Großauftrag aus dem Ministerium

04.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:13 Uhr
38 neue Eurofighter sollen für die Luftwaffe beschafft werden. Für Airbus Defence and Space in Manching bei Ingolstadt bedeutet das sichere Jahre. −Foto: Kneffel, dpa

Am Donnerstag will der Haushaltsausschuss des Bundestages über die Anschaffung von 38 neuen Kampfjets des Typs Eurofighter entscheiden. Die Zustimmung gilt als weitgehend sicher. Die Maschinen sollen schrittweise vor allem die alten Eurofighter der ersten Tranche ablösen. Für das Airbus-Werk in Manching sind das gute Nachrichten.

Manching/Berlin - Die ersten ausgelieferten Eurofighter sind in die Jahre gekommen und sollen daher mittelfristig ersetzt werden. Und hier scheint nun Bewegung hinein zu kommen. Denn am Mittwoch hat der Verteidigungsausschuss des Bundestages der Beschaffung von 38 Jets vom Typ Eurofighter zugestimmt. Die Maschinen aus dem Hause Airbus werden unter anderem im Werk von Airbus Defence and Space in Manching bei Ingolstadt gefertigt.

Die endgültige Entscheidung soll an diesem Donnerstag im Haushaltsausschuss fallen. Wie Reinhard Brandl, Ingolstädter Bundestagsabgeordneter und überdies Mitglied in den beiden Ausschüssen, gegenüber unserer Zeitung sagte, sei ein Votum der Haushälter gegen die Flugzeuge "unwahrscheinlich". Der CSU-Politiker beziffert den Auftrag mit 5,4 Milliarden Euro. Ab 2025 sollen die Jets über einen Zeitraum von sechs Jahren an die Luftwaffe geliefert werden.

Die Entscheidung wird vor allem die hiesige Luftfahrt-Industrie und die Rüstungsbranche freuen. Laut Brandl hängen aktuell 25000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt am Eurofighter-Programm - 3000 davon alleine bei Airbus Defence and Space am Standort Manching. Hinzu kommen weitere Stellen bei Unternehmen im süddeutschen Raum wie etwa Premium Aerotec, MBDA in Schrobenhausen oder aber MTU.

"Mit diesem Auftrag werden die Arbeitsplätze im nächsten Jahrzehnt gesichert", so Brandl. Und das sei ein "wichtiger Stabilitätsanker" für die gesamte deutsche Luftfahrt-Industrie, welche durch die Corona-Pandemie in eine schwere Krise geschlittert sei. Er begrüße es sehr, dass "es gelungen ist, die Vorlagen in Rekordzeit im Deutschen Bundestag zu beraten".

Bei Airbus ist die Kunde aus dem Verteidigungsausschuss mit großer Genugtuung aufgenommen worden. Der für die Verteidigungssparte zuständige Unternehmenssprecher Florian Taitsch verwies jedoch auf die noch ausstehende Abstimmung im Haushaltsausschuss. Sollten hier auch die Mittel freigegeben werden, rechnet der Flugzeughersteller, der in seinem Manchinger Werk die Endmontage der Eurofighter-Jets betreibt, mit einem Vertragsabschluss über die Herstellung der Tranche 4 für die nächsten Wochen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Gebaut würden die 38 Maschinen nach Einschätzung von Airbus wohl erst ab Mitte des Jahrzehnts. Der Auftrag aus dem Verteidigungsministerium würde in Manching die Fertigungskapazitäten für den Eurofighter bis ins Jahr 2030 im heutigen Umfang sicherstellen. Die neuen Maschinen würden laut Airbus zu einem großen Teil (33) Flugzeuge der Bundesluftwaffe aus der ersten Serie ersetzen, die vor allem in der Radartechnik nicht mehr dem neuesten Stand entsprechen und nicht ohne Weiteres nachgerüstet werden können. Drei Flugzeuge sind Versuchsträger, zwei Nachbeschaffungen.

Der Konzern wertet den bevorstehenden Abschluss laut Taitsch auch als positives Signal für den Export des Kampfflugzeugs, zumal Airbus am 18. November ein Angebot über die Lieferung von Eurofightern an die Schweiz abgeben will, die auf der Suche nach Nachfolgemodellen für ihre amerikanischen FA-18- und F-5-Modelle ist. Die Schweizer hätten durch die Genehmigung der deutschen Tranche 4 die Sicherheit, ein noch auf längere Sicht weiterentwickeltes sowie hochmodernes Flugzeug zu erwerben, wie Airbus-Sprecher Taitsch weiter betonte.

Auch Thomas Pretzl, der Betriebsratschef bei Airbus Defence and Space, begrüßte die Entscheidung gegenüber unserer Zeitung: "Die Ersatzbeschaffung der 38 Eurofighter schafft Planungssicherheit in diesen schwierigen Zeiten und sichert Beschäftigung an unseren deutschen Standorten", teilte er mit. Der Auftrag sei eines von mehreren geplanten Großprojekten. "Für die Eurodrohne und das FCAS stehen die offiziellen Beauftragungen noch aus. Nur wenn auch diese europäischen Großprojekte, wie von Angela Merkel und Emmanuel Macron initiiert, im Parlament verabschiedet sind, haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gewissheit, dass die bereits geleistete Arbeit weiter geht und wir essenzielle Zukunfts-Technologien weiter verfolgen können", meinte Pretzl.

Tatsächlich soll mit der wohl heute beschlossenen Beschaffung der 38 Eurofighter noch nicht Schluss sein. Um die ebenfalls alternde Tornado-Flotte in Zukunft außer Dienst zu stellen, sind weitere Maschinen nötig. "Langfristig sind insgesamt 93 neue Eurofighter für die Luftwaffe vorgesehen. Die zweite Bestellung von 40 weiteren Stück als Ersatz für den veralteten Tornado soll im Jahr 2022 erfolgen", erklärte Verteidigungspolitiker Brandl.

Hierfür wird aller Voraussicht nach aber nicht nur der europäische Hersteller Airbus einen Auftrag bekommen. Seit Längerem steht eine Art Doppelkauf im Raum. Denn neben weiteren Eurofightern sollen auch F-18-Jets des US-Konkurrenten Boeing beschafft werden.

DK

Bernd Heimerl, Christian Tamm