Tanken beim Discounter
Kleiner Service, kleine Preise?

Seit Jahren drängen Billig-Anbieter in den Kraftstoff-Markt - Der Verband MWV sieht darin durchaus Vorteile

21.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:48 Uhr
Heike Strobl
Der Automat bedient, einen Shop gibt es nicht: Der Tankstellen-Betreiber Avanti wirbt mit günstigen Preisen. Er kooperiert mit dem Discounter Aldi, auf dessen Flächen er auch in Deutschland immer öfter präsent ist - unter anderem in Gaimersheim bei Ingolstadt. −Foto: Strobl

Gaimersheim - Tanken beim Discounter - mit weniger Service, aber dafür zum "Tiefstpreis". So lautet zumindest das Versprechen. Auch im Raum Ingolstadt gibt es solche Angebote. Beispielsweise die automatisierte Tankstelle des Anbieters Avanti in Gaimersheim (Kreis Eichstätt). Was es dort jedoch nicht gibt: einen Tankwart oder einen Shop. Bezahlt wird vorab am Automaten, bei technischen Problemen ist der Service über eine Sprechanlage erreichbar - 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.

 

Dahinter steckt letztlich der Lebensmittelhändler Aldi-Süd. An insgesamt neun Standorten verpachtet der Discounter inzwischen Teile seiner Grundstücksflächen an den Tankstellen-Betreiber Avanti, der wiederum eine Tochter des österreichischen Mineralölkonzerns OMV ist. "Das Angebot wird von unseren Kunden gut angenommen. Wir planen deshalb, die Kooperation mit der Avanti Deutschland GmbH fortzusetzen und auszubauen", wie Aldi-Süd-Sprecher Tobias Neuhaus unserer Zeitung sagte. Das Ziel sei es demnach, dem "Kunden den Vorteil des besonders günstigen One-Stop-Shoppings, also einem Zusammenschluss sich ergänzender Einzelhandels- oder Dienstleistungsbetriebe an einem Standort" zu bieten. Hierzu gehöre auch die Mobilität mit den Automaten-Tankstellen von Avanti und mit mehr als 80 Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Wie die Preise an den Tankstellen zustande kommen, ist nur bedingt nachvollziehbar. Ein Großteil des Preises setzt sich nach Informationen des ADAC aus Mehrwert- und Energiesteuer zusammen und ist somit für alle Betreiber identisch. Hinzu kommen die Kosten für das Produkt von der Rohölquelle über den Transport und die Weiterverarbeitung. Der Rest stammt aus dem Preiskonzept des jeweiligen Betreibers - wo dann Avanti und Aldi ins Spiel kommen. "In der Regel arbeiten die Tankstellen bei Discountern mit einer Mischkalkulation. Das heißt, sie rechnen damit, dass im Markt nebenan noch eingekauft wird", erklärte ein Sprecher des ADAC. Vorteile bringen die Discounter-Tankstellen indes für alle Autofahrer, denn der Sprecher sagte unserer Zeitung auch: "Grundsätzlich bedeuteten eine Ausweitung des Tankstellennetzes mit mehr Betreibern, dass der Wettbewerb zunimmt und das wirkt sich häufig positiv auf den Kraftstoff-Preis vor Ort aus: Er sinkt. Die Verbraucher profitieren davon." Da die Preise über den Tag verteilt sehr stark schwanken, empfiehlt er: "Wer wirklich günstig tanken will, sollte sich online über die aktuellen Preise an allen Tankstellen in der Nähe informieren."

Sinnvoll ist Vergleichen immer - übrigens auch bei Avanti, denn billiger als andere Tankstellen in Ingolstadt ist diese letztlich nur bedingt. Betreiber wie Edeka oder Zieglmeier aus Schrobenhausen haben während einiger Stichproben häufig den selben Preis angeboten. Lediglich die großen Platzhirsche verlangen teils bis zu fünf Cent mehr je Liter.

Die unterschiedlichen Preise zeigen laut Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands in Berlin, dass es einen intensiven Wettbewerb gebe: "Deutschland ist der größte Kraftstoffmarkt in Europa. Als solcher ist er natürlich auch hart umkämpft: Verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Konzepten bieten differenzierte Angebote zu unterschiedlichen Preisen an und versuchen sich auf dem Markt zu behaupten", sagte er. Ob dies den billigen Tankautomaten am Ende auch gelinge, ist laut Küchen noch nicht absehbar.

Klar ist, dass der Verbraucher einwandfreien Sprit bekommt, ganz gleich, an welcher Tankstelle er tankt. Küchen erklärte: "Die Qualität des Kraftstoffs ist durch Gesetze und Regeln geregelt. Die geltenden Normen müssen eingehalten werden." Markenprodukte bei größeren Betreibern würden sich häufig durch zusätzliche Additive von den Kraftstoffen bei Billig-Automaten unterscheiden. Aber, so der Verbandschef weiter, auch die Tankautomaten müssen qualitativ den europäischen Normen entsprechen.

DK

Heike Strobl