ingolstadt
Welche Rolle kann Wasserstoff spielen?

Experten diskutieren Fragen zur Zukunft des Energieträgers

23.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:29 Uhr
Am Stand von Gunvor wurde ein Modell gezeigt, das sich mittels Elektrolyse fortbewegt. −Foto: M. Brandl

Ingolstadt - Wasserstoff ist mitbestimmend auf dem Weg hin zur Ablösung fossiler Brennstoffe. Doch scheint das bei vielen in der Bevölkerung noch weit weg zu sein. Das mag daran liegen, dass Wasserstoff als Energieträger derzeit im privaten Bereich kaum eine Rolle spielt.

Geht es nach Experten und Politik, soll sich das beizeiten ändern. Dazu sei es - neben Forschung und Förderung - wichtig, Anwendungsfelder zu erschließen. Das sagte der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU) bei einer Gesprächsrunde anlässlich des zweiten Wasserstofftages in Ingolstadt. Weiter ging aus dem Fachgespräch auf dem Gelände der Landesgartenschau (LGS) hervor, dass Elektromobilität und Wasserstofftechnologie zwei sich ergänzende und nicht etwa konkurrierende Sparten im Transformationsprozess seien. So sahen es Hans-Georg Schweiger, Professor für Fahrzeugelektronik und Elektromobilität an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), und Alexander Gehling von der bundeseigenen Now GmbH zur Umsetzung und Koordination von Förderprogrammen.

Gehling führte als Beispiele die Dekarbonisierung und den Transport schwerer Lasten, etwa im Güterverkehr, an. Ein Segment also, in dem die Batterie wegen ihrer begrenzten Reichweite gegenüber Brennstoffzellen noch das Nachsehen hat. Sie seien deshalb auch als perspektivisch anzusehen, so Gehling, der in der Weiterentwicklung dieser Technologie ein Potenzial von mehr als einer Million Arbeitsplätze bis zum Jahr 2030 sieht.

Raffinerie als Wasserstoffproduzent

Nichts Neues mehr sei Wasserstoff für die Gunvor-Raffinerie nahe Ingolstadt, wie deren Geschäftsführer Ralf Seid erklärte. Am Stand von Gunvor auf der Parkterrasse der LGS konnten sich Besucher einen Eindruck davon verschaffen, wie das Unternehmen Wasserstoff heute schon nutzt. Weiter ist es als Lieferant Teil der IN2H2-Initiative in der Region Ingolstadt. Sie gehört zu den geförderten Modellregionen in Bezug auf Forschung und Einsatz von Wasserstoff. Ziel ist die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Einführung von Wasserstoffmobilität in kommunalen Fahrzeugflotten. So sind unter anderem auch die Stadt Ingolstadt, die Stadtwerke und die Ingolstädter Kommunalbetriebe (INKB) involviert. Seid wünschte sich von der Politik bessere Rahmenbedingungen für die Produktion "grünen" Wasserstoffs.

Die INKB zeigten an ihrem Stand eine Kehrmaschine, die im Versuchsbetrieb mit Brennstoffzellen angetrieben wird und die auf großes Interesse der Besucher stieß. Brandl betonte den Standortvorteil Ingolstadts als Modellregion, als es um die Umsetzung der Technologie in der Wertschöpfungskette ging. "Wir haben durch die Raffinerie H2 in rauen Mengen", sagte er. Man müsse den Bereich aber auch bildungspolitisch fördern. Die Technologie sei zwar noch teuer, die Forschung sei jedoch nicht am Ende angelangt.

Wohin es gehen könnte, dafür wurden einige Beispiele genannt. So soll laut Tobias Henneberger von den Ingolstädter Stadtwerken ein Wasserstoffbus erprobt und die Beimischung von Wasserstoff ins Erdgasnetz geprüft werden. Schweiger sieht zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt die Brennstoffzelle für den heimischen Keller kommen. Der Kreis Pfaffenhofen wiederum arbeitet etwa an einem Konzept zur emissionsfreien Energieversorgung mit Wasserstoff im Wohnquartier.

DK

Michael Brandl