INTERVIEW
"Der Nahverkehr soll wachsen"

10.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr
  −Foto: Johannes Hauser info@johannes-hauser-fotografie.de, Hauser, Johannes, Hauser, Johannes, Ing

Herr Wagner, Logistikunternehmen haben das große Problem, nicht genügend Lkw-Fahrer zu finden.

Wie ist die Situation im öffentlichen Nahverkehr?
Lars wagner: Auch in unserem Bereich ist das ein zunehmendes Problem. Es ist für alle Branchen eine Herausforderung, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass bis 2030 von 85000 Stellen rund 40000 Stellen - also fast 50 Prozent - nachbesetzt werden müssen. Allein um den Status quo zu halten, müssen diese Stellen wieder besetzt werden.

Woran merken Sie, dass es

schwieriger wird, Fahrer

zu finden?
Wagner: Wenn wir den Eisenbahnbereich als Beispiel nehmen, sehen wir, dass es derzeit im Durchschnitt 193 Tage dauert, eine Lokführerstelle zu besetzen. Vergangenes Jahr hat es durchschnittlich 167 Tage gedauert. Der Markt an Arbeitnehmern wird also kleiner, deswegen dauert es länger, Stellen nachzubesetzen.

Haben Sie - wie die Logistikunternehmen auch - das Problem des demographischen Wandels?
Wagner: Auf jeden Fall. Das Durschnittsalter des Personals im öffentlichen Nahverkehr liegt bei Mitte/Ende 40. Für uns geht es aber nicht nur darum, den Status quo zu halten.

Inwiefern?
Wagner: Der öffentliche Nahverkehr soll wachsen und mehr Marktanteile erreichen. Zum Beispiel aus Gründen des Umweltschutzes oder, um den Verkehr in Innenstädten zu verringern. Das ist ein von der Politik gewünschtes Ziel, das wir gerne umsetzen würden. Schon heute wächst die Nachfrage in den Städten um zwei bis drei Prozent pro Jahr, ohne geeignetes Personal ist das aber in Zukunft so nicht mehr möglich.

Der Beruf des Lkw-Fahrers gilt als unattraktiv für Berufseinsteiger. Ist das in Ihrem Bereich auch so?
Wagner: Wir wollen zwar auch die Attraktivität steigern, aber im öffentlichen Nahverkehr genießen die Berufe bei unseren Arbeitnehmern ein gutes Image. Es gibt viele positive Aspekte wie Tarifbindung, soziale Absicherung, unbefristete und sichere Arbeitsverhältnisse und dass die Jobs nicht ins Ausland verlagert werden können.

Wie wollen Sie dem

Fahrermangel begegnen?
Wagner: Für uns geht es eher darum, die Bekanntheit des Berufsfelds zu steigern und die Vorteile der Berufe unserer Branche besser nach außen zu kommunizieren.

Was wären die Konsequenzen, wenn das Personalproblem

nicht gelöst werden kann?
Wagner: Dann könnte es in letzter Konsequenz zu Ausfällen beziehungsweise Einschränkungen kommen. Aber zunächst wäre ein kontinuierliches Wachstum schwierig.

Lars Wagner ist Pressesprecher des

Verbands Deutscher

Verkehrsunternehmen (VDV).

Interview: Christian Missy


Fotos: Deck/dpa, VDV