Nürnberg
Kokos-Schlagsahne und Hanföl

Bio-Branche wächst deutlich - Biofach und Vivaness zeigen in Nürnberg Trends

12.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:34 Uhr
Veganes Eis ohne Zucker, Milch und Zusatzstoffe in Pinienholz-Schalen zeigt der Hersteller iceDate auf der Biofach. −Foto: Karmann, dpa

Nürnberg - "Wie können wir das, was wir essen und trinken, mit chemischen Giften produzieren?"

Jane Goodall, Primatenforscherin und Umweltaktivistin, fand zum Auftakt der Messen Biofach und Vivaness gestern in Nürnberg deutliche Worte. "Das intelligenteste Tier der Erde zerstört unser einziges Zuhause. " Mit einem Plädoyer für nachhaltige Methoden, Bioanbau, kleinere Betriebe und für das Wiederbeleben der über viele Jahre zerstörten Böden traf sie auf der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel auf offene Ohren.

Fast 3800 Aussteller aus 110 Ländern präsentieren sich bis Samstag auf den beiden Messen rund um Ernährung und Naturkosmetik. Rund 50.000 Fachbesucher werden erwartet. Die Aussteller haben viele Neuheiten dabei. Einer der großen Trends sind innovative Verpackungskonzepte - und dabei vor allem das Vermeiden von Plastik . "Viele Verbraucher wollen die Produkte in einer umweltfreundlichen Verpackung oder gleich ganz unverpackt haben", sagte Petra Wolf, Mitglied der Geschäftsleitung der NürnbergMesse. Sie nannte etwa Bienenwachstücher als Alternative zu Folie beim Abdecken von Lebensmitteln.

 

Auch der Markt für vegane Produkte wächst stetig - auf der Biofach gibt es zum Beispiel Butter auf Mandelbasis mit Algen, Kokos-Schlagsahne und Jackfruit-Feinkostsalate zum Probieren. Vielen Verbrauchern ist es zudem wichtig, woher die Lebensmittel kommen. Deswegen sind Produkte mit regionaler Herkunft ein weiterer Messeschwerpunkt. Zum Beispiel Reis aus Österreich, der den bewussten Einkauf eines Produkts ermöglicht, das sonst über Tausende Kilometer transportiert werden müsste.

Überhaupt Österreich: "Unser Nachbar ist mit knapp 25 Prozent Bioanteil an der gesamten Landwirtschaftsfläche weltweit in der Spitzengruppe", teilte Helga Willer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau aus Frick in der Schweiz mit. In Deutschland sind es knapp 10 Prozent. Doch der Anteil steigt stetig. "Im vergangenen Jahr ist auch die Zahl der Bio-Betriebe um 6,3 Prozent auf fast 34.000 gestiegen", sagte Marktanalystin Diana Schaack. Etwa jeder achte Landwirt in Deutschland bewirtschaftet seinen Hof inzwischen ökologisch. "Und jeden Tag stellen etwa fünf Bauern um", so Schaack.

Gleichzeitig kaufen die Menschen mehr Bio-Lebensmittel: Die Umsätze stiegen im vergangenen Jahr um knapp 10 Prozent auf fast 12 Milliarden Euro. So wird inzwischen jedes neunte Ei in Deutschland von einem Bio-Huhn gelegt. "Es ist wichtig, dass es immer mehr Menschen gibt, die mit ihrer Einkaufsentscheidung Verantwortung übernehmen", sagte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft.

Verantwortung übernehmen immer mehr Menschen auch, wenn es um Kosmetik geht - das zeigen die Trends der Naturkosmetikmesse Vivaness. Nachhaltiges findet man dort zum Beispiel bei der Mund- und Zahnpflege: Zahnseide aus nachwachsenden Rohstoffen, Ingwer-Zahnpulver und Bürsten aus Bambus. Zudem ist die Vermeidung von Müll ein großes Thema. Haar- und Duschseifen sowie Pflegeprodukte in Pulverform weisen den Weg zu einer klimaschonenden Körperpflege. Auch Hanf ist auf dem Naturkosmetikmarkt angekommen. Mehrere Hautpflegeprodukte setzen auf die Wirkung der Pflanze. So sind Hanfsamenöl, eine Hanf-Hautpflegelinie und ein Shampoo mit Hanf auf der Messe zu finden.

"Der Markt ist komplett nachfragegetrieben", berichtete Elfriede Dambacher, Eigentümerin von naturkosmetik konzepte. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz hierzulande im Bereich Naturkosmetik um 9 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro gestiegen. "Wir stehen unter positivem Druck. Es geht heute nicht mehr nur um grüne Inhalte, sondern auch um ethische Aspekte. " Diese Aspekte betonte auch Jane Goodall. "Wir können beim Kauf eines Produktes nachfragen: Woher kommt es, hat es der Umwelt geschadet, stammt es aus Kinderarbeit? Wir müssen lernen, nachhaltiger zu leben und einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. "

DK

Sandra Mönius