Rexcar will Autohäuser und Händler zusammenführen

Start-up aus Ingolstadt seit Juli am Start

27.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:53 Uhr
Rexcar-Gründer und Geschäftsführer Kevin König (links) und Geschäftsführer Tibeau Grühsem. −Foto: Rexcar GmbH

Ingolstadt - Mit Rexcar drängt ein neuer Anbieter in den ohnehin schwer umkämpften Automobilmarkt. Das Ingolstädter Start-up will den Austausch von Gebrauchtwagen unter Autohäusern und Händlern mittels einer digitalen Plattform deutlich vereinfachen.

 

Das Start-up wurde   vor etwa zwei Jahren von Gründer Kevin König ins Leben gerufen. Der 34-Jährige war zuvor selbst in der Oberpfalz sowie im  Raum Ingolstadt und München  im  Gebrauchtwagenhandel   tätig. „Und dabei erkannte ich immer wieder Defizite in der Vermarktung von Fahrzeugen  unter den Händlern“, erklärt er. Rexcar ist demnach ein klassischer B2B-Anbieter. B2B steht für Business to Business − also für Transaktionen und Beziehungen zwischen Unternehmen.   Seit dem 1. Juli können Autohäuser bei Rexcar Inzahlungnahmen und Leasing-Rückläufer  und auch  weitere Gebrauchtwagen inserieren. Dann können  Händler  individuelle Angebote für diese  Autos  unterbreiten. 
Die Idee dahinter ist einfach: Nicht selten stehen ältere Fahrzeuge monatelang wie Blei auf dem Hof der Autohäuser. Vor allem markenfremde, in Zahlung genommene Fabrikate wirken oft wie ein Fremdkörper. Rexcar will es den Autohäusern nun ermöglichen,  mit anderen Händlern in Kontakt zu kommen, um solche Autos schnell  umzuschlagen und wieder in den Verkauf zu bringen. 
Neben Gründer Kevin König gehört  Tibeau Grühsem zur Mannschaft. Auch er weiß, dass  der Automobilmarkt alles andere als einfach ist – gerade in diesem Bereich: „Wir kommen auf eine Party, zu der wir gar nicht eingeladen sind“, sagt er augenzwinkernd. Es gebe eine Reihe etablierter Firmen. Jedoch sei der Markt groß genug, um „daran zu partizipieren“, so Grühsem. Wie er weiter berichtet, komme es  hin und wieder ohnehin vor, dass es einen Austausch von schwer zu verkaufenden Autos etwa unter kooperierenden  Autohändlern gebe. „Und daran kann  man sehen, dass eine Plattform  wie unsere für die Branche lohnend sein kann. Denn wir beschleunigen diesen Austausch.“ Laut Rexcar  richtet sich das  Angebot an   gut 7000 Autohäuser und beinahe 35 000 Händler – und das  alleine in Deutschland.
Im Moment haben  sich laut Grühsem, der   bereits mit anderen Start-ups  seine Erfahrungen gesammelt hat, Autohäuser in   dreistelliger     sowie Händler in vierstelliger Zahl auf der Plattform angemeldet. Die Plattform ist erst seit dem 1. Juli aktiv. Mit Blick darauf sagt Grühsem: „Wir sind mit der Entwicklung der  ersten Wochen extrem zufrieden. Es nimmt einen sehr gesunden Prozess.“ Auch Gründer König zeigt sich im Gespräch mit unserer Zeitung zuversichtlich: „Ja, wir sind ganz gut gestartet und wachsen und werden weiter wachsen.“
Tatsächlich blickt das  Ingolstädter Start-up  bereits auf weitere Märkte. So groß der deutsche  Markt auch sei, wolle man  auch auf  jenen in  Tschechien, Österreich, Polen und  weiteren  Ländern Europas aktiv werden. „Und wir wollen irgendwann in den Markt der Firmen-Kunden  hinein – also Flottenfahrzeuge. Das ist  Teil unseres  Plans“, betont König weiter. 
Um    bei der Umsetzung  dieser recht ambitionierten Vorhaben  die nötige Expertise  zu haben, kann das  Team  auf ein auf der Schanz   durchaus bekanntes Gesicht  zurückgreifen.   Tibeau Grühsem ist der Sohn von Stephan Grühsem. Der war  Jahrzehnte für den VW-Konzern tätig, unter anderem als Leiter Kommunikation der Audi AG. Später wurde er Generalbevollmächtigter und Leiter Konzernkommunikation in Wolfsburg und  war bis zum Schluss  enger Vertrauter des ehemaligen  VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn.  Noch heute gilt  der Marketing-Profi  als  sehr gut in der Szene vernetzt. Wie Tibeau Grühsem,  in Ingolstadt aufgewachsen, zur Schule gegangen und nach eigener Aussage weiter eng mit der Stadt verbunden, betont, sei sein Vater nicht  bloß ein Werbegesicht für Rexcar. Und in der Tat tritt Stephan Grühsem offiziell als geschäftsführender Gesellschafter  von Rexcar auf. „Er ist beratend tätig und jederzeit für uns erreichbar“,  erklärt Sohn Tibeau. 
 In den Ingolstädter Büroräumen des Unternehmens ist der Ex-VW-Mann allerdings nur zu besonderen Anlässen zugegen. Hier haben vor allem König und Tibeau Grühsem ihr Refugium − und mit ihnen rund zehn weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wir haben Leute aus den unterschiedlichsten Bereichen − also nicht nur aus der Autobranche“, erklärte Tibeau Grühsem. Und das habe sich  inzwischen als Vorteil erwiesen, so der Geschäftsführer.