Berlin
Dreiste Werbelüge: Kinder-Tomatensauce hat zu viel Zucker

Goldener Windbeutel geht an Kinder-Tomatensauce von Zwergenwiese

03.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:28 Uhr
Übergabe des Goldenen Windbeutels an Zwergenwiese in Silberstedt. −Foto: obs/foodwatch e.V./foodwatch / Udo Fischer

Berlin (AFP) Der Negativpreis Goldener Windbeutel der Verbraucherorganisation Foodwatch geht in diesem Jahr an die Kinder-Tomatensauce des Herstellers Zwergenwiese. Mehr als 53 Prozent der abstimmenden Verbraucher wählten die Bio-Tomatensauce zur "dreistesten Werbelüge des Jahres".

Das für Kinder beworbene Produkt enthält mehr als doppelt so viel Zucker wie die meisten Tomatensaucen für Erwachsene. Der Hersteller versprach einen "konstruktiven Dialog".

"Der Bio-Pionier sollte sich an die Empfehlungen von Kinderärzten halten und nur Saucen ohne Zuckerzusatz als Kinderprodukte bewerben", erklärte Manuel Wiemann von Foodwatch. Die Tomatensauce enthält auf 100 Gramm gerechnet elf Gramm Zucker. Zum Vergleich: Beim Zwergenwiese-Produkt Tomatensauce Traditionale sind es 3,7 Gramm, bei der Tomatensauce Basilikum 5,1 Gramm.

Foodwatch übergab den Preis am Dienstag am Firmensitz des Unternehmens im schleswig-holsteinischen Silberstedt. Als "Zeichen für einen konstruktiven Dialog" reagierte der Hersteller mit der Verleihung der Goldenen Zwergenmütze. Das Unternehmen stehe für "Offenheit, Transparenz, Dialogbereitschaft und Kritikfähigkeit", erklärte Zwergenwiese. Die Kritik am Zuckergehalt der Sauce werde "sehr ernst genommen" und die Bemühungen zur Reduktion der natürlichen Süße weiter vorangetrieben.

Anfang November hatte Zwergenwiese nach der Nominierung des Produkts erklärt, es handle sich nicht um "zugesetzten Kristallzucker". Zwergenwiese setze acht Prozent Apfeldicksaft ein, außerdem enthielten Tomaten, Möhren und Zwiebeln "von Natur aus Kohlenhydrate in Form von Zucker". Für Kinder gälten indes beim Süßeempfinden "andere Maßstäbe".

Foodwatch zitierte hingegen Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach auch Zucker aus Fruchtsaftkonzentraten wie Apfeldicksaft als freier beziehungsweise zugesetzter Zucker gelte. Auch ein Experte des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin sagte demnach, auch dieser Zucker gehöre zu den "freien Zuckerarten" und sei daher nicht viel anders einzuschätzen als kristalliner Rübenzucker.

Online abgestimmt hatten knapp 70.000 Verbraucher. Auf dem zweiten Platz landete mit rund 26 Prozent der Stimmen der Drink Yakult, bei dem Foodwatch kritisiert, dass gesundheitliche Effekte nicht wissenschaftlich belegt seien. Platz drei belegt ein Karottensaft für Babys von Hipp, der in neuer Verpackung fast doppelt so viel kostet wie bisher.

Auf Platz vier kommen Wasabi-Erdnüsse von Rewe, die laut Foodwatch nur 0,003 Prozent des Gewürzes enthalten. Für den Riegel Corny Protein Lower Carb stimmten 6,5 Prozent der Verbraucher. Das Produkt erweckt laut Foodwatch nur den Eindruck eines gesunden Produkts für Sportler.

Vier der Kandidaten waren von Verbrauchern auf einer Beschwerdeplattform von Foodwatch eingereicht worden. Das Produkt Yakult stellte Foodwatch nach eigenen Recherchen dazu. Die Organisation verlieh den Schmähpreis zum neunten Mal.