"Unserem grünen Anspruch genüge tun"

28.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:51 Uhr
Wack Chemie feierte kürzlich 40 Jahre S100 und steht vor dem Bau einer neuen Firmenzentrale. Das Foto zeigt den geschäftsführenden Gesellschafter Harald Wack, Gruppenleiter Zweirad Marketing Michael Waldmann und Interims-Werksleiterin Susanne Kernl. −Foto: Tamm

Die Firma Dr. O.K. Wack Chemie aus Ingolstadt hat sich in den vergangenen Jahren eine Spitzenplatz unter den Herstellern von Fahrzeugpflege-Produkten erarbeitet. Nun geht man den nächsten Schritt und errichtet eine vollkommen neue Zentrale in Baar-Ebenhausen. Die Zeichen stehen auf Wachstum.

 

Herr Wack, Frau Kernl, Herr Waldmann, eines vorweg: Wie und wo reinigen Profis wie Sie eigentlich ihre Fahrzeuge?

Harald Wack: Ich wasche noch immer gerne per Hand, aber manchmal eben auch in einer Waschstraße - schließlich darf man ja manche Sachen nicht zu Hause im Hof verwenden. Daran halte ich mich natürlich. Ich nutze vor allem unsere Produkte, um selbst zu testen, ob die Qualität weiterhin stimmt. Vor allem Felgen sind mir schon ein Anliegen - wir haben bekanntlich erst vergangenes Jahr einen neuen Reiniger rausgebracht.

Sie haben schon einen wichtigen Punkt angesprochen: Die eigene Einfahrt ist nicht für die Reinigung von Autos oder Motorrädern gedacht. Hier geht es um Themen wie Boden- oder Wasserschutz. Wie wichtig ist dieses Thema in Ihrem Unternehmen?

Wack: Dieses Thema war für uns von Beginn an wichtig und wird es auch in Zukunft bleiben. Wir legen sehr großen Wert darauf, dass die verwendeten Rohstoffe komplett biologisch abbaubar sind und unserem grünen Anspruch genüge tun. Unser Unternehmen besteht aus zwei Bereichen - einer beschäftigt sich mit Konsumprodukten wie Felgenreinigern. Es ist natürlich nicht ideal, wenn diese mitsamt der entfernten Verunreinigung ins Grundwasser gelangen. Gerade deshalb wollen wir, dass unsere Mittel von den Bakterien einer Kläranlage zu 100 Prozent abgebaut werden können.

Wäre eine kleine Frühjahrswäsche am eigenen Hof also eigentlich gar nicht so schlimm?

Wack: Tatsächlich sind hier andere Stoffe problematischer als das Reinigungsmittel. An Fahrzeugen findet man zum Beispiel immer fett- oder ölbasierte Verunreinigungen. Dafür benötigt man dann einen Fettabscheider und auch die Möglichkeit, das Spülwasser zu be- handeln. Deshalb braucht man eine professionelle Waschstelle oder eine Waschanlage.

Michael Waldmann: Wir werden oft von unseren Kunden zu diesem Thema gefragt. Auch unser Anwendungstechniker ist damit täglich befasst. Und wir können hier leider keine klare Antwort geben. Denn es gibt in Deutschland keine einheitliche Regelung für die Autowäsche daheim. Hier kann praktisch jede Gemeinde eigene Vorschriften haben.

Was planen Sie im Bereich Umweltschutz für die Zukunft?

Wack: Wir sind im Moment unter anderem damit befasst, eine Bio-Linie zu erdenken. Hierbei geht es etwa um zertifizierte Rohstoffe, die dann nochmals eine besondere Kennzeichnung tragen und aus nachhaltigen und vor allem pflanzlichen Quellen kommen.

Wie muss ich mir diese verwendeten Rohstoffe vorstellen?

Wack: Das sind zum Beispiel Tenside - also reinigungsaktive Rohstoffe. Die kann man synthetisch herstellen oder aber aus pflanzlichen Ölen. Abgesehen von der Rohstoffbeschaffung beschäftigt uns derzeit auch das Thema Plastik. Für die Verpackungen mehr recyceltes Kunststoff zu nutzen, wird nicht ohne einen Aufpreis funktionieren. Und hier wollen wir testen, ob der Kunde bereit ist, für gesteigerte Nachhaltigkeit auch mehr zu zahlen.

Waldmann: Bei diesem Punkt sind auch die Größen der Flaschen eine Möglichkeit. Bei gewissen Produkten können sich zur besseren Vermeidung von Verpackungsmüll größere Füllmengen lohnen. Auch, wie effektiv ein Produkt ist, also ob ich für ein gutes Reinigungsergebnis viel oder wenig Mittel brauche, spielt eine Rolle.

Eine sehr wichtige Produktlinie für Ihr Unternehmen ist die Motorradpflegereihe namens S100. Sie haben erst vor Kurzem das 40-jährige Bestehen der Serie gefeiert. Wie würden Sie die Bedeutung der Marke für Ihr Haus bewerten?

Waldmann: Das ist sicher das Rückgrat unseres Consumer-Bereichs. Historisch betrachtet hat diese Marke das Unternehmen vorangebracht. Der Einstieg in die Motorradpflege war wichtig. Heute sind wir Marktführer und die Biker vertrauen uns. Wir gewinnen seit 12 Jahren die "Best-Brand-Wahl" im Bereich Pflege des europaweit größten Fachmagazins "Motorrad". Dabei setzen wir uns regelmäßig gegen Bewerber wie LiquiMoly oder Castrol durch, die aus dem Ölbereich kommen und riesige Budgets haben.

Und wie testen Sie ihre Produkte? Müssen dafür auch mal die übers Wochenende verschmutzten Fahrzeuge Ihrer Angestellten herhalten?

Wack: Der Ursprung der Serie ist tatsächlich, dass wir Kinder gerne Motorcross gefahren sind und es damals noch nicht so viele Reinigungs- und Pflegemittel für Motorräder gab. Und da kam mein Vater irgendwann auf die Idee. Aus dem Hobby entstand letztlich die Erkenntnis, dass es einen Markt für Motorrad-Pflegeprodukte gibt.

Susanne Kernl: Und heute ist es durchaus so, dass die Autos, Motorräder und Fahrräder der Angestellten hin und wieder als Testobjekte herhalten müssen - aber natürlich nur, wenn es auch wirklich gewünscht ist.

Waldmann: Es ist schon angenehm, wenn der Kollege aus dem Labor nach dem Autoschlüssel fragt und am Abend sind die Felgen dann sauber. Da fährt man gleich noch lieber nach Hause.

Kommen wir nun zu einem ganz anderen Thema: Ihre Firma wird in absehbarer Zeit nach Baar-Ebenhausen ziehen. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Kernl: Wir sind mitten in der Entwurfsplanung. Deshalb haben wir uns nun Unterstützung bei einem Bauunternehmen gesucht. Wir wollen einfach so viel Know-how in das Projekt mit einbringen wie möglich. Mitte dieses Jahres wollen wir bereits unsere Antragsunterlagen abgeben und stehen dazu im engen Austausch mit den Genehmigungsbehörden - also etwa mit dem Landratsamt Pfaffenhofen, aber auch mit der Gemeinde. Wenn alles gut läuft, werden noch heuer die Erdarbeiten beginnen können.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus? Gibt es schon Konkretes?

Kernl: Ziel ist, dass wir im ersten Halbjahr 2022 umgezogen und am neuen Standort sind.

Was sprach am Ende Ihrer Überlegungen gegen den Standort in Ingolstadt und was geschieht nun mit dem alten Gelände an der Bunsenstraße?

Kernl: Wir hatten zu Beginn die Idee, hier umzubauen. Doch die Planungen haben schnell ergeben, dass wir dadurch keinen langfristigen Vorteil haben, sondern das Problem trotz großer Investitionen nur um ein paar Jahre nach hinten verschieben. Daher der Beschluss, an einem anderen Standort etwas Neues aufzubauen. Wir wollten nicht zu weit weg, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle mitnehmen zu können. Auch die Anbindung muss passen. Und da ist Baar-Ebenhausen die richtige Wahl für uns gewesen.

Wack: Der noch aktuelle Standort wird verkauft. Wir suchen nach Interessenten. Die Gebäude sind im Wesentlichen alle weiter nutzbar. Wie es dann hier genau weitergeht, wissen wir natürlich nicht.

Spüren Sie eigentlich den Wandel bei der Mobilität?

Waldmann: Ja. Wir merken etwa, dass die Menschen zunehmend auch das Fahrrad nutzen. Die Leute geben immer mehr Geld für ihr Radl aus und damit steigt auch die Bereitschaft zur Pflege. Das ist ganz klar ein Zukunftsmarkt für uns. Fahrräder sind heute sehr wertig und kein reiner Nutzgegenstand mehr - denken Sie etwa an E-Bikes.

DK

Das Gespräch führte

Christian Tamm.

DIE PERSONEN
Harald Wack ist 46 Jahre alt und hat zum 1. Januar 2012 die Leitung der Dr. O.K. Wack Chemie GmbH übernommen. Er hat an der Johns Hopkins University in Baltimore in Chemie promiviert. Susanne Kernl ist Interims-Leiterin des Werks. Außerdem fungiert die 38-Jährige derzeit als Projektleiterin für den geplanten Umzug der Firma nach Baar-Ebenhausen (Kreis Pfaffenhofen). Michael Waldmann ist Gruppenleiter Zweirad Marketing. Er ist 31 Jahre alt.