Ingolstadt - Mit Rexcar drängt ein neuer Anbieter in den ohnehin schwer umkämpften Automobilmarkt. Das Ingolstädter Start-up will den Austausch von Gebrauchtwagen unter Autohäusern und Händlern mittels einer digitalen Plattform deutlich vereinfachen.
Das Start-up wurde vor etwa zwei Jahren von Gründer Kevin König ins Leben gerufen. Der 34-Jährige war zuvor selbst in der Oberpfalz sowie im Raum Ingolstadt und München im Gebrauchtwagenhandel tätig. „Und dabei erkannte ich immer wieder Defizite in der Vermarktung von Fahrzeugen unter den Händlern“, erklärt er. Rexcar ist demnach ein klassischer B2B-Anbieter. B2B steht für Business to Business − also für Transaktionen und Beziehungen zwischen Unternehmen. Seit dem 1. Juli können Autohäuser bei Rexcar Inzahlungnahmen und Leasing-Rückläufer und auch weitere Gebrauchtwagen inserieren. Dann können Händler individuelle Angebote für diese Autos unterbreiten.
Die Idee dahinter ist einfach: Nicht selten stehen ältere Fahrzeuge monatelang wie Blei auf dem Hof der Autohäuser. Vor allem markenfremde, in Zahlung genommene Fabrikate wirken oft wie ein Fremdkörper. Rexcar will es den Autohäusern nun ermöglichen, mit anderen Händlern in Kontakt zu kommen, um solche Autos schnell umzuschlagen und wieder in den Verkauf zu bringen.
Neben Gründer Kevin König gehört Tibeau Grühsem zur Mannschaft. Auch er weiß, dass der Automobilmarkt alles andere als einfach ist – gerade in diesem Bereich: „Wir kommen auf eine Party, zu der wir gar nicht eingeladen sind“, sagt er augenzwinkernd. Es gebe eine Reihe etablierter Firmen. Jedoch sei der Markt groß genug, um „daran zu partizipieren“, so Grühsem. Wie er weiter berichtet, komme es hin und wieder ohnehin vor, dass es einen Austausch von schwer zu verkaufenden Autos etwa unter kooperierenden Autohändlern gebe. „Und daran kann man sehen, dass eine Plattform wie unsere für die Branche lohnend sein kann. Denn wir beschleunigen diesen Austausch.“ Laut Rexcar richtet sich das Angebot an gut 7000 Autohäuser und beinahe 35 000 Händler – und das alleine in Deutschland.
Im Moment haben sich laut Grühsem, der bereits mit anderen Start-ups seine Erfahrungen gesammelt hat, Autohäuser in dreistelliger sowie Händler in vierstelliger Zahl auf der Plattform angemeldet. Die Plattform ist erst seit dem 1. Juli aktiv. Mit Blick darauf sagt Grühsem: „Wir sind mit der Entwicklung der ersten Wochen extrem zufrieden. Es nimmt einen sehr gesunden Prozess.“ Auch Gründer König zeigt sich im Gespräch mit unserer Zeitung zuversichtlich: „Ja, wir sind ganz gut gestartet und wachsen und werden weiter wachsen.“
Tatsächlich blickt das Ingolstädter Start-up bereits auf weitere Märkte. So groß der deutsche Markt auch sei, wolle man auch auf jenen in Tschechien, Österreich, Polen und weiteren Ländern Europas aktiv werden. „Und wir wollen irgendwann in den Markt der Firmen-Kunden hinein – also Flottenfahrzeuge. Das ist Teil unseres Plans“, betont König weiter.
Um bei der Umsetzung dieser recht ambitionierten Vorhaben die nötige Expertise zu haben, kann das Team auf ein auf der Schanz durchaus bekanntes Gesicht zurückgreifen. Tibeau Grühsem ist der Sohn von Stephan Grühsem. Der war Jahrzehnte für den VW-Konzern tätig, unter anderem als Leiter Kommunikation der Audi AG. Später wurde er Generalbevollmächtigter und Leiter Konzernkommunikation in Wolfsburg und war bis zum Schluss enger Vertrauter des ehemaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Noch heute gilt der Marketing-Profi als sehr gut in der Szene vernetzt. Wie Tibeau Grühsem, in Ingolstadt aufgewachsen, zur Schule gegangen und nach eigener Aussage weiter eng mit der Stadt verbunden, betont, sei sein Vater nicht bloß ein Werbegesicht für Rexcar. Und in der Tat tritt Stephan Grühsem offiziell als geschäftsführender Gesellschafter von Rexcar auf. „Er ist beratend tätig und jederzeit für uns erreichbar“, erklärt Sohn Tibeau.
In den Ingolstädter Büroräumen des Unternehmens ist der Ex-VW-Mann allerdings nur zu besonderen Anlässen zugegen. Hier haben vor allem König und Tibeau Grühsem ihr Refugium − und mit ihnen rund zehn weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wir haben Leute aus den unterschiedlichsten Bereichen − also nicht nur aus der Autobranche“, erklärte Tibeau Grühsem. Und das habe sich inzwischen als Vorteil erwiesen, so der Geschäftsführer.